Singender Stein
Gelsenkirchen
- Satirischer Reisebericht -


Lieber Leser (w/m/s),

wollt Ihr mal wissen, wo Eure Steuergelder bleiben?

Nein?

Es interessiert Euch nicht die Bohne?

Egal, ich sage es Euch trotzdem.

Machen wir mal eine kleine polemische Zeitreise zurück.
Begeben wir uns einmal ins Jahr 2011 zu einem Ort (bzw. zu einem Kunstwerk), der von ortskundigen Aborigines "Singender Stein" auf "Wilder Insel" genannt wird. Also so ähnlich wie "weißes Pferd" auf "weißem Grund".

Er liegt, also zu mindestens war das im Jahr 2011 noch so und es wird heute sicherlich auch noch so sein, in Gelsenkirchen (GPS Breite 51°31'51.33"N; Länge 7° 3'8.55"E) ca. 2,8 km Luftlinie von der Veltins-Arena (GPS Breite 51°33'16.62"N; Länge 7° 4'3.56"E) dem Stadion vom zurzeit glücklosen Schalke 04 entfernt und noch näher am Gelsenkirchener Rhein-Herne-Kanal, da wo man einst das Schiffs-Schleusen-Werk (GPS Breite 51°31'50.58"N; Länge 7° 3'20.42"E) hin baute und sieht aus der Nähe betrachtet oberhalb der Eingangstür ähnlich einem traurigen grauen Elefantenkopf mit gebrochenen Rüssel aus.

Wie kommt man zum Felsklotz?

Der Ort, wo man den "Singenden Stein" aufgestellt hat, ist auch für Einheimische etwas schwer zu finden, wenn man sich dort nicht auskennt. Ich habe diesen damals nur durch Zufall gefunden.

Am besten Ihr parkt auf dem kleinen Parkplatz vor der Schleuse (GPS Breite 51°31'46.83"N Länge 7° 3'22.41"E), begebt Euch zur Kanalbrücke unterhalb des Schleusen-Towers und schlagt von dort aus gesehen einen Wanderkurs von 274,5 Grad ein. Der "Singende Stein" liegt etwa 230 Meter Luftlinie entfernt. Vom legendären - sehr zu empfehlenden - Amphitheater Gelsenkirchen (GPS Breite 51°31'19.71"N; Länge 7° 2'2.65"E), was wegen CORONA zurzeit leise geworden ist und welches sich vorher mit "Faster harder louder" Events (Rockkonzerte mit Grillen, Saufen und Zelten im Nordsternpark....) u.a. in der Heavy Metall Szene bekannt und beliebt gemacht hat, ist er ca. 1,6 km Luftlinie Kurs 52,38 Grad entfernt.

.....Nebenbei sei hier angemerkt, dass dieses Amphitheater einmal wirklich in fast optimaler Geländelage gebaut wurde, weil man hier, in der Einsamkeit der Kanalwiesen, die Boxen wirklich bis zum Anschlag aufdrehen kann ohne irgend einen Anwohner, welcher mehr auf Lederhosen, bayerische Blaskapellen Musik, Richard Wagner und Radetzky-Märsche steht, damit zu verärgern. .......Nur nebenbei sei hier auf den erstklassigen Roman von Heinrich Mann "Der Untertan" aus dem Jahr 1914 verwiesen, fast in genialer Simplizität interpretiert im Lied der Toten Hosen "UND SO WEITER...UND SO WEITER" ......Hier lautet das Festival Motto regelmäßig nicht "Horch, was kommt von draußen rein" sondern "Adieu, mein liebes Trommelfell"!
Das nächste bewohnte einsame Gehöft dürfte mindestens 400 Meter davon im Umkreis entfernt liegen. Damals ist mir dort aufgefallen, dass selbst die Maulwürfe auf den angrenzenden Kanalwiesen einen gebührenden Sicherheitsabstand von der Musikbühne halten.

Was ist der "Singende Stein"?

Es handelt sich um einen ca. 10 mal 10 mal 17 Meter großen und ca. 123 Tonnen schweren Beton-Pseudo-Felsklotz, welcher von 2 Auftrags-künstlern, mit angeblich Berliner Herkunft, einst naturgetreu nach dem Vorbild eines tatsächlich existierenden ca. 9000 km Luftlinie entfernten Felsens im Joshua Tree Nationalpark (USA, Los Angeles, Kalifornien: GPS Breite 34° 7'50.08"N; Länge 116° 2'9.98"W) als Emscherkunst-Skulptur "Monument for a Forgotten Future" in der Gelsenkirchener Post-Industrie-Pampas aufgebaut wurde.

Der Felsen wurde mit folgender Technik ausgestattet:
Wenn man von außen ein Ohr an die Felswand legte (so soll es wenigstens bis kurz nach der Einweihung gewesen sein) hörte man angeblich ca. 20 Minuten lang eine Soundinstallation in Form einer musikalischen Endlosschleife. Es sollte, so erzählt es wenigstens die Überlieferung, eine Symphonie aus der Welt der schottischen Rockband MOGWAI, von der ich vorher noch niemals etwas gehört hatte, sein.

