Der Exterminator
- Satire -


Es begab sich zu einer Zeit, dass meine Pastorenklause von einer Ungezieferplage heimgesucht wurde, welche mich vor ein schweres ethisch philosophisches Problem stellte, nämlich zu entscheiden, ob die Lebensrechte von Kleinstlebewesen genauso hoch einzuschätzen sind, wie die des Homo sapiens. Ich grübelte über diese wichtige Frage ca. 10 Sekunden lang nach und entschied mich dann dafür diesen widerlichen Krabbeltieren den Krieg zu erklären.

Was war geschehen?

Aufgrund der Sparmaßnahmen des Bistums war meine Dienstwohnung schon lange nicht mehr renoviert worden. Die Tapeten waren vergilbt und in einigen Ecken der Wände hatte sich erster Schimmel breit gemacht.

Auf eine diesbezügliche schriftliche Reklamation meinerseits erhielt ich die lapidar ruppige Antwort der zuständigen Bistumsstellen, dass ich mir, in meiner Score-Ranking-Position als WWP (weniger wichtiger Pastor), im nächsten Tapetengeschäft gefälligst ein paar Tapetenrollen und etwas Kleister selbst besorgen solle, da die zuständigen Budgets der Liegenschaftsverwaltung des Bistums für die nächsten fünf Jahre bereits ausgeschöpft wären.
Weiterhin könne man im Rahmen der EU-Gesetze nicht mehr so einfach irgendwelche Handwerker zu Hinz und Kunz schicken, da jede Tapezier Maßnahme zunächst EU-weit über das TED (tenders electronic daily; EU-Supplement-Portal) ausgeschrieben werden müsste. Allein eine solche Ausschreibung könne schon einmal 6 Monate dauern. Die EU-Schwellenwerte für die Ausschreibungspflicht von Handwerkerleistungen wären angeblich mittlerweile sehr niedrig angesetzt worden und würden nun auch für solche Renovierungsmaßnahmen, wie die meinige, im kirchlichen Bereich gelten. Schuld wären die Wähler, welche Parteien in das europäische Parlament gewählt hätten, die einen starken Europafanatismus vertreten würden. Weiterhin würde Schimmelbefall fast immer nur da in Wohnungen entstehen, wo nicht richtig gelüftet würde, typischerweise somit in Junggesellenwohnungen.
Als Lektüre zum Selbststudium schickte man mir nach einigen Tagen den klerikalen Junggesellen Bestseller von Prof. Dr. G.Ewitter zu:

"GUTES LÜFTEN TROTZ ZÖLIBAT
UND
FEHLENDER EHEFRAU
."

Dies alles verwunderte mich schon gar nicht mehr besonders.

Als im letzten Winter die Heizung bei mir ausfiel, wurde mir geraten, doch einfach ein zweites Paar Socken anzuziehen, dann würde mir schon wärmer werden.

Natürlich war ich als juristischer Laie zunächst einmal von dieser Abwehr-Argumentation erschlagen worden und merkte erst viel später, dass dies alles ziemlicher Käse war, den man mir in dieser Sache erzählte.

Wer kennt sich denn auch schon z. B. beim Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen und in der Vergabeverordnung aus?

Es ist schon erschreckend, dass die mir vorgesetzten Dienststellen eine angeblich so kleingeistig konzipierte Gesetzgebung der EU, als schuldigen Buhmann darstellten, weil jeder Jurist in der Liegenschaftsverwaltung des Bistums wusste, dass 99 Prozent der Wähler und auch der eigenen Pastoren vom EU-Recht keine Ahnung haben. Es heißt ja nicht umsonst, dass derjenige, der nichts genau weiß, eben alles glauben muss, was man ihm erzählt. Ja, und das habe ich dann leider auch getan.

Aber soviel sei nur am Rande erzählt.

Ich gebe zu, dass sich in meiner Dienstwohnung tatsächlich eine leichte Feuchtigkeit breit gemacht hatte, welche wahrscheinlich mit dazu führte, dass die Lepisma saccharina, welche im Volksmund Silberfische genannt wurden, immer häufiger in den Nachtstunden frech über das Parkett liefen.
Natürlich hatte ich sofort nach deren ersten Auftreten gegoogelt, was man da gegen machen könnte.

Laut Google handelte es sich hier um flinkes, flügelloses und lichtscheues Insektengesindel, dessen Sozialverhalten mit Einzelgänger bezeichnet wurde. Diese ekligen Tierchen sollten aber zum Glück keine Überträger von Krankheiten sein und eine Lebensdauer von bis zu 5 Jahre haben.

