Nijmegen
- Reisebericht/Satire -
Niederlande
Bastei-Museum
 Fort Pannerden
(2022)
- alle GPS-Angaben ohne Gewähr -

Hallo liebe Globetrotter (m/w/d),

heute möchte ich euch mal wieder etwas von meinen Reisen ins benachbarte Ausland erzählen.
Diesmal ging es nach Nijmegen (Niederlande; Provinz: Gelderland; GPS Breite 51°50'31.69"N Länge 5°51'33.78"E).

- 1. Nijmegen -

Gleich vorweg:
Fahrt da lieber im Sommer hin, denn im Winter ist es dort an der Waal manchmal schaurig nass und kalt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, sollte Regenschirm, wasserdichte d ick gefütterte Jacke, Zipfelmütze und Handschuhe nicht vergessen. Weiterhin sollte man gut zu Fuß sein. Die Niederländer haben sich darauf eingestellt und sind dort fast alle nur noch mit ihren Fietsen unterwegs. Und das anscheinend bei jeder Wetterlage!
Respekt!
Da können einem bei Minusgraden schon einmal auf dem Fahrrad die Fingerkuppen abfrieren.
Obwohl die Stadt Nijmegen auf mich im Jahr 2022 eher den Eindruck einer Einkaufsstadt machte, blickt diese jedoch auf eine mindestens zweitausend jährige bewegte Stadt-Geschichte zurück.
Mauerüberbleibsel sind vielerorts aus der Zeit des Römischen Reiches noch sporadisch vorhanden.
Mindestens seit 19 vC gab es hier römische Militärstützpunkte (u.a. Nijmegen Hunnerberg) und Siedlungen.
Manche Einheimische behaupten, dass Nijmegen die älteste Stadt der Niederlande ist, was schon seltsam erscheint, da das die Einwohner von Maastricht (GPS Breite 50°51'5.04"N Länge 5°41'29.05"E) auch behaupten. Nun ja, unsere Zunft muss hier mit Spott ganz vorsichtig sein, denn unzählige Kirchen behaupten auch die Originalknochen vom Nikolaus, als Reliquie zu haben. Die Summe der gemeldeten Knochen würde für vier Nikoläuse reichen.
So um 410 nC herum, also zurzeit des langsamen Endes des Römischen Reiches, verdünnisierten sich die Römer dort und die Merowinger (salisches fränkisches Königsgeschlecht bis ca. 751 nC) machten sich im dadurch entstehendem Machtvakuum breit.
Danach kamen die Karolinger.
Nijmegen fungierte lange als Castrum (Festung, befestigte Siedlung, Feldlager) gegen die Friesen und Sachsen.
So um 777 nC errichtete Karl der Große dort eine Pfalz (u.a. Residenzanlage für Könige und Kaiser an denen diese u.a. ihre Hoftage abhielten, auf die Jagd gingen und es bei ausschweifenden Feiern richtig krachen ließen).
Dann, so um das Jahr 800 nC herum, fiel den Normannen diese Pfalz in die Hände, was diese nicht davon abhielt, alles bei ihrem Wiederabzug bzw. Auszug niederzubrennen.
Tja, so machte man das damals und wenn man sich aktuelle Kriegsereignisse ansieht, dann fragt man sich, ob das Prinzip der "verbrannten Erde" irgendwann mal aus der militärischen Mode kommen wird.
Ab dem Jahr 1000 nC ca. entwickelte sich Nijmegen zu einer wichtigen Handelsmetropole, was kein Wunder bei der Nähe der Waal war.
Gottfried III., genannt der Bärtige, sorgte um 1047 nC dafür, dass diese Kaiserpfalz Nijmegen noch einmal niedergebrannt wurde.
Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Friedrich Barbarossa ließ dort danach (ca. 1155 nC) eine Burg (Valkhofburg, Valkhof, Königspfalz) bauen.
Heinrich VII. machte Nijmegen 1230 nC zu einer freien Reichsstadt.
1345 nC suchte die Pest die Stadt heim.
1402 nC wurde Nijmegen Hansestadt, mit dem Schwergebiet von Handelsbeziehungen Richtung Ostsee und England.
Ab ca. 1450 nC soll es dort schon ca. 10.000 Einwohner gegeben haben.
1543 nC wurde die Stadt ein Teil Spaniens (Vertrag von Venlo).
Der Valkhof wurde 1794 nC durch die Franzosen beschossen und fast zu einer Ruine gemacht.
Im Verlaufe des Wiener Kongresses (18.09.1814 bis 11.06.1815; 200 europäische Staatsmänner beraten/verhandeln über die Zukunft Europas) wurde Nijmegen 1815 nC dem Königreich der Niederlande zugesprochen.
Am 17.10.1923 nC wurde in Nijmegen die Katholieke Universiteit Nijmegen (Universität; Radboud Universiteit Nijmegen) gegründet/eröffnet.
Im II. Weltkrieg bombardierten alliierte Luftstreitkräfte Nijmegen (22.02.1944), was dort zu großen Zerstörungen führte. Ca. 800 Einwohner kamen dabei ums Leben.
Im Monat 09.1944 erlitt Nijmegen im Zuge der "Schlacht um Arnheim" weitere Beschädigungen.
Heute zählt der Großraum Nijmegen ca. 288.000 Einwohner auf einer Fläche von 57,6 km² (davon Wasserfläche ca. 4 km²). Im engeren Stadtsinne geht man von ca. 179.000 Bewohnern aus.