Ich forschte mal bei YouTube nach und fand beispielhaft ein video-technisch erstklassiges Video von dieser Band mit der Bezeichnung "Ritchie Sacramento (Official Video)", welches mich erstaunte, weil ich von der visuellen Perfektion begleitet von melancholischer leicht psychedelischer Musik völlig überrascht war.
...Also Respekt! .....Die Band hat echt was drauf!

Nun unterscheidet sich aber der "Singende Stein" in einem entscheidenden Punkt von YouTube.

Wenn man bei YouTube etwas aufruft, kommt in der Regel auch Musik heraus.

Also, als ich damals mehr durch Zufall dieses monumentale Kunstwerk fand, erklang dort gar nichts. ....Okay! .....Das ist ja auch schon lange her. Vielleicht ist es heute 2021 ja schon wieder anders? ......Angekommen am "Singenden Stein" scheuerte ich mir 5 Minuten lang fast meine Ohr-muscheln am Beton ab und hörte absolut nichts. ...Ich schlich damals um den Felsen herum, klopfte einige Male zaghaft an die Außenwand und rief laut "Hallo! Ist da Jemand?...Kommt die Musik noch?" analog einem kürzlich erst aus einer Klinik entlassenen Kretin in die Felswand hinein. Doch nichts regte sich.
....Ein mir unbekannter Fahrradfahrer, voll tätowiert im Muskel T-Shirt, also so ein Revier-Arnold, kam zufällig zum gleichen Zeitpunkt vorbei geradelt, hielt dies anscheinend für eine verdächtige Handlungsweise und rief mir "Ey! Hasse irgendwelche Probleme?" vom Sattel drohend zu, was hier im Revier-Kiez ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass man sich lieber schnell verkrümeln sollte.
......Also im Jahr 2015 soll man aber noch etwas aus dem Felsen heraus gehört haben, sagt die Gerüchteküche des Reviers. ....Was ist wahr und was ist Fiktion? ....Man weiß es nicht. ...Man kann es nur ahnen. ....Viel wird erdichtet und erzählt an den unzähligen Tresen des Kiez.

Es ergaben sich damals für mich zwei Fragen:

1. Was hat den Steuerzahler dieses Monument eigentlich mal wieder gekostet?

2. Was taugt ein solches akustisches Kunstwerk, wenn es schweigt?
Irgendwie hatte ich schon öfters einmal den Eindruck, dass entlang der Emscher im Ruhrgebiet Kunstwerke im Rahmen der Renaturierung installiert werden, die einmal gut aussahen, wenn die Presse bzw. die Medien zur Einweihungsfete eingeladen wurden und kurze Zeit später ihrem Schicksal überlassen werden. Die erinnerten mich immer wieder an Papierkörbe, welche aufgestellt werden, dann aber nicht mehr entleert werden, oder an die zahlreichen Parkbänke, welche schon kurze Zeit nach ihrem erstmaligen Aufbau verrotten und verrosten.
Auf Deutsch: Wenn die Kommunen kein Geld haben diese Dinge langfristig zu pflegen, dann sollten sie diese Dinge vielleicht erst gar nicht aufbauen. Den ungepflegt sehen diese schon nach einigen Jahren ziemlich heruntergekommen aus und verschandeln optisch die Landschaft.
Damit könnte man eine Menge Steuergelder sparen.
Dazu gehören auch zahlreiche teure und sinnlose Freiluft-Tischtennisplatten im Revier, welche, wie mir Einheimische bestätigten, noch nie einen Ping Pong Schläger gesehen haben, dafür aber schon unzähligen Bierkästen trinkfreudiger Halbstarker als praktische Abstellfläche dienten.

Aber was rege ich mich eigentlich darüber auf?

Vielleicht liegt es ja daran, dass ich immer an Deutschlands Staats-schulden denken muss, die 2019 angeblich eine Höhe von ca. 1.900.000.000.000 Euro betrugen und ich mir immer wieder die Frage stelle, wie so eine stattliche Summe im Laufe der Zeit entstehen kann. Liegt es an unserem hohen Lebensstandard, der nun einmal etwas kostet?
Doch wenn ich so durch unser Land fahre und mich umsehe, dann frage ich mich manchmal, wo der ganze Wohlstand sich eigentlich manifestiert hat. Also eins ist sicher, in unseren Brücken und Straßenbelägen bestimmt nicht.
Bibliotheken, bezahlbare öffentliche Schwimmbäder, Kliniken (Krankenhäuser) werden auch immer weniger, Jugendzentren sind zu teuer und anscheinend überflüssig, da das Bier ja ersatzweise auf den o.g. Tischtennisplatten abgestellt werden kann und es draußen an der frischen Luft ohnehin gesünder ist.

...Wo ist die ganze Kohle eigentlich hin?