5 Jahre! Das muss man sich einmal vorstellen.

Ich weiß beim besten Willen nicht, was der Liebe Gott sich dabei gedacht hat.

Sein Name Silberfisch oder auch Zuckergast wäre dem Insekt u. a. durch seinen silbergrauen und Haifisch förmigen Körper verliehen worden. Es hätte sich im Laufe der Evolution auf die Vertilgung von Kohlenhydraten (Zucker, Stärke...etc.) spezialisiert.

Zellulosehaltige Stoffe, Klebstoffe, Textilien und Milben ständen auch auf dem Speiseplan. Gefressen würden diese Viecher leider u. a. von Ohrwürmern und Spinnen, also von anderem Getier, welches man ebenfalls nicht in der Wohnung haben möchte und deswegen spontan mit dem Hausschlappen erschlägt.
Am liebsten würde sich die Zuckergäste am häuslichen WC-Bereich, also im Badezimmer und in der Nähe von Kühlschränken aufhalten, schrieb eine Google Quelle.

Dies konnte ich bestätigen, da ich selbst zahlreich diese Kreaturen, in aller Herrgottsfrühe, an meinem 800 Liter Bierkühlschrank herumturnen gesehen hatte. Und das ging gar nicht!

Zunächst versuchte ich das Viehzeug mit handelsüblichen Köderdosen zu bekämpfen, was aber nur dazu führte, dass ich eine Menge Geld für mäßigen Erfolg ausgab. Auch eine mir empfohlene Kartoffelfalle mit Honig brachte keine Linderung der Situation, sondern führte nur dazu, dass ich aus Versehen in den Honig trat und diesen im Küchenraum gleichmäßig verteilte. Ein Gegenangriff meinerseits mit gefühlt einem Hektoliter Lavendellösung, Verteilen von Mehl- und zucker- bestäubten Feuchttüchern in der gesamten Behausung wurde ein Rohrkrepierer. Das leichtfertige Wischen der Böden mit einer starken Salmiakwasserlösung, .....unser Herr im Himmel mögen den bestrafen, welcher mir dies geraten hatte........, führte zu einem übel stechend beißenden Gestank, tagelangen Kopfschmerzen und zu einem Rettungseinsatz der Berufsfeuerwehr mit Gasmaskeneinsatz, welche eine diesbezüglich bedenklich hohe Luftkonzentration in meinen Räumen feststellte. Im Endeffekt hielt mir ein Feuerwehrmann mit erhobenen Zeigefinger noch eine kindergartenreife Standpauke, dass man mit Ammoniumhydroxid, Ammoniumchlorid bzw. Salmiakgeist nicht spaßen solle und ich den gesamten Einsatz nun bezahlen müsste.

Danach hatte ich es satt!

In der Tageszeitung las ich dann von einer Exterminus Massaker GmbH & Co.KG, welche mit dem Slogan warb:

"Kaum gesichtet.

Schon vernichtet!

Moderne Insektenvernichtung auf ökologischer Basis.

Unsere Mitarbeiter kommen mit diskreten Fahrzeugen

und garantieren immer einen erfolgreichen Einsatz!"

Das war ganz nach meinem Geschmack. Schließlich ist es ja einem irgendwie unangenehm, wenn alle Nachbarn gleich Bescheid wissen, wenn Lieferwagen mit eindeutigen Aufklebern direkt vor dem Haus parken.

Ich rief damals bei dieser Firma an und vereinbarte einen kurzfristigen Besuchstermin bei mir vor Ort.

3 Tage nach meinem Anruf hielt mit quietschenden Reifen, schrill lauter Theo Kojak Manhattan-Süd Polizei Sirene und blinkendem gelben Signallicht ein VW-Bully vor meiner Haustür, welcher in grell roter Leuchtfarbe auch noch folgende Banner-Aufschrift trug:

"Ratte oder Silberfisch?

Exterminus fegt es vom Tisch!"

Also, einen diskreten Aufmarsch dieser Schädlingsbekämpfer hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt.

Dem unauffälligen Lieferwagen entsprang ein kleinwüchsiger, sehr drahtig wirkender Schädlingsbekämpfer in voller Camouflage Kleidung inklusive TRMRBC (Tactical Ripstop military round brimmed cap) Kopfbedeckung der mich phänotypisch irgendwie an einen reanimierten Zombie erinnerte und welcher sich so lautstark an der Eingangstür als Mario Filzlaus vorstellte, dass es jeder Nachbar in hundert Meter Entfernung hören konnte.

