Die Vernissage 2
- Satire -



Erinnern Sie sich noch an meinen Erlebnisbericht zum Besuch der Vernissage von Ribald Puschinsky?

Daran, dass ich diesem und seinem Gönner in schwierigster Situation geholfen habe sein Gesicht zu wahren?

Nein?

Ja, das hätte ich mir denken können. Was soll man auch anders erwarten?

Es ist natürlich klar, dass man das Positive und mitmenschlich Geleistete schnell vergisst, das Negative und Versagende aber für immer im Kopf behält.

Wer anderer Meinung ist, sollte sich einmal seine eigene persönliche Arbeitssituation in seinem Betrieb ansehen. Was behält ihr Chef denn im Kopf? Ihre Erfolge? Alles das was Sie unzählige Male hervorragendes als Arbeitnehmer geleistet haben? ......Im Kopf behält der doch meistens nur das Negative. Und das wird Ihnen dann am Ende des Jahres aufs Butterbrot geschmiert und dann auch noch als Mitarbeitermotivation verkauft.

Ich hatte als praktizierender Pater schon immer den Eindruck, dass mein Bischof und Chef Dr. T. Abernakel jegliches Lob, mündlicher und/oder schriftlicher Art, welches ich von einem Kirchgänger, Gläubigen, Berufskollegen und/oder einem Dritten bekommen hatte, im Jahres-Mitarbeitergespräch grundsätzlich verschwieg, dafür dort aber umsomehr alles Negative, was im Rahmen meiner normalen Missionstätigkeit im Beurteilungszeitraum üblicherweise regelmäßig so anfiel, lang und ausgiebig dort schriftlich dokumentierte und genüsslich verbal verklausuliert dort ausgiebig auch schilderte.

Gemein, erscheint es einen, wenn hierzu noch die Tendenz kommt:

Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren.

Hatte mein Bischof Dr. T. Abernakel im Verlauf des Jahres einen Fehler gemacht hieß es im Jahresgespräch immer:,,Bruder Pauli, da haben w i r aber einen Fehler gemacht." Hatte ich, wie zum Beispiel im Fall der Vernissage mit Ribald Puschinsky, ordentliches Geld für meine Gemeinde und somit auch für das Bistum rausgeschlagen, lautete der Kommentar des Bischofs:,,Das habe i c h ja mal wieder gut hinbekommen. Bruder Pauli, hätte i c h Sie nicht zur Vernissage geschickt, hätten wir 90.000 Euro verschenkt und der Holzwurm könnte weiter im Glockenturm Ihres Kirchengebäudes sein Unwesen treiben, da das Geld zur Sanierung fehlen würde!"

Zur allgemeinen Frustration damals kam noch hinzu, dass meine junge Freundschaft mit Ribald Puschinsky schneller vorbei war, als ich es mir zu jener Zeit eigentlich vorgestellt hatte.

Was war geschehen?

Aus reiner Gefühlsduselei und damals noch völlig emotional überwältigt von der Freude 90.000 Euro für die Kirchensanierung lockergemacht zu haben, hatte ich Ribald spontan ein paar Tage nach der Vernissage vorgeschlagen, eine Auftragskunstarbeit zu übernehmen.

Puschinsky sollte ein 5 mal 5 Meter großes Altarbild als Fresko anfertigen, um die Kirche von innen mit neuem Glanz zu erfüllen.

In meinen Träumen sah ich schon eine zweite Sixtinische Kapelle entstehen, welche ähnlich prachtvoll wie von Michelangelo Buonarroti so um 15 Hundert n. Chr. herum erschaffen, dem Bischof die Tränen des Neids in die Augen treiben würden.

Wenn dies gelingen sollte, dann würde Dr. T. Abernakel endlich gezwungen sein, diese Management Leistung meiner Person im nächsten Mitarbeitergespräch auch einmal schriftlich im Ergebnisprotokoll angemessen zu würdigen.

Voller Freude und Leichtsinn handelte ich mit Ribald aus, dass er in der farblichen und inhaltlichen Gestaltung des neuen Altarbildes "völlige Kunstfreiheit" hätte. Das Fresko müsste nur thematisch etwas mit Behinderten, jungen und alten Menschen, Gott und der Gemeinschaft der Gläubigen zu tun haben. Es sollte ein aktuelles Spiegelbild unserer damaligen Zeit sein und darstellen, wie die politisch religiöse Umfeldsituation, in der sich die Schäfchen unserer Kirche befanden, auf diese einwirkt.