Rein persönliches/subjektives Fazit:
Ganz nette Stadt, aber wer diese nicht gesehen hat, hat auch nichts verpasst. Die Niederlande haben weitaus schönere Städte noch im
Angebot!



- 2. De Bastei -

In der Stadt Nijmegen sollte man, wenn es zeitlich noch hinhaut, das Museum DE BASTEI (GPS Breite 51°50'55.08"N Länge 5°52'9.18"E) besuchen. Die BASTEI war ab dem 16ten Jahrhundert eine kleine Verteidigungsanlage für Nijmegen. Für zurzeit 10 Euro Eintrittsgeld, erhält man einen historischen Einblick in die strategische Bedeutung der Stadt für Holland am Fluss Waal.
Zu besichtigen sind hervorragend restaurierte Kasematten, Kanonengänge und Mauerreste aus der Römerzeit. Audiovisuell und technisch ist man im Museum auf der Höhe der Zeit.
2-dimensionale und 3-dimensionale Animationen verschaffen den Besuchern ein schönes Museumserlebnis. Zahlreiche Tierpräparationen sind vorhanden. Darunter ein großer Mammutschädel. Das höhlenartige Museum dürfte auch für Kinder interessant sein, welche gerne durch Erdlöcher kriechen. Leider ist es vor allem auf den niederländischen Sprachraum ausgerichtet und die Ausstellungsstücke bzw. Animationen, Erklärungen sind nicht immer mit deutscher Sprache unterlegt. Deutsche Touristen dürften hier nicht die erste Zielgruppe sein.

- 3. Fort Pannerden -

In einer Entfernung von ca. 12,3 km (Luftlinie) von Nijmegen entfernt, liegt das Fort Pannerden (GPS Breite 51°52'51.27"N Länge 6° 1'36.03"E).
Natürlich bin ich da gleich auch mal hingefahren, wenn ich schon mal in dieser Gegend bin.
Der Eintritt für Erwachsene kostete im Monat 12.2022 12,50 Euro. Hinzu kamen, wahrscheinlich dank schlechter eigener Reisevorbereitungen, Kosten in Höhe von 2,80 Euro (einfache Fahrt) für die Autofähre.
Von Köln aus ist der Bunkerbau in ca. 2 Stunden mit dem KFZ zu erreichen.
In Holland gibt es sehr viele relativ unbekannte Festungsanlagen, welche auch auf die permanenten Bedrohungsängste der Holländer u.a. im Ersten und Zweiten Weltkrieg gegenüber Deutschland zurückzuführen sind.
Im ersten Weltkrieg beherbergte die Anlage Fort Pannerden ca. 300 Soldaten. Dass diese o.g. Befürchtungen der Niederländer nicht unbegründet waren, hat der Verlauf des II. Weltkriegs deutlich gezeigt.
Ohnehin war das Kräfteverhältnis ungleich damals verteilt. Beim Einmarsch der Deutschen Armee verfügte die an sich neutrale Niederlande über nur ca. 400.000 zum Teil schlecht ausgebildete Soldaten mit dazu oft noch mangelhafter Ausrüstung, 40 Panzer (Deutschland: ca. 2.400), ca. 70 einsatzbereite Kampfflugzeuge (Deutschland: ca. 3.500) und 650 Geschütze (Deutschland:ca. 7.300). Der Abwehrkampf der Niederländer dauerte u.a. deswegen nur eine Woche bis zur Kapitulation am 15.05.1940. Wenn man die gegen-seitigen Verluste beider Staaten in diesen Tagen vergleicht und in Relation, zu deren jeweiligen militärischen Potenzial setzt, kann man den damaligen kurzen Abwehrkampf der Niederländer gegen die Invasoren trotzdem als erstaunlich zäh und schmerzhaft für die Invasionstruppen bezeichnen.
Ich habe mich bei der Besichtigung in einem der menschenleeren, abgelegenen halbdunklen Bunkerräumen, mal auf eine Bank gesetzt und über Folgendes nachgedacht bzw. philosophiert:
Es ergibt sich auch mit Blick auf aktuelle militärische Krisen in unserer Welt hieraus die grundsätzliche Frage, was ein politischer Neutralitätskurs einem kleinen Land nützt, wenn es auf einen hochgerüsteten, aggressiven, menschenverachtenden und größenwahnsinnigen Gegner bzw. Nachbarn trifft, der sich an internationale Spielregeln nicht hält und Menschenrechte mit den Füßen tritt.
Inwieweit ist das Festhalten an einem strikten Pazifismus, welcher selbst militärische Selbstverteidigung ablehnt, wenn man als Staat angegriffen wird, noch zeitgemäß? Unsere unrühmliche Geschichte und die aktuellen Kriege zeigen uns, dass diese Frage vielleicht neu gesamtgesellschaftlich diskutiert werden sollte.