Damit nicht noch mehr Nachbarn auf meine Misere durch den Werbebanner-Bus und seinen nicht gerade kleinlauten Fahrer aufmerksam wurden, bat ich diesen schnell herein.

Pauli (ironisch, verlogen freundlich und die Verärgerung unterdrückend): "Ja das ist ja schön, dass Sie so schnell und vor Allem so diskret zu mir gekommen sind!"

Filzlaus (stakkatohaft auflachend): "Hahaha, Herr Pauli, wir tun was wir können. Unsere Devise ist Veni, vidi, vici und dem Getier gegenüber noch No mercy und, bevor ich es vergesse: Schönster Sport? .......Mückenmord! .......Hahaha!"

Pauli: "Das ist ja schön, ich glaube, ich zeige Ihnen gleich erst einmal die Stellen in der Wohnung, wo die Silberfische ständig auftauchen."

Filzlaus (ungefragt seine umgehängten schmuddeligen Arbeitstaschen auf den Teppich im Eingangsbereich abstellend): "Das ist nicht nötig. Bin vom Fach und nehme gleich selbst die Witterung auf. ........Hahahaha!."

>>> Ich gebe zu, dass mir dieses unnatürliche Gelache schon zu diesem frühen Zeitpunkt auf den Geist ging.<<<

Pauli: "Ja, dann sehen Sie sich gleich mal selber in der Wohnung selbst um. .....Kann ich Ihnen erst einmal einen Kaffee anbieten?"

Filzlaus: "Herr Pauli, erst kommt die Arbeit und dann das Vergnügen. Zunächst wenden wir uns direkt den kleinen Krabbeltieren zu."

>>> Direkt nach diesen Worten ging Mario in die Knie und begann wie ein Drogenhund der Polizei schnüffelnd auf allen Vieren durch die Wohnung zu robben. Dabei hielt er Augen und Nase stets dicht am Bodenbelag und schwenkte seinen Kopf rhythmisch um 180 Grad von rechts nach links. >>>

Pauli (nach einer Weile): "Na? Sehen Sie schon was?"

Filzlaus (kriechend inzwischen in meinem Schlafzimmer angekommen):"Wozu benötigt ein Pastor eigentlich ein Doppelbett? ......Hahahahaha!"

Pauli:"Die eine Seite ist für mich und die andere für den Heiligen Geist."

Filzlaus (weiter über den Boden kriechend): "Hahahaha! ...Gute Antwort! Der Kandidat hat 10 Punkte. ..........Nein, ich sehe noch nichts, aber ich ahne schon etwas."

Pauli: "Aha. Sie ahnen etwas. Das ist aber schön. .....Was haben Sie eigentlich beruflich gelernt? Waren Sie schon immer Schädlingsbekämpfer oder vorher Komiker?"

Filzlaus (nun kriechend in der Küche angekommen und nicht ohne Stolz in der Stimme): "Fensterputzer, Gebäudereiniger habe ich gelernt, dann Umschulung zum Kammerjäger und Exterminator. Hahahahaha!"

Pauli: "Und wie lange dauert so eine Umschulung?"

Filzlaus: "Also bei mir hat das nur 14 Tage gedauert, danach war ich Top fit."

Pauli: "Ich habe schon selbst alles mögliche versucht, um die Biester wieder loszuwerden und habe sogar Klebefallen aufgestellt."

Filzlaus (im verächtlichen Tonfall): "So ein Quatsch! .....Klebefallen, ......das ist was für Warmduscher. ......Mit Klebefallen gewinnt man maximal Schlachten, aber nicht den Krieg. Da kann man ja gleich mit dem Schlappen in der Hand den Viechern auflauern und dann zuschlagen. .....Das ist so etwas wie die Eimerkette bei der Feuerwehr. Tiefstes Sibirien. Schwere Steinzeit. So was machen nur Amateure. .......Apropos Erschlagen mit den Hauspantoffeln. Ich hatte mal einen Kunden, der hatte auf seinem Bett gerade frische neue flauschige Biberbettwäsche aufgezogen, als der darauf eine Bettwanze entdeckte. Spontan hat er diese dann in Panik auf dem Bett gleich mit seinem Haus-Schlappen erschlagen. Leider war er kurz vorher damit beim morgendlichen Zeitung holen in Hundeschei....äh.., Sie wissen schon, getreten. Da war die Biberbettwäsche dahin. .... Hahahahahaha!"