Da ich Puschinsky beweisen wollte, wie sehr ich seinem religiös künstlerischem Feingefühl vertraute, verzichtete ich ausdrücklich auf eine Vorskizze des Altarbildes. Wir handelten nur den Preis aus und ich versprach, erst einen Tag vor der Präsentation dieses Kunstwerkes die obligatorische Abnahme des Bildes mit ihm zusammen vorzunehmen.

Wie sich später herausstellte, sollte man so etwas niemals machen!

In der Zeit der Arbeiten am Fresco wurde das Kirchgebäude von mir vorübergehend geschlossen, da ja auch vom Versteigerungserlös des Bildes RP -28-08-1963 weitere handwerkliche Sanierungen im Innenbereich des Gotteshauses von verschiedenen Handwerkern vorgenommen wurden und dies, wegen der damit verbundenen Geräusch- und Geruchsbelästigung mit einer ordentlichen Messfeier nicht im Einklang zu bringen war. Um das neue Fresko in der Entstehungsphase vor den damit verbundenen Staubemissionen und auch unangemessenen Kommentaren anderer Handwerker zu schützen, sorgte ich dafür, dass der gesamte Arbeitsbereich von Ribald mit einem großen Vorhang vom Rest des Innenbereiches der Kirche abgetrennt wurde. Er sollte dort in Ruhe arbeiten können.

Natürlich sollte dieses Altarbild in der medialen Öffentlichkeit überregional seine entsprechende Würdigung finden, sodass ich zum feierlichen Präsentationstermin reichlich Lokalprominenz, den gesamten zahlenmäßig riesigen Pfadfinderstamm (Cosmos und Baldrian) der Gemeinde, Ecclesia-International-TV und auch unverzichtbar meinen Vorgesetzten Dr. T. Abernakel einlud.

Einen Tag vor der geplanten öffentlichen Präsentation, am frühen Morgen des Tages also, welcher als Abnahmetermin mit Puschinsky vereinbart war, schritt ich voller Vorfreude in das Kirchgebäude.

Nachdem ich die schwere Eichentür aufgeschoben hatte, erkannte ich Puschinsky vorne schon am Altarbereich auf mich wartend. Die Tür schloss ich hinter mir sicherheitshalber vorsorglich ab, damit die Abnahme nicht noch durch einen anderen Handwerker gestört wurde, der mal wieder irgendetwas von seinem Arbeitsmaterial, nach Abschluss seiner Tätigkeit, vergessen hatte und dieses dann lautstark fluchend aus der Kirche herausschleppte.

Pauli (bei Ribald vor dem Altar angekommen):,,Guten Morgen Ribald, ich sehe, Du hast das Bild noch nicht enthüllt.Das ist nett, dass Du damit auf mich gewartet hast."

Puschinsky:,,Kein Problem! Ein Moment, ich ziehe dann jetzt den Schutzvorhang herunter."

Puschinsky zog am Vorhang und dieser fiel fast wie in Zeitlupe zu Boden.

Ich gebe zu, der erste Eindruck des Bildes erschlug mich fast.

Würde Michelangelo noch leben und dies Bild von Ribald sehen, so hätte er in diesem Moment die Erschaffung Adams wohl noch einmal aus Scham überarbeitet. Die Farbkomposition war von himmlischer Vielfalt und Wärme. Ribald hatte alle Vorgaben eingehalten. Die Farben, Formen, Gesichter und Gestalten flossen optisch ineinander und überlappten sich teilweise. Und das über 25 m² Bildfläche.

Auf dem Bild war sogar oben rechts ein LEO2 Panzer schwach zu erkennen und mittig ganz im Hintergrund schimmerte geheimnisvoll und vielleicht auch ein wenig bedrohlich, eine Art Atombombenexplosion durch. Vor diesem Atomblitz schienen sich Menschen aller Hautfarben unserer Erde zusammenzufinden. Vielleicht waren Sie gemeinsam auf der Flucht vor dem Krieg oder ihr bildlicher Zusammenschluss sollte Gemeinschaft in Not symbolisieren? Von unten links nach oben rechts war das Kreuz unseres Herrn in einer ca. 45-Grad-Schräglage zu erkennen. Nun das gefiel mir nicht so gut, sollte aber vielleicht darauf hinweisen, dass auch im Bereich der Religion heute einiges aus dem Lot geraten ist. Diese Interpretation wurde dadurch bestätigt, dass einige dieser Puttenwesen, welche wie barocke Engel aussahen, auf diesem Bild anscheinend versuchten, das in Schieflage geratene Kreuz des Herrn gemeinsam wieder gerade zu richten.

