Neujahresansprache
 2011/2012
- Satire -


Den nachfolgenden Hirtenbrief schrieb ich, auf Grund unschöner aktueller Ereignisse, im Jahr 2012.

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Jahr 2011 fand in der vergangenen Nacht seinen lautstarken Ausklang. Menschen trafen sich zahlreich auf Marktplätzen und in Kneipen um gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen und den Segen des Herrn auch für das Jahr 2012 zu erflehen.

Gut, ich gebe zu, beseelt durch den üppigen Verzehr von geistigen Getränken, kam es hin und wieder zu unschönen Rangeleien und auch das eine oder andere Nasenbein dürfte lädiert ins neue Jahr transferiert worden sein.

In solchen Momenten besinne auch ich mich immer wieder auf das alte Jahr und lasse vor meinem geistigen Auge das abgelaufene Jahr noch einmal Revue passieren.

Wenn ich auf das Jahr 2011 zurückblicke, stelle ich erzürnt fest, dass unserem Berufsstand viel Leid angetan wurde. Nicht alles was in Funk und Fernsehen, in den Medien schlecht hin, so über uns erzählt wurde, entspricht der Wahrheit. Vieles wurde dramatisiert, aufgebauscht und fake news mäßig boshaft in falschen Zusammenhängen geschildert.

Zwar ist es richtig, dass einige der unsrigen ihre Seelen völlig an die Mächte der Finsternis, an die "dunkle Seite der Macht" verkauft haben,..... ach was red ich....., sagen wir es doch deutlich......., diese haben schlimme und widerliche Verbrechen begannen, doch kann man deswegen eine ganze Branche pauschal verteufeln und hektoliterweise mit Verbaljauche überschütten?

So wird schwadroniert, dass alles nur an der Ehelosigkeit liegt und das man diese abschaffen müsse. Es wird behauptet, dass diese ohnehin kein nachweisbar einleuchtendes historisches Fundament hätte.

Liebe Brüder und Schwestern, das ist falsch!!

Solche Unterstellungen basieren auf diesbezüglichen Fehlübersetzungen von diesem prähistorischem Ossi Martin. L. aus Eisleben.

Mit dem hatten wir doch nur Ärger bis heute!
Ärger seit Jahrhunderten!
Mit ihm hat doch alles damals angefangen.

Erst nagelte der irgendwelche Zettel an unsere Türen, die Leute wurden natürlich gleich aufmüpfig und fingen an wild zu protestieren, da kommt ja auch deren Name her, dann folgte auch noch die Aufklärung, die gefährliche Idee der Gewaltenteilung und zu guter Letzt auch noch die Demokratie und die daraus gewachsene bedrückende Last des globalen Relativismus, welcher zwangsläufig in einem Zustand von "Hammer und Sichel" enden wird.

Brüder und Schwestern,

was hat dieser Mann nicht alles angerichtet? So wurde zum Beispiel eine Lobpreisung von ihm auch noch falsch übersetzt mit: "Selig sind, die da arm im Geiste sind!"

Richtigerweise muss "im Geiste" durch "in der Leiste" ersetzt werden. Und dies gilt für uns bis heute!

Vollkommen unverständlich ist mir auch, dass neuerdings immer mehr Kinder zu unseren Jugendgruppenstunden mit Tränengasspray bewaffnet erscheinen. Ich frage Sie, liebe Brüder und Schwestern: "Muss so etwas wirklich sein?"

Liebe Brüder und Schwestern,

fast 2000 Jahre lang waren wir es, die nach hochnotpeinlichen Befragungen die Kritik unserer Gegner regelmäßig buchstäblich in Rauch auflösten.

Wie hätten wir uns damals auch anders wehren sollen?

Und was ist heute?

Unsere Zunft wird undifferenziert insgesamt auf den Scheiterhaufen der internationalen Presse verunglimpft und verspottet. Es hat langsam den Anschein, als hätte der organisierte Mob der Heterodoxen seit Jahrhunderten nur darauf gewartet endlich einen Grund zu finden uns den Krieg zu erklären, als würde nun alles das von diesen publiziert, was diese seit Jahrhunderten gegen uns an üblen Nachreden und Lügen zusammengetragen haben.