Pauli: "Und was halten Sie von diesen alternativen Öko-Produkten zur Schädlingsbekämpfung?"

Filzlaus: "Gar nichts! Funktioniert alles nicht und ist nicht nachhaltig."

Pauli: "Es soll auch Hunde geben, welche die Zuckergäste riechen und aufspüren können."

Filzlaus: "Hahahahahaha! Ich lache mich schlapp. .....Jetzt mal ohne Scherz, so einen hatte mal mein Chef dazu abrichten lassen. Der hat dann geschnuppert und geschnuppert und ist mit der Zunge an einer Klebefalle beim Kunden hängen geblieben. Da das damals keiner sofort bemerkt hat, hat der Köter in Panik versucht die Pappfalle aufzufressen. ....Dann ist dem Tier kurz danach schlecht geworden und der hat im hohen Bogen auf den Persianer vom Kunden gek....."

Pauli (den Redefluss unterbrechend): "....Ja, Herr Filzlaus....ist gut, ....das reicht schon, erzählen Sie bitte nicht weiter, sonst wird mir auch gleich schlecht."

Filzlaus: "Hahahaha!"

>>zwischenzeitlich war der Exterminator zum Kühlschrankbereich der Einbauküche gekrochen und man konnte sehen, wie er noch auf dem Boden schnüffelnd plötzlich gefährlich rötlich hervortretende Augäpfel bekam >>

Pauli (erschreckt und neugierig): "Sie sehen aus, als hätten Sie etwas entdeckt."

Filzlaus (lautstark hyperventilierend, im eindringlichem Tonfall mit dem Zeigefinger in Richtung der Fußblende des Kühlschranks zeigend): "Da! ........Da ist was! ......Ich kann es regelrecht spüren! ......Ich kann es riechen! .....Da! Dahinter verstecken sich die Biester. .....Wir müssen die Blende abnehmen um an deren Nester ran zukommen."

Pauli (wenig begeistert): "Ja, bekommen Sie die Blende denn hinterher wieder richtig arretiert?"

Filzlaus: "Also garantieren kann ich das nicht, aber Sie müssen sich schon entscheiden, was Ihnen wichtiger ist Herr Pauli."

Pauli (nach kurzem Zögern): "Na gut, es hilft ja nichts, machen Sie das Brett weg und schauen Sie nach."

<<Der Schädlingsbekämpfer wartete kaum ab, bis ich ausgesprochen hatte, zog einen langen Schraubendreher aus der Tasche und hebelte die Abdeckung aus der Halterung. Dann steckt er den Schraubenzieher zurück, fischte eine kleine Stabtaschenlampe aus seiner Hosentasche und leuchtete in den Hohlraum unterhalb des Kühlschrankes.>>

Filzlaus: "Herr Pauli? ...Gestatten Sie mir eine offene Frage?"

Pauli: "Nur zu, wenn es der Wahrheitsfindung dient."

Filzlaus: "Wann haben Sie hier unterhalb des Kühlschranks, zum letzten Mal sauber gemacht? ........Hier ist ja alles so voller Staub, dass man gar nichts mehr sehen kann."

Pauli: "Hä? Wer wischt denn unter seiner Einbauküche regelmäßig Staub? .....Ich montiere dafür doch nicht alle 3 Monate die Sichtblenden ab."

Filzlaus: "Tja, dann muss man sich natürlich nicht wundern, dass die Insekten angelockt werden. ......So, ich wische dort erst mal etwas sauber und dann sehen wir weiter."

>> Nachdem der Camouflage-Typ den Staub weggewischt hatte, starrte dieser mindestens 2 Minuten in den Hohlraum hinein, ohne einen Laut von sich zu geben >>

Pauli (ungeduldig): "Haben Sie was gefunden? Können Sie was sehen?"

Filzlaus (mit plötzlich emotional hoch erregter Stimme) : "Da ist nichts. ...... Doch! .....Da bewegt sich etwas. ......Eindeutig, ........das ist eine Blatta orientalis, ....... ungefähr 3 cm groß. .......Verdammt! Jetzt ist sie in einem Mauerloch verschwunden."

Pauli: "Eine Blatta.....was?"

