Altarcoins
Das Christkind würde Altarcoins kaufen!
- Satire -


***** Brief des Bischofs T.Abernakel an Pater Pauli
anlässlich des Wettbewerbs "Sorget für Pfründe!
" *****


Lieber Bruder Pauli,

mit Interesse habe ich Deine Vorschläge zur Sanierung der Kirchenkassen gelesen und muss zugeben, dass diese mich gleichwohl fasziniert, wie auch echauffiert haben.

Dein Vorschlag analog den BITCOINS nun ALTARCOINS auszugeben, entbehrt dabei nicht einer gewissen Tollkühnheit im Geiste.

Der Realisationsvorschlag von Dir, zunächst unter den Gläubigen punzierte Blechmünzen mit dem Akronym Z.I.P. (Zahle in Frieden) gegen Spendenbargeld einzutauschen, ist ein gewisser Frevel gegenüber dem R.I.P. (Requiem in pace) und zeigt nicht gerade eine historisch spirituelle Sensibilität Deinerseits gegenüber unseren traditionellen Werten.

Besonders die Idee, als diesbezügliche Werbemaßnahme, ein 10 mal 5 Meter großes Transparent an den Kirchturm zu hängen, mit dem Slogan

WER ALTARCOINS IN SEINE BÖRSE NIMMT,

DESSEN SEELE AUS DEM FEUER SPRINGT!

kann ich nur als schlechten Witz interpretieren. Es ist schon allein dem Geist der Ökumene geschuldet, so einen Unfug zu unterlassen.

Lieber Bruder, manchmal weiß ich wirklich nicht, wie es mit Dir noch weiter gehen soll.

Ich denke da nur an Deine Vorschläge vor einigen Jahren, einen COLA-Automaten in die Eingangshalle Deiner Kirche aufzustellen, oder Bungeespringen gegen Entgelt vom Kirchturm anzubieten. Ganz zu Schweigen von der Idee einen Charity-Sackhüpfwettbewerb gegen Teilnehmer Entgelt im Klostergarten durchzuführen.

Was hast Du Dir dabei eigentlich gedacht?

So eine Kirche ist keine Pizzeria, Imbissbude oder Kirmes.
Besinne Dich und kehre zurück auf den rechten Weg des Herrn!

Gez. Bischof Dr. T. Abernakel


**** Antwort Pater Pauli *****


Lieber Bruder Bischof,

wenn ich mich Recht entsinne, hast Du vor einigen Jahren selbst den Slogan verbreitet:


"Das uns vom Herrn geschenkte Leben verlangt mutige Entscheidungen und wer mit diesen zu spät kommt, den bestraft das Leben und unser Herr ohnehin noch dazu!"

Nun komme ich mit frischen Finanzierungsideen, welche den Geist unserer Zeit reflektieren und erhalte gleich eine geistige Abfuhr.

Ich, mit Verlaub, empfinde das nicht als gerecht!

Vielleicht, habe ich Dir aber, meine Vorschläge zu neuen pekuniären Finanzierungsformen bisher nur unzureichend dargestellt. Insofern will ich gerne Kritik an mir selbst üben und im Nachfolgenden einiges erklären.

Zunächst einmal bin ich nicht direkt auf den derzeitigen virtuellen Währungswahn eingestiegen, der auch in unserer Pfarre immer mehr um sich greift. Ich wollte, ähnlich gesegneten Christopherus Plaketten, den Spendern und Gläubigen mindestens einen kleinen substanziellen Gegenwert, nämlich die ALTARCOIN Münze, zum Erwerb anbieten, wobei klar sein muss, dass der von mir diesbezüglich animierte Gläubige diesen Tausch eher wie den obligatorischen Wurf des Obolus in den Klingelbeutel interpretieren wird und weniger als Investition in Leichtmetallmünzen.

Mit Hinweis auf die katastrophale Finanzlage des Bistums und auch unserer Gemeinde, hat mich folgendes Ereignis geläutert und auf eine neue Idee gebracht.

Vor einiger Zeit sprach mich eine ca. achtjährige Lausbübin nach der Messe an und fragte mich, ob ich eigentlich auch eine Cyberwallet hätte, auf der diese mir eine Spende in IOTA transferieren könnte.

Ich sagte Ihr leicht verlegen, dass ich die Sache erst prüfen müsste und mich wieder bei Ihr melden würde, da ich überhaupt nicht verstand, worum es da ging.

Zu Hause in meiner Kemenate angekommen googelte ich erst einmal und fand heraus das IOTA, wie der BITCOIN, RIPPLE und ETHEREUM eine von über tausend sogenannten Kryptowährungen ist, welche ähnlich wie der Gotteslohn funktioniert, für den wir Geistliche ja freudig alle unsere Arbeitskraft in Liebe zum Herrn und seiner Schöpfung täglich zur Verfügung stellen. Spontan dachte ich mir damals "Was für ein Quatsch", bis ich in Erfahrung brachte, dass allein der BITCOIN schon eine weltweite Marktkapitalisierung in Milliarden US$ haben soll. Das dieser schon eine, in einigen Ländern anerkannte, Datenwährung ist, mit der man in vielen Bereichen des Lebens tatsächlich bezahlen kann.

Das Tollste war, dass ich erfuhr, dass man mittels eines Mining Prozesses eine virtuelle Währung selbst produzieren kann. Wenigstens habe ich das so verstanden, wobei sicherheitshalber noch einmal unsere Bistums-IT-Abteilung dazu befragt werden müsste.

