Geleucht
-Reisebericht-
Satire


DAS GELEUCHT!

Moerser Weitsichten am "TAG DER ARBEIT".

Irgendwo am Rand des Ruhrgebiets, nahe am Rhein, im Land-schaftspark Niederrhein, da wo die Stahlkocher schon einmal Brücken sperren, wenn der Arbeitskampf nicht so richtig fruchten will und ihnen ab und zu mal wieder der Kragen platzt, wenn das Großkapital sich ihrer Meinung nach zu stur zeigt, gibt es neben Autobahntrassen, Hafenanlagen, Hochöfen und Streikkultur noch eine andere Welt.

Hier steht das GELEUCHT, da, wo man noch ehrlich ausspricht, was man denkt und die Bergmanns-Dialektik seit hundert Jahren manchmal wie folgt lautet:

THESE --> ANTITHESE --> ZAHNPROTHESE !

Konrad Adenauer soll mal gesagt haben:

"Wenn es an der Ruhr brennt, hat der Rhein nicht genug Wasser, um die Flammen zu löschen."

In der Tat!

Auch der Kumpel und der Stahlkocher benötigen nach harter Arbeit und noch härteren Tarif-Auseinandersetzungen Orte der Entspannung. Und diese gibt es sogar an Orten, wo man es vielleicht als Ortsfremder absolut nicht vermuten würde.

Hier am GELEUCHT gibt es Natur pur und schöne Plätze zum längeren verweilen. Und dies auch in CORONA Zeiten.

Vorab sei darauf hingewiesen, dass das GELEUCHT nicht mit dem GELUMPE verwechselt werden darf, da dass die Typen sind, welche dem Bergmann das GELEUCHT klauen und auch nicht zu verwechseln mit dem GEZUMPEL, da dies das ist, was der Bergmann als Mittagessen in seinem Henkelmann hat.

Also, ich habe schon eine Menge vom Ruhrgebiet gesehen, aber der Ausblick bzw. Fernblick welcher sich mir in einer Höhe von 103 Metern Über nN von der Rheinpreußen-Park-Halde (Moers-Meerbeck) bot, war schon außergewöhnlich (GPS Breite 51°28'44.64"N Länge 6°39'2.04"E).

Im Zeitraum 1963 bis 1990 kippte man hier 42.000.000 Tonnen Bergematerial (unbrauchbares Gestein, das beim Bergbau so anfällt) auf einen Haufen und erschuf einen künstlichen Berg.
An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass es im Ruhrgebiet eigentlich keine richtigen natürlichen Berge gibt. Alles, was sich über die Erdoberfläche hinaus bergähnlich zum Himmel emporstreckt, ist in der Regel eine Abraumhalde und/oder teilweise bedenkliche Altlast aus über einem Jahrhundert Industrie- und Bergbaugeschichte. Oft fragt man sich, ob unseren Behörden überhaupt durchgehend bekannt ist, was dort alles so an bedenklichen chemischen Stoffen zusammen gekippt wurde.
Herkunft dieses Abraums der Halde Rheinpreußen war die Schachtanlage Rheinpreußen V/IX, welche 1990 stillgelegt wurde. Verziert wurde diese Halde mit einem 8 Meter durchmessenden, schon von weitem sichtbaren 30 Meter hohen und 115.000 kg schweren knallrotem Turm, dem GELEUCHT. Der Lampenturm soll bis in eine Höhe von 9 Metern besteigbar sein und dort auch eine Aussichtsplattform haben.

Was ist ein GELEUCHT?

Der Kumpel im Bergbau bezeichnet alle Leuchtmittel bzw. Sicherheitslampen, welche ihm im Bergwerk zur Verfügung stehen als GELEUCHT.

Der GELEUCHT-Turm bzw. Haldenturm wird dort wohl deshalb ebenso bezeichnet, weil hier anscheinend eine turmhohe Gruben-/ bzw. Bergmannslampe dargestellt wurde und diese Kunst-installation von über 30 Lichtspots in der Nacht angestrahlt wird.

Respekt!