Wenn man genauer hinsah, konnte man gesunde und behinderte Menschen erkennen, die gemeinsam aus einem Haus kamen, welches wohl ein Altersheim darstellen sollte. Eine Figur schob sogar einen Rollator vor sich her. ......Es war fantastisch.......einfach sensationell.......bis mein Blick sich auf die linke obere Ecke des Fresko richtete.

Da war irgendetwas mit einem leicht rosa Farbton gemalt.

Ich sah einmal hin.

Ich sah zweimal hin.

Da war doch der Umriss einer Frauengestalt zu erkennen!

Ich ging 2 Meter zurück und nahm eine andere optische Betrachterposition aus einem anderen Blickwinkel ein.
.....Das durfte doch wohl nicht wahr sein!...Ich konnte es nicht glauben...

Nun war es aber klar zu erkennen, Ribald hatte einen weiblichen Akt in das Altarbild malerisch so geschickt eingefügt, dass man dies nur aus einem bestimmten Blickwinkel konturenhaft genau erkennen konnte.

Pauli:,,Lieber Ribald, Du weißt schon das, das hier eine heilige Stätte, eine Kirche ist?"

Puschinsky (im überraschten Tonfall):,,Natürlich, ich bin doch nicht blöd!"

Pauli:,,Äh Äh.....das, was ich da oben links sehe, das ist doch......da schimmert doch...ein weiblicher Akt durch..... Das ist doch nicht etwa Dein Ernst jetzt, oder?....Das kann so nicht bleiben. Das muss weg!"

Was nun folgte, zeigte exemplarisch, wie schnell man vom vertraulichen "DU" wieder beim distanzierten "Sie" ankommt, sobald es erstmalig ernste Probleme untereinander gibt.

Puschinsky (sich die Baskenmütze tief ins Gesicht ziehend):,,Also Herr Pauli, es war doch ausgemacht, dass ich "völlige Kunstfreiheit" hätte. Das war doch ausgemacht oder?"

Pauli:,,Ja, aber diese Freiheit Herr Puschinsky war eine Freiheit getragen von gegenseitigem Vertrauen. Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass die Bildgestaltung inhaltlich und formaltechnisch der Würde des Ortes gerecht wird. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Sie hier ein Bildelement verwenden, dass man sonst nur in Bunga Bunga Party Häusern als Wandschmuck wiederfindet, ich......."

Puschinsky (unterbrechend im verärgertem Tonfall):,, Das ist kein erotischer weiblicher Akt, sondern seit Jahrhunderten ein kulturhistorisch neutrales Stilmittel der Kunst! Hätte ich den Akt mit einem roten Spitzenhöschen ausgestattet, dann könnte ich Ihre Bedenken verstehen. Aber es ist schon interessant, dass Sie als Pater, kaum das Sie die Umrisse eines weiblichen Körpers sehen, hier gleich etwas Anrüchiges vermuten. Das lässt tief blicken!"

Also, ich weiß nicht genau, was Sie als Leser in einer solchen Situation denken würden. Ich fand diese Art der Argumentation von einem offensichtlich Testosteron gesteuerten Pinselschwinger schon reichlich anmaßend. Nur mühsam beherrschte ich meinen Zorn über Ribald und auch über mich selbst. Wie hatte ich nur so dumm sein können keine Planungsskizze vor der Auftragsvergabe anzufordern. Dann wäre diese Diskussion erst gar nicht entstanden. Nichts ist komplizierter und nervenaufreibender als einen Auftragskünstler nach getaner Arbeit dazu zu bringen, sein Werk noch einmal zu überarbeiten. Ganz problematisch wird es, wenn man das Kunstwerk erst einmal rechtlich abgenommen hat. Danach darf man nichts mehr am Objekt verändern, ohne die Erlaubnis des Künstlers dazu vorher eingeholt zu haben.

Pauli (mit flehender eindringlicher Stimme):,,Herr Puschinsky! Ich flehe Sie an, Ihr Werk bis morgen 10 Uhr noch einmal..... nur ......bezüglich Ihrer Aktmalerei zu überarbeiten. Um Punkt 10 Uhr kommt Bischof Dr. T. Abernakel mit Ecclesia-International-TV im Schlepptau hierhin um das Bild vor laufenden Kameras und Blitzlichtgewitter der nationalen und internationalen Presse einzusegnen. Wenn bis dahin der Schweinskram.....äh...ich meine natürlich der oberpeinliche Akt nicht verschwunden ist, kann ich gleich ein paar Tage später meine Koffer packen, da mich seine Exzellenz persönlich in die Verbannung nach Afrika oder Alaska schicken wird. .........Herr Puschinsky, das ist hier eine Kirche und nicht die Académie Colarossi!. Was wollen Sie denn überhaupt mit dem Akt ausdrücken?"