Hochwürden!

Eine solche Gelegenheit, einen Mining Produktionsprozess zu initiieren, sollten wir uns nicht entgehen lassen!

Das Geld liegt auf der Straße!

Heben wir es auf!

Natürlich geht das bei BITCOIN und Co. nicht mehr, da wir bald, durch die Tücken des dort gebräuchlichen genialen Algorithmus von Nakamoto und Konsorten, dazu gezwungen wären, die Stromenergie eines Kleinkraftwerks aufzuwenden, um die nächsten COINs zu erschaffen. Wenn wir aber unseren eigenen COIN, den ALTARCOIN neu kreieren, dann kann eine fleißige Pfadfindergruppe praktisch über Nacht unzählige COINs mit Ihren PCs erschaffen und wir würden am Startpunkt einer klerikalen BLOCKCHAIN stehen, die sich immer weiter und immer schneller weiterentwickelt.

Am Anfang wäre der Kurs des ALTARCOINS noch klein und betuchte und weniger betuchte Gläubige könnten günstig und sozial verträglich einsteigen. Auch müssten wir eine hochgradige Volatilität in Kauf nehmen, welche aber vor Allem zulasten derer wäre, welche zu spät auf den sich beschleunigenden Zug aufspringen würden. Nach einiger Zeit hätten wir für unser Bistum dann aber ein kleines Vermögen, praktisch aus dem Nichts heraus, generiert.

Und noch etwas Hochwürden, zum angesprochenen COLA-Automaten: Schon der Mechanicus Heron von Alexandria, in seiner Eigenschaft als genialer Mathematiker und Ingenieur, hat vor 2000 Jahren einen Weihwasserautomaten im Vorhof einer Tempelanlage gebaut, welcher mit einem Münzeinwurf funktionierte. Der hat gutes Geld damit verdient.

Lieber Bruder Bischof, überdenke Deine Meinung noch einmal!

Gez. Pauli


* Antwortbrief des Bischofs T.Abernakel an Pater Pauli *

Lieber Bruder im Geiste,

erschreckt habe ich Deine Zeilen gelesen.

Sicherlich hast Du eine starke Affinität zur Welt der Währungen und Banken. Dies reicht aber nicht aus. Von einem Mann, der wie Du, vom Herrn berufen wurde, Gutes zu tun und weitsichtig zu denken, hätte ich mehr geschichtliches Wissen erwartet.

So rege ich an, dass Du Dich einmal auf das 17.Jahrhundert besinnst, wo eine Tulpenzwiebel zu gewissen Zeiten manchmal mit umgerechnet 20.000 Euro gehandelt wurde. Ein einfaches Gewächs, dessen Marktpreis, durch die vom Leibhaftigen in die Menschen eingespeiste schier unersättliche Gier, nach immer mehr Reichtum, begünstigt wurde. Ganz oben im Kurs, standen damals u. a. die Zwiebeln VIZEKÖNIG und die SEMPER AUGUSTUS, welche kurioserweise auch noch ein von einem Virus optisch entstelltes Gewächs war.

Wie dieser holländische Zwiebelwahnsinn damals ausging, dürfte hinreichend bekannt sein und sich mittlerweile auch bis in Deine Pfarre herumgesprochen haben.

Der Preis der Zwiebeln zerbrach über Nacht durch das Platzen einer Spekulationsblase und zurück blieb allgemeines Heulen und Zähneklappern, wobei auf Matthäus 13,42 verwiesen sei:

"Der Menschensohn wird Engel senden,
und diese werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die,
die da Unrecht tun
und werden sie in den Feuerofen werfen;
da wird sein Heulen und Zähneklappern. ....
........... Wer Ohren hat, der höre!
"

So hoffe auch ich, dass Du endlich hörst und Dir diesen gefährlichen Unsinn aus dem Kopf schlägst, bevor es der Erzengel Gabriel tut. Und wenn Dir dieser historische Zwiebelwahnsinn zu weit zurückliegt, dann bedenke der anderen Blasen, welche geplatzt sind, wie z. B. die Immobilienblase der Neuzeit. Bei der haben auch wir eine Menge Geld verloren.

gez. Bischof Dr. T. Abernakel

***** Antwortbrief Pauli ****


Lieber Bruder Bischof,

ich bitte um Verständnis, dass ich mich hier gegen Schwarz-Weiß-Malerei wende. Lassen wir doch unseren gnädigen Herrn zu gegebener Zeit selbst über den ALTARCOIN richten. Wenn dieser sich als Seifenblase entwickeln sollte, dann wird unser Herr diese Blase eines Tages platzen lassen.

Ich verweise hier auf das Gleichnis vom Sauerteig und Senfkorn, gemäß Matthäus 13,31f:

"Das Himmelreich gleicht dem Senfkorn,
das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist das kleinste unter allen Samenkörnern.
Wenn es gewachsen ist,
so ist es größer als alle Kräuter und wird zu einem Baum.
Und die Vögel werden kommen und wohnen in seinen Zweigen
."

Der ALTARCOIN könnte das Senfkorn werden, was zu stolzer Blüte erwächst und den Wohlstand aller (hier der Vögel) dient.

Lieber Bischof!

Ich bin weiterhin der festen Überzeugung, dass eine wiedergeborenes Christkind, erleuchtet vom Heiligen Geiste, heute zum Kauf von ALTARCOINS aufrufen würde.

Frohe Weihnachten!

Gez. Pauli

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