Brüder und Schwestern,

ich aber frage Euch, kann das, was 2000 Jahre Recht war, plötzlich Unrecht sein?

Was und wen haben wir 2000 Jahre lang nicht alles in Demut ertragen müssen?
Giordano Bruno, Hans Behem, Girolamo Savonarola, Jan van Woerden, "Cautio criminalis" und dann auch noch diesen Galileo Galilei. Auch wirklich nichts wurde uns erspart!

Ist das gerecht?

Liebe Brüder und Schwestern,

richtig und wichtig ist, dass auch wir gute Arbeit geleistet haben. Arbeit mit der wir uns jederzeit sehen lassen können! Ich möchte diese Gelegenheit einmal nutzen nur ein Beispiel aufzuführen, welches Zeugnis gibt, was wir in 2011 u. a. geschafft haben.

Da war zum Beispiel dieser ehemalige Panzergrenadier, welcher mir Anfang 2011 im Rahmen einer Waffensegnung begegnete.

Frustriert, entwurzelt, ohne Motivation, Hartz IV und auch noch frisch geschieden.

Ich hatte damals gleich erkannt, dass diesem Manne geholfen werden musste und verschaffte ihm einen leitenden Posten in einem Kindergarten, wo es damals drunter und drüber ging. Nicht zu Unrecht wurde dieser von den Nachbarn "Rabaukenhof" und "NO GO Kita" genannt. Unglaublich war, in welcher Geschwindigkeit dieser Mann den dortigen Augiasstall mit frischen Ideen ausmistete.

Die Bienengruppe wurde von ihm in LEOPARDengruppe, die Mäuschengruppe in GEPARDengruppe und die Fohlengruppe in DINGOgruppe umbenannt.

2 naturfaulen Zivildienstleistenden, welche mir schon lange auf den Geist gingen, da diese stets für schlechte Stimmung sorgten, indem diese permanent schriftliche Beschwerden über angebliche Schutzgelderpressungen in der Bienchengruppe einreichten, hat er sogleich fristlos gekündigt. Er zögerte nicht auch den Hausmeisterposten mit einem ehemaligen Mitglied der Fremdenlegion sogleich neu zu besetzen.

Als neuen Koch hatte der neue Kitaleiter, schon vom ersten Tag an, einen breitschultrigen Mann mit lauter rauer Stimme und unbekannter Herkunft eingestellt, der mir von ihm und dem neuen Hausmeister ehrfürchtig nur mit "Kasematten-Paule" vorgestellt wurde. Nachdem ich gehört hatte, dass dieser mehrfacher Küchenmeister beim internationalen Feldküchenwettbewerb geworden wäre, ausgezeichnet mit immerhin 3 goldenen Totenköpfen und das dieser zudem noch einen Sonderpreis in der Disziplin "Stilvolles Servieren eines 3-Gänge-Feldküchenmenüs unter Feindbeschuss" gewonnen hätte, stand aus meiner Sicht einer Einstellung nichts mehr im Wege.

Das ich mich in diesem nicht getäuscht hatte, bemerkte ich allein schon dadurch, dass dieser noch am Tag seiner Einstellung den verweichlichten Speiseplan des Hortes umkrempelte. Neu ins Programm aufgenommen wurden endlich kind-gerechte Speisen, welche Namen wie "Hubertustopf", "Freischärlermüsli" oder "Korvettenknackwurst mit fränkischem Haubitzengemüse" trugen. Dazu wurde den Kindern, auch zur Freude der Zahnfee, selbstverständlich regelmäßig Kommissbrot gereicht, welches diese mit köstlichem roten Kasemattentee herunterspülen konnten.

Natürlich kam ich meiner Verantwortung nach und führte einen Monat nach seiner Einstellung eine erste unangemeldete Visite durch.

Früh morgens nach der Morgenvesper betrat ich den Hort und begab mich sogleich zur Gruppe LEOPARD. Im Spielraum fand ich zwar keinen Erzieher vor, konnte mich aber davon überzeugen, dass die 2 Kinder welche ich dort vorfand, ein System der Selbstorganisation errichtet hatten, welches erstaunlich war.