Puschinsky (genervt aufstöhnend):,,Was will ich wohl damit ausdrücken? Der hier nur schemenhaft konturmäßig grob skizzierte angedeutete Akt......."

Pauli (fortführend):,,....den Sie zudem noch in einem rosa Farbton angelegt haben, was sicherlich kein Zufall ist....."

Puschinsky (fortfahrend im fast religiös verklärtem Tonfall):,,...ist ein Symbol der Mütterlichkeit, Verletzlichkeit....der Reinheit und Unbescholtenheit....repräsentativ für eine verletzte und durch Krieg zerstörte entmenschlichte Welt, in der sich die Underdogs unserer pervertierten Industriegesellschaft solidarisieren um das Kreuz des Herrn, welches in Schieflage geraten ist, mittels der Engel des Herrn wieder aufzurichten......In soweit korrespondiert der Akt auch mit dem LEO2 Panzer oben rechts. Auf der einen Seite haben wir die Gewalt und auf der anderen Seite die Verletzlichkeit, also die Hölle und das Himmelreich, welche gegeneinander kämpfen."

Pauli:,,Das mag ja alles sein,........ aber das interessiert den Bischof morgen absolut nicht. Der will eine saubere Presse haben. Da darf nichts sündhaft Nacktes, auch nichts schemenhaft Nacktes zu sehen sein. Da wir morgen ab 10 Uhr im Hintergrund auch das halbe Altersheim in den Bänken sitzen haben, welches an der auf die Altarbildeinweihung folgende Messe teilnehmen möchte, kann ich das nicht gestatten. ....NEIN ! UND NOCHMALS NEIN!.....Die alten Leute mit Ihren Rollatoren bekommen einen Schock, wenn die das sehen, ganz zu schweige welche psychischen Folgen dies bei den ebenfalls anwesenden Jungpfadfindern des Stammes COSMOS und BALDRIAN haben wird.....Die....die....die... die Folgen sind nicht abzusehen. Wohlmöglich erklärt der Bischof die Kirche sogar durch dieses Altarbild als entweiht und verbietet das Abhalten weiterer Messfeierlichkeiten."

Puschinsky (im frechen spöttischen Lehrmeistertonfall):,,Pater Pauli, Ihr ständiges angstvolles Verweisen auf die Launen Ihres Vorgesetzten....., Verzeihung.....Ihrer hochwohlgeborenen Exzellenz Dr. T. Abernakel macht auf mich einen leicht servilen Eindruck........... Oder um es deutlicher zu sagen, mit der bildlichen Darstellung von Gewalt in der Form eines Atomblitzes oder des LEO2 haben Sie kein Problem, da auch Ihr geliebter Vorgesetzter das locker wegsteckt, kein Wunder bei den vielen Waffensegnungen,.....dafür aber mit dem historischen Stilmittel des weiblichen Aktes. Die Kreuzzüge und das Massenabschlachten von Wehrlosen und Andersgläubigen vor über tausend Jahren würden in Öl gemalt oder als Fresko in einer Kirche dargestellt keine Gewissensbisse bei Ihnen auslösen, sobald aber etwas Haut zu sehen ist, was hier ja noch nicht einmal der Fall ist, drehen Sie durch und kommen mir mit moralischen Bedenken. .....Haben Sie sich eigentlich einmal die Cappella Sistina in Rom von innen richtig angesehen? Der ADAM, dem dort der GOTTVATER an der Decke der Kapelle seinen Finger reicht, hat noch nicht einmal eine Hose an! Und der ist nicht der Einzige, der sich dort im Adamskostüm an den Wänden und der Decke munter tummelt. Wie kann das dort erlaubt sein und hier Sünde sein? Das ist doch totaler Quatsch Monsignore Pauli!"

Irgendwie kapierte Puschinsky die Realitäten in dieser Welt offensichtlich nicht. Was im Vatikan möglich ist, war noch lange nicht hier vor Ort erlaubt. Wenn der Chef einer Firma aus Wut seinen eigenen Stuhl zertrümmert, dann ist das seine Sache. Zertrümmert ein Angestellter den Sitz, dann muss dieser den Stuhl seinem Chef ersetzen oder er wird gefeuert.

Pauli (mit lauter drohender energischer Stimme):,,Ich sag es nun zum letzten Mal! Der Akt muss weg! Basta!"