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Satirischer Exkurs:
Einer der Unterschiede zwischen Holländern und Deutschen ist der, dass der typische Deutsche, sobald er am Meer oder an einem Fluss einen dortigen Sandstrand sichtet, sofort anfängt, dort mit Eimerchen und Schüppchen eine Sandburg mit Gräben zu bauen. Im Gegensatz dazu, baut der Holländer dort raffinierte Festungsanlagen aus Bunkerbeton, welche noch 100 Jahre nach dem Zeitpunkt existieren, an dem die erste Meeres- bzw. Flusswelle die o.g. deutsche Sandburg schon weggeschwemmt hat. Der Holländer ist in den Jahrhunderten der Nachbarschaft mit Deutschland immer wachsam geworden, wenn er bemerkt hat, dass die Teutonen, kaum dass sie da sind, sich gleich irgendwo eingraben.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte man (Korps Luchtafweer-dienst) in der Zeit des Kalten Krieges mit der Sowjetunion von den Dächern der Festung aus den Himmel nach russischen Flugzeugen ab, da man sich nun von der UDSSR bedroht fühlte.
Später quartierten sich dort eine Zeitlang (2000 bis 2006) Hausbesetzer der Kraakbeweging ein, die die Behörden zunächst gewähren ließen. Die Kraker (Hausbesetzer) veranstalteten dort sogar einmal im Monat einen Tag der offenen Tür. Das gefiel dem zuständigen Gemeente Lingewaard (Gemeinderat) gar nicht und dieser verbot dieses. Die Eigentümerin (Staatsbosbeheer; Niederländische Staatsforstverwaltung) ging zudem erfolgreich mit den Krakern vor Gericht, weil diese die Festung in ein Museum umwandeln wollte. Die Kraker interessierte dies wenig und weigerten sich, das Fort zu verlassen. Daraufhin erfolgte am 07.11.2006 die Zwangsräumung mit Spezialeinsatzkommando und Panzern (!). Mindestens 25 Besetzer mussten das Objekt gezwungenermaßen daraufhin verlassen, kehrten aber am 25.11.2006 mit Verstärkung (nun ca. 90 Besetzer) wieder zurück. Dem total entnervten Gemeinderat war eine erneute Zwangsräumung zu teuer und so schloss man mit diesen einen Nutzungsvertrag ab. Später dann, verkrümelten sich die Festungs-Kraker irgendwann von alleine.
Fort Pannerden ist eine 150 Jahre alte Festung (Bauzeit 1869-1871; Baukosten ca. 500.000 Deutsche Mark damals).
Das Fort liegt auf einer Landzunge am Rhein bzw. an der Waal, wie die Niederländer diesen hier nennen (an der Verzweigung von Waal und Pannerdensch Kanaal). Mittlerweile hat dieser Bunkerbau den Status des UNESCO-Welterbes. Die 5-stöckige-Anlage liegt getarnt unter Erdhügeln und wird anscheinend nur von wenigen deutschen Touristen besucht.

Die dortige Besonderheit:
Man kann einen kostenlosen Autorikscha-Shuttle-Transfer-Service vom ebenfalls kostenlosen Parkplatz in Anspruch nehmen, wenn man nicht ca. 1 Km zu Fuß zum Eingang des Fort laufen möchte. Das kann bei nassen, windigen und kalten Umweltbedingungen nämlich eine sehr lange Strecke werden. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass man schon bei ca. 5 Grad minus dort das Gefühl hat, dass einem in Flussnähe die Ohrläppchen und die Nase abfrieren. Ich war heilfroh, als mich der barmherzige Tuk-Tuk-Fahrer auf halbem Weg zum Fort aufsammelte.
Der unterirdische Teil des Panzerfort hat an einigen Stellen 2,60 Meter dicke Wände, ist ca. 70 mal 75 Meter groß, hat 124 Räume und ein Labyrinth von Gängen, Türen, Tore und Treppenanlagen.
Die durchschnittliche Innentemperatur wird mit 10 Grad Celsius angegeben. Kam mir aber wärmer vor.
Ein großes bautechnisches Problem über ein Jahrhundert hinweg war das Wasser, welches immer wieder in die Anlage eindrang und teilweise kniehoch in den Gängen stand. Vermutlich führten Planungsfehler der Baumeister dazu, dass immer wieder Wasser in die Anlage sickerte.
Man hortete dort Lebensmittel für einen Monat Belagerungszeit, hatte eine eigene Bäckerei, eine Apotheke und auch ein kleines Militärkrankenhaus.

gez. Euer Pater Pauli
(Immer auf Achse im Auftrag des Herrn!)

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