So war der 10-jährige Oliver, als ich das Zimmer betrat, gerade dabei, die 3-jährige Manuela an den Haaren ziehend über den Parkettfußboden zu schleifen.

Beide waren wohl auf dem Weg zum neuen frühmorgendlichen Fahnenappell, den es pünktlich zu erreichen galt, da Kasematten-Paule die Parole ausgegeben hatte:

"Wer die Fahne nicht ehrt, ist des Frühstücks nicht wert!"

Tja, da begriffen selbst die einfältigsten Kinder, was die Stunde geschlagen hat. Der kleinen Manuela schien dies alles fürchterlich Spaß zu machen, denn sie hatte bereits ein von Freudentränen verweintes Gesicht und schrie wie am Spieß vor Lebensfreude, während Oliver diese an den Haaren hinter sich herzog und ihr dann und wann freundschaftlich mit dem Fuß kräftig in die Seite trat.

Bei aller Toleranz für eine solche Herumtoberei kam ich aber nicht umhin hier auch gewisse Gefahren zu erkennen. Deswegen baute ich mich vor dem Jungen auf und sagte laut mit erhobenen Zeigefinger: "Oliver, sei vorsichtig beim Treten, du könntest Dich verletzen. Nachher tut Dein Fuß weh und die Mama ist dann böse!"

Zum Glück kam im gleichen Moment eine Erzieherin herein und trennte die beiden voneinander, sodass Oliver unversehrt blieb.

Erstaunt von der Agilität dieses Jungen, verließ ich den Kinderhort und begab mich spontan zur elterlichen Wohnung von Oliver, um ein Schwätzchen mit den Eltern zu halten. Vielleicht hatte ich ja Glück und konnte die Eltern davon über-zeugen, dass ihr Sohn ein prächtiger Kandidat für die schlagkräftige Pfadfinder-gruppe wäre, die ich gerade neu aufbaute.

An der Eingangstür angekommen betätigte ich die Klingel, nachdem ich noch einmal meine schwarze Dienstkleidung zurechtgezupft hatte.

Nach dem zehnten Mal Klingeln flog die Tür auf.

Vor mir stand eine Frau, roter Kurzhaarschnitt, blutunterlaufene gelbliche Augen, eine Zigarettenkippe im Mundwinkel und in der rechten Hand eine geöffnete halb geleerte Flasche Johnnie Walker.

Die Frau begrüßte mich freundlich mit: "Wat willsse!?"

"Guten Tag, ich bin Herr Pater Pauli und wollte mit Ihnen und Ihrem Mann einmal über die Zukunft Ihres Sohnes reden", stellte ich mich vor.

"Gibt keenen Mann mehr!", erhielt ich als Antwort.

"Ja, wo ist denn ihr Mann?", forschte ich freundlich nach.

"Santa Fu!", hallte es noch als Antwort zurück, bevor die Mutter von Oliver die Tür vor meiner Nase wieder zuknallte.

"Komisch", dachte ich, "dieser Name kommt mir irgendwie bekannt vor."

Auch hier stellte ich einmal mehr fest, wie vorteilhaft es ist, wenn man jederzeit auf ein solides LATINUM zurückgreifen kann.

Also "Santa" hatte bestimmt etwas mit "heilig" zu tun, nur was war die Bedeutung von "Fu"?
"Fu", könnte ja eine Abkürzung von Fußball sein, kam mir in den Sinn.

Plötzlich kam mir die Erleuchtung.

"HEILIGER FUßBALL".

Das war die Lösung!

Diese arme Frau war sicherlich wieder auf einen dieser Fußballstars herein-gefallen, welche hinter jedem Weiberrock her sind und die Frauen dann zum Schluss mit ihren Kindern allein sitzen lassen.

Froh eine Lösung des Rätsels gefunden zu haben, marschierte ich noch kurz beim Hort vorbei und wies den neuen Leiter an, bei Oliver besonders viel Toleranz zu zeigen, da Kind und Mutter vom Vater verlassen wurden.

Nun, liebe Brüder und Schwestern, mehr kann man doch wirklich nicht tun!


Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes neues Jahr!
gez. Euer Pater Pauli

(annum novum faustum felicem)

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