Tromelin Inseln
(Frankreich)

Liebe Reisefreunde*innen,

kennt Ihr das Lied "Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord"?

Ein gewisser Just Scheu, mit politisch historisch fragwürdiger Vita, soll es 1934 geschrieben haben.

Wären die so besungenen von der Pest heimgesuchten Seeleute ca. 435 km Luftlinie damals Richtung Osten weiter gesegelt, wären diese auf der geheimnisvollen Tromelin Insel (GPS Breite 15°53'22.76"S Länge 54°31'23.61"E) gestrandet.
Eine baumlose Insel, welche an sich außer weißem Strand nur ein paar Büsche und eine Flugzeuglandebahn mit ein paar kleinen Flughafengebäuden seit ca. 1954 (GPS-Position Breite 15°53'15.49"S Länge 54°31'12.23"E) aufzuweisen hat. Eine Wetterstation namens "Station Serge Frolow" ist auch noch da.
Diese Insel ist ca. 1,65 km lang, maximal vielleicht 700 Meter breit und die höchste Erhebung dürfte 10 Meter ü.n.N. nicht überragen. Davon werden ca. 1 km allein vom Flugrollfeld belegt.

Am 31.07.1761 sank dort der mit 200 bis 300 Seelen (je nach Informations-quelle unterschiedliche Angaben) bestückte französische Sklaven-Transport-Dreimaster "Utile" der französischen Ostindien-Kompanie, welcher auf dem Seeweg nach Mauritius war.
Ca. 50 Prozent der Sklaven ertranken sofort, da deren Ladeluken Ausgänge in damals üblicher Weise von den Sklavenhändlern versperrt worden war.
Einige überlebende Franzosen und Sklaven dieser Havarie sollen sich dort angeblich über 10 Jahre lang wie Robinson Crusoe durchgeschlagen haben, nachdem diese in einem brutalen "Survival of the Fittest"-Selektionsprozess à la Charles Darwin die eigenen Reihen gelichtet hatten. Viele, vor allem die Sklaven, sollen verdurstet sein.
Wie diese Gestrandeten es damals schafften, so lange Zeit dort zu überleben ist bis heute nicht ganz geklärt, da es dort außer ein paar unvorsichtigen Seevögeln, Vogeleiern, Meeresschnecken und dann und wann eine Meeresschildkröte an sich nichts zu verspeisen gab. Aufgrund der speziellen Topografie vor Ort, war das Fischen anscheinend nur beschränkt möglich. Unter Historikern der Neuzeit wird gemunkelt, dass es dort wahrscheinlich zu Kannibalismus kam, da man auf der gesamten Insel keinen Friedhof bzw. kaum menschliche Knochenreste fand.
Ebenfalls ungeklärt ist, wie diese das Trinkwasserproblem lösten. Da Feuersteine und Kochtöpfe von Archäologen der Neuzeit dort entdeckt wurden, kann man vermuten, dass diese das Salzwasser des Indischen Ozeans aufgekocht und so zur Verdunstung gebracht haben, dass sich das Salz vom Meerwasser trennte und halbwegs trinkbares Süßwasser zurück-blieb (Verdunstung und Kondensation von Wasser). Auch soll man Hinweise auf primitive Brunnenbaubohrungen gefunden haben. Bei örtlich immerhin ca. 130 Regentagen im Jahr bestand zudem noch bei Jahrestemperaturen zwischen 20° und 30° die Möglichkeit Regenwasser zu sammeln.

Aus den hölzernen Restbestandteilen des "Utile"-Schiffswracks bauten einige der Überlebenden ein Behelfsboot zusammen und stachen damit, wahr-scheinlich Kurs 147 Grad, in Richtung des ca. 565 km entfernten Mauritius (GPS: Breite 20°14'0.07"S Länge 57°33'26.32"E) mutig in See um für die auf Tromelin zurückgelassenen Sklaven von dort Hilfe anzufordern. Man geht heute davon aus, dass diese Mauritius zwar erreichten, den dortigen Gouverneur aber nicht davon überzeugen konnten, ein Hilfsschiff in Richtung Tromelin zu schicken. Dies lag laut einigen Informationsquellen wahrscheinlich daran, dass der Gouverneur in den damals illegalen (?) Sklaventransport nicht hereingezogen werden wollte und zudem Frankreich und England sich im Krieg befanden und der Gouverneur tagtäglich einen Angriff der Engländer aus Richtung Indien erwartete. Eine Rettung der Sklaven hätte sich zudem nicht verheimlichen lassen und wäre für den Gouverneur wegen der Illegalität des Transports eventuell etwas unan-genehm gewesen.

**** Zwischenbemerkung: Diesbezüglich sei angemerkt, dass dieser Argumentation bezüglich damaliger Illegalität nicht ganz gefolgt werden kann, da die Sklaverei in Frankreich und in den französischen Kolonien im Zuge des Abolitionismus erst am 27.04.1848 offiziell abgeschafft wurde. Wieso der Transport der Sklaven nach damaligem französischem Recht illegal gewesen sein soll bleibt unklar. Einige Info-Quellen behaupten, dass noch bis 1880 afrikanische Sklaven auf die französischen Antillen verschleppt wurden. ****

So warteten die Zurückgebliebenen und warteten und warteten.... vergebens dort auf Hilfe. Die Verzweiflung war so groß, dass einige versuchten ebenfalls mit zusammen-gezimmerten Flößen zu flüchten, mit dem Ergebnis, dass man von diesen nie wieder etwas gehört hat, da die See diese wahrscheinlich verschlang. Verwunderlich ist dies nüchtern betrachtet sicherlich nicht, da bezweifelt werden darf, dass die ersten o.g. Inselflüchtlinge den auf der Insel zurückgelassenen Sklaven qualifizierte Navigationsgeräte zurück ließen. Die in diesem Seegebiet herrschenden Meeresströmungen (u.a. Agulhasstrom, Mosambikstrom) hatten zwar eine starke Nord-Süd-Ausrichtung, Reunion und Mauritius waren aber ca. 560 km und die Insel Rodrigues sogar ca. 1030 km entfernt. So eine Strecke muss man mit einem Floß und begrenzten Trinkwasservorräten erst einmal schaffen. Sollten diese überlebt haben und in stark westlicher Richtung abgetrieben worden sein, sind diese damals vielleicht im ca. 440 km entfernten Madagaskar gelandet. Aufgrund der Meeresströmung und der östlichen Küstenlänge Madagaskars (ca. 1.500 km) hätten diese eine Chance gehabt irgendwo dort an Land getrieben zu werden.

Am 29.11.1776 erreichte ein Kapitän namens "Chevalier de Tromelin" die Insel, auf der er nur noch ein paar Frauen und ein Kleinkind vorfand. Die Insel wurde nach diesem in der Folgezeit benannt.
Heute sollen auf dieser Insel, welche seit 1975 ein anerkanntes Naturschutz-gebiet ist, nur noch eine Handvoll Zivilisten leben, welche alle 60 Tage durch andere abgelöst werden.

Erstellen Sie Ihre Webseite gratis! Diese Website wurde mit Webnode erstellt. Erstellen Sie Ihre eigene Seite noch heute kostenfrei! Los geht´s