Der Zwerg
- Satire -

Es begab sich eines Tages, ich glaube, es war so gegen 7:30 Uhr, da klingelte es heftig an der Tür der Sakristei.

Ich öffnete die Tür und sah einen Wichtel davor stehen.

Mit schelmisch dreckig grinsendem Gesicht sah er mich an und fragte voller freundlicher Scheinheiligkeit: "Gehört Ihnen das?"

Dabei zeigte er mir ein etwa 3 kg schweres Ziegelstück, was sich angeblich vom Dach der Kirche gelöst hätte. Just sei es dann auch gleich dem Wichtel auf den Kopf gefallen, wurde mir mitgeteilt.

Ich sah näher hin und entdeckte tatsächlich eine etwa 3 cm große klaffende Wunde am Hinterkopf des Zwergen, aus der pulsierend Blut floss. Dieser musste sich wohl gerade nach einem Zigarettenstummel gebückt haben, als ihn die Vorsehung Gottes traf.

"So lieber Pastor, das geht jetzt vor Gericht", schnaufte er mir zu. Ich wies ihn natürlich gleich darauf hin, dass die Kirche Haftpflicht versichert sei.

"Ist mir doch egal", schnaubte der Gnom und wollte mir schon den buckligen Rücken zuwenden.

Da ich derzeit genug Ärger mit dem Bezirksordinarius hatte, wollte ich die Situation nicht weiter eskalieren lassen. Ob er denn mit einem Ablasszettel zufrieden sei, fragte ich ihn.

Der Zwerg blieb stehen und dachte nach. "Nun es kommt darauf an, inwieweit mir meine Sünden erlassen werden", sagte er und blickte sich verstohlen nach links und rechts um.

Ich war erschreckt von dieser gottlosen Frechheit und überlegte mir, beseelt von einer plötzlichen Versuchung Luzifers, ob ich ihm nicht besser zunächst eine Waterboarding Spezialbehandlung im Taufbecken androhen sollte.

"Mein Sohn", sagte ich, "folge mir unauffällig in den Beichtstuhl, damit Deine sündige Seele Erlösung erfährt, bevor es zu spät ist."

Der skrupellose Kerl stieg in den Beichtstuhl und offenbarte mir ein derart sündiges Leben, dass es mir äußerst peinlich war, so etwas mit anhören zu müssen.

"Nun", sprach ich, "bei derartigen Verfehlungen, musst Du mein Sohn einen weiteren Obolus für eine General-Indulgentia entrichten. Ich denke da so an ein-bis zweitausend Euro ohne Quittung, versteht sich."

In dem Beichtstuhl wurde es still!

Dann, plötzlich, hielt mir der Kerl einen Ausweis unter die Augen, auf dem stand:

"Finanzamt-Ost, Außenprüfung."

Seit diesem Tag habe ich nie wieder Geld für einen Ablass verlangt, ohne gleichzeitig auch dafür eine ordentliche durchnummerierte Quittung auszustellen.
Ich schwöre es, ........der Herr sein mein Zeuge!

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