......Wurde sie u.a. am Hidukusch investiert? Dort, wo unsere Sicherheit laut einer Regierungserklärung vom 11.03.2004 verteidigt wird?

....Hmm, liebe Leser, habt Ihr Euch dadurch eigentlich schon in den letzten Jahren sicherer gefühlt? ....Mindestens ca. 10.000.000.000 Euro soll der "Isaf"-,"Resolute Support"-Einsatz dort bisher den deutschen Steuerzahler gekostet haben.
Der Vollständigkeit halber: Die Balkan-Einsätze (Kosovo, Kroatien, Bosnien-Herzegowina) kosteten zusätzlich mindestens 3.500.000.000 Euro. Seit ca. 1992 kosteten 50 Auslandseinsätze den Steuerzahler ca. 21.600.000.000 Euro zusammen. Über die Sinnhaftigkeit dieser Ausgaben, muss jeder von Euch, liebe Leser, selber für sich entscheiden. Das kann man, meiner Meinung nach, den Wahlberechtigten nicht abnehmen.

Fazit:
Ich war schon lange nicht mehr am Felsklotz und weiß nicht, wie die Situation vor Ort im Jahr 2021 aussieht. ...Schaut doch mal selber nach, wenn Ihr mal dort seid und dann könnt Ihr auch gleich mal prüfen, ob in der Zeit von 2011 bis 2021 das Water Closet Akronym eines zweifel-haften Witzboldes (m/w/s) (wahrscheinlich mal wieder ein Kinderstreich) an der Zugangstür zwischenzeitlich beseitigt wurde. Wenn nicht, dann würde dies meine o.g. These unterstützen, dass sich schon nach kurzer Zeit keiner mehr um die Erhaltung solcher Kunst-werke kümmert.
Man kann an dieser Stelle nur beispielhaft auf die unzähligen Denkmäler mit Ewigkeits-Pflege- und Erhaltungskosten (z.B. Kaiser-Wilhelm-I.-Reiterdenkmäler (oft Bronze-Gussfiguren), Bismarcktürme, Bismarcksäulen, Ehrenmale, Blücherdenkmäler usw. usw... ) in Deutschland hinweisen, welche sich teilweise schon in bedenklichen Erhaltungszuständen befinden und dadurch das jeweilige Stadtbild optisch verunstalten. Wobei hier natürlich überlegenswert wäre, ob man einige von diesen, nach Berücksichtigung der Vita der dargestellten Personen und der teilweise zweifelhaften Symbolik, nicht doch besser langsam aber sicher zerfallen lässt.
Aber zurück zm "Singenden Stein".
......Nebenbei, der steht in einer interessanten Industrie Gegend! ...Ein Besuch lohnt sich. ....Wieso man ein teures Kunstwerk mitten in der Kanal-Pampas installiert hat, dort wo es kaum einer findet, ist mir schleierhaft. Solche einsamen Orte sind auch allein deswegen schon problematisch, weil diese einschlägiges Klientel zu Vandalismus verleitet. Ob der Steuerzahler dies angeblich klingende Kunstwerk im Endeffekt nun ursprünglich gezahlt hat oder irgend ein Kunstmäzen ist eigentlich sekundär, da es hier mehr um das Prinzip nicht nachhaltiger Freiluft-Kunstinstallationen geht, welches sich staatlich permanent subventioniert in vielfältiger anderer Form in jeder deutschen Kommune wiederfindet.
Im Endeffekt zahlt immer der Steuerzahler die Zeche!

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Informationen laut Kulturfinanzbericht 2020 (Statistische Ämter des Bundes und der Länder):

- Die Öffentlichen Ausgaben (BRD) für Kultur und Kulturnahe Bereiche lagen im Jahr 2017 z.B. bei ca. 13.600.000.000 Euro.

- Werden die öffentlichen Kulturausgaben in Beziehung zur Anzahl der Bevölkerung gesetzt, erhält man für das Jahr 2017 einen Anteilswert Wert von ca. 138 Euro je Einwohner (m/w/s)

- Mehr als 33,33 % der öffentlichen Kulturausgaben 2017 gingen an Theater und Musik

- 584.800.000 Euro der öffentlichen Kulturausgaben 2017 gingen an die öffentlichen Kunsthochschulen

- Die Filmförderung von Bund und Ländern 2017 betrug ca. 338.000.000 Euro

- Nur ca. 18% der Ausgaben öffentlicher Kultureinrichtungen wurden 2017 auch durch Einnahmen gedeckt. Durchschnittlich hat diesbezüglich jeder Einwohner der BRD 2017 15 Euro für Kultur gezahlt.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
- Ausgaben des Bundeshaushalts in Deutschland im Jahr 2017:
ca. 325.380.000.000 Euro
- Einnahmen des Bundeshaushalts in Deutschland im Jahr 2017:
ca. 330.400.000.000 Euro

Erstellen Sie Ihre Webseite gratis! Diese Website wurde mit Webnode erstellt. Erstellen Sie Ihre eigene Seite noch heute kostenfrei! Los geht´s