Hier hat ein renommierter Künstler mal ein Kunstwerk (Land-marke eingeweiht am 17.09.2007) hinterlassen, was auch wirklich zur Gegend und zu den Menschen passt.

Man kann diese Landmarken und Installationen zu Fuß, mit dem PKW aber auch auf der ca. 42 km langen "Baumkreisroute" mittels Fahrrad erreichen. Diese Radroute berührt die Gebiete

- Kamp-Lintfort (u.a. Kloster Kamp)
- Rheinberg (u.a. Rheinpromenade in Orsoy)
- Neukirchen-Vluyn (u.a. Halde Norddeutschland)
- Moers (u.a. Halde Rheinpreußen mit GELEUCHT).

Das GELEUCHT erreicht man gut, wenn man seinen PKW auf dem großen kostenlosen Parkplatz am Fuß des Berges bzw. der Halde parkt (47443 Moers Römerstraße; GPS Breite 51°28'52.87"N Länge 6°38'54.39"E). Vom Parkplatz aus gesehen steht das GELEUCHT in ca. 290 Meter Luftlinie Entfernung, Wanderkursrichtung 152 Grad. Wenn man vom GELEUCHT wieder absteigt, findet man in einer Luftlinien-Entfernung von ca. 60 Metern, vom Parkplatz aus gesehen, den unregelmäßig geformten Baerler Waldsee (GPS Breite 51°29'10.92"N Länge 6°39'7.62"E). Dieser ist ca. 850 Meter lang und ca. 350 Meter breit. Richtung Norden gibt es dann noch weitläufige Spaziermöglichkeiten im Baerler Busch (Waldgebiet) und den Lohheidesee (GPS-Position Breite 51°30'15.80"N Länge 6°39'28.10"E).

Fazit:
Sicherlich im Ruhrgebiet ein Halden-Erlebnis-Highlight mit vielen weiteren Erkundungs- und Wandermöglichkeiten.
An meinem Besichtigungstag waren auch viele Mountainbiker dort unterwegs.
Angeblich das größte "Montankunstwerk der Welt."
Der GELEUCHT-Turm thront über dem Ruhrgebiet und weist stumm darauf hin, worauf sich der heutige Wohlstand der Bevölkerung im Pott seit Anfang der Industrialisierung gründet. Nämlich auf der enormen Arbeitsleistung der arbeitenden Bevölkerung unter und über Tage, der Arbeiter, Arbeiterinnen, Angestellten (m/w/d), Handwerker (m/w/d) und freiberuflichen Dienstleister (m/w/d).

In der Übergangszeit vom 19ten zum 20ten Jahrhundert hatten es hier die Bergleute, denen so manche Hunte (Fördertransport-Karren) willkürlich weggenullt wurde, besonders schwer.

Was war "Wagennullen"?: Wenn damals (z.B. 1905nC) der Gruben-ausgangs-Kontrolleur objektiv oder oft heimtückisch rein will-kürlich feststellte bzw. behauptete, dass ein Transportkarren nicht zu 100 Prozent mit Kohle gefüllt war, wurde dieser Hunt dem Bergmann vollständige vom Lohn abgezogen. Es kam durchaus vor, dass unerfahrene Bergleute vom Kontrolleur diesbezüglich schamlos erpresst wurden, ganz nach der Devise: "Wenn Du mir nicht regelmäßig folgende Dienstleistung (u.a. Geld) erbringst, sorge ich dafür, dass Deine Tagesproduktion an Kohle regelmäßig genullt wird!"

So viel zur "guten alten Zeit"!

Gut das es Menschen gibt, welche u.a. in Gewerkschaften organisiert, hoffentlich erfolgreich, dafür kämpfen, dass so etwas nie wieder in Deutschland geschieht. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind durch das GELEUCHT aufgerufen faire Kompromisse auszuhandeln und die Zukunft einer der größten Industrienationen der Welt gemeinsam menschlich zu gestalten.
Auf die "Fragen eines lesenden Arbeiters" von Bertolt Brecht (10.02.1898 bis 14.08.1956) sei hierzu anlässlich des 1. Mai hingewiesen.

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