Nach diesen Worten wandte sich Ribald kopfschüttelnd zur Seite und nahm ein paar Meter Abstand von mir, wohl um nachzudenken. Ich hörte ihn ca. 10 Meter weit von mir entfernt etwas von "Verdammte Auftragsmalerei" murmeln. Beim Nachdenken lief er kreuz und quer, völlig in Gedanken versunken durch das Kirchenschiff. Ich hatte mich in die erste Bank vor dem Altar gekniet und hielt erschöpft und auch gedanklich nach einer alternativen Lösung suchend beide Hände vors Gesicht. Ich erschrak, als Ribald plötzlich wieder vor mir stand.

Puschinsky (mit seltsam irgendwie heimtückischer Stimme):,,Okay Pauli! Ich werde das Bild nachbearbeiten. Aber nur unter einer Bedingung."

Pauli (voller Freude):,,Die wäre?"

Puschinsky:,,Sie verlassen jetzt für 4 Stunden die Kirche und wenn Sie wiederkommen, ist Ihr Änderungswunsch erledigt.Ich will Sie nicht dabei haben.Ich habe auch meinen Stolz."

Pauli (wohl wissend was es für einen Künstler bedeutet sein Gesicht zu wahren):,,Selbstverständlich, ich bin schon weg."

Ich verließ die Kirche und betrat diese erst nach 4 Stunden wieder zur zweiten Abnahme.

Ribald hatte Wort gehalten.

Der Akt war nicht mehr zu sehen.

Anscheinend hatte Puschinsky diesen durch eine seltsame Farbformstruktur kaschiert.

Puschinsky:,,So Monsignore, wenn Sie zufrieden sind, dann unterschreiben Sie bitte das Abnahmeprotokoll."

Pauli:,,Selbstverständlich! Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass dieses Altarbild wunderschön ist und morgen einen grandiosen Eindruck bei Funk, Medien, Bischof und Presse erzielen wird....Danke!....Danke nochmals Herr Puschinsky für Ihr Verständnis!"

Ribald sah mich kurz an, packte ein paar Sachen und das Abnahmeprotokoll zusammen und verschwand aus der Kirche mit den Worten:"So, wir sehen uns morgen um 10 Uhr."

Nachdem er gegangen war, setzte ich mich noch in die Bank vor dem Altar und betrachtete voller Stolz und Freude dieses herrliche Kunstwerk.

Nach ca. 5 Minuten der Meditation fiel von links durch das große Kirchenfenster der starke Lichtstrahl der Abendsonne auf das Fresko. Dessen Farben erstrahlten sofort in einem fast überirdischen fantastischen Lichterspiel. Es wirkte damals so, als würde unser Schöpfer sagen:,, Dies ist das Bild, an dem ich mein Wohlgefallen habe."

Doch plötzlich fiel mir was auf.

Die Stelle, wo der Akt vorher gewesen war, sah plötzlich ganz seltsam aus. Von vorne konnte man nicht viel erkennen, deshalb stieg ich aus der Bank und positionierte mich direkt so unter dem Kirchenfenster, dass ich seitlich sehr schräg auf das Kunstwerk schauen konnte.

Irgendetwas stimmte da nicht.

Ich ging näher an das Altarbild heran und bemerkte, dass dieses ganz normal aussah, solange ich den Lichtstrahl der Sonne mit meinem Rücken verdeckte.

Trat ich beiseite, konnte der Lichtstrahl auf das Kunstwerk fallen und die frühere Aktstelle sah plötzlich ganz anders aus. Eine quadratische Form war beim genaueren Hinsehen zu erkennen. Eine Form, die mir irgendwie bekannt vorkam.

Ich grübelte und grübelte, bis mich fast der Schlag der optischen Erkenntnis traf.

Sobald zu einer gewissen Tagesstunde das Licht auf diese Stelle des Kunstwerks fiel, konnte man dort bei sehr genauem Hinsehen ein schwarzweißes Quadrat von ca. 50 mal 50 cm Größe erkennen, was genauso aussah wie das damalige Streckenschild aus der Vernissage, auf der ich Puschinsky erstmalig kennengelernt hatte. Ebenfalls konnte man, wobei man schon sehr sehr genau hinschauen musste, erkennen, dass dieses Quadrat, also praktisch ein Bild 50 mal 50 cm im Altarbild 500 mal 500 cm mit "RP -28-08-1963" signiert war. Unter dem Signum stand ganz klein geschrieben noch etwas, und zwar "5. Mose 32,35", was nichts anders bedeutete als

"Die Rache ist mein; ich will vergelten!"

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