Filzlaus (laut und voller Begeisterung): "Blatta orientalis! .......Eine gemeine Küchenschabe! .......Also, so eine Art Küchen-Kakerlake. ....Dolle Biester! .......Ganz hier nach der Devise

"Mitten im Brotkorb

unter Gottes Gabe,

wohnt die kleine

Küchenschabe"


....Die sind bis zu 6 Kilometer pro Stunde schnell und die gibt es schon seit mindestens 350 Millionen Jahren auf der Erde. Die haben sogar die Atombombenexplosionen auf dem Bikini-Atoll überlebt. ........Verdammt! Nun haben Sie ein echtes Schädlingsproblem Herr Pauli!"

Pauli (im enttäuschten Tonfall): "Was? Sie hatten doch gesagt, Sie hätten dort nur Silberfische gerochen und gespürt."

Filzlaus (kleinlaut den Augenkontakt zu Pauli meidend): "Also ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich "nur" gesagt habe. Und auch wenn, ......äh....man kann sich ja mal irren."

Pauli: "Und was ist jetzt mit der Blende? Und wie kriegen wir dieses Blatta-Ungeziefer weg?"

Filzlaus: "Die Blende mache ich Ihnen zunächst wieder fest."

>> Filzlaus versuchte danach 10 Minuten lang, wild fluchend, vergeblich die von Ihm entfernte Sichtblende wieder arretiert zu bekommen und legte diese dann frustriert bei Seite >>

Pauli: "Klappt es nicht?"

Filzlaus (kleinlaut): "Ja, also, ich bin kein Küchenmonteur, sondern Exterminator. Am besten Sie lassen das von der Firma wieder anbringen, bei der Sie auch die Küche damals gekauft haben."

Pauli: "Soll das ein Scherz sein? Und wer zahlt das?"

Filzlaus: "Wir von der Exterminus Massaker GmbH & Co.Kg übernehmen solche Remontage Kosten laut unseren allgemeinen Geschäftsbedingungen leider nicht. Da steht deutlich unter Paragraf 8 Absatz 4, dass wir für Kollateralschäden keine Haftung übernehmen."

Pauli: "Und jetzt?"

Filzlaus: "Da sich die Tierchen anscheinend bei Ihnen geschickt ihrem gerechten Schicksal zu entziehen versuchen, müssen wir härtere Maßnahmen ergreifen."

Pauli (spöttisch): "Lassen Sie mich mal raten, als Nächstes montieren Sie alle Abwasserleitungen ab und schauen in den Rohren nach, ob darin was krabbelt. Und zu guter Letzt kann ich dann sehen, wie ich die Rohre wieder dran montiert bekomme."

Filzlaus: "Hahaha! .......Nein, das machen wir nicht, aber nun geht es den Tierchen endgültig an den Kragen. Wir müssen hier SUPER-ISOOCTAN-DELUXE großflächig versprühen."

Pauli (ängstlich nachforschend): "Was ist das für ein Zeug? Ich hatte mit der Feuerwehr schon einmal Ärger wegen einer einfachen Salmiaklösung, die auch nichts gebracht hat und ein Teppich hat sich durch den Mist auch teilweise aufgelöst."

Filzlaus: "Der Wirkstoff führt bei Menschen zu einer stärkeren Müdigkeit, bei den Krabblern aber zum friedlichen Tod durch Hinweg schlafen. ......Das Zeug hat nur einen Nachteil."

Pauli: "Und der wäre?"

Filzlaus: "Nach dem Versprühen müssen 24 Stunden lang alle Fenster geschlossen werden, damit das Zeug auf die Tiere auch noch in deren letzten Schlupfwinkeln einwirken kann und danach muss sieben Tage und sieben Nächte lang die gesamte Wohnung gelüftet werden, damit das nach Benzin riechende Zeug sich verflüchtigt und kein Mensch Schaden nimmt. Ob danach alle Rückstände weg sind, weiß niemand so richtig. ...Dann und wann kann es auch mal zur Verfärbung von Kunststoffmaterialien kommen. ....Also die Lepisma saccharina bekommen wir damit wahrscheinlich vernichtet, aber bei den Blatta orientalis bin ich mir da nicht so sicher. .....Wie gesagt, selbst die Atombombe hat bei denen nicht klar Schiff gemacht. ........Außerdem kann das SUPER-ISOOCTAN-DELUXE mit Luft gemischt, wenn man nicht verdammt, damit vorsichtig ist, auch noch explodieren."

Pauli (wenig begeistert die Augen verdrehend): "Das sind ja tolle Aussichten. Haben Sie keine andere Lösung für mich?"

Filzlaus (nachdenklich den Kopf in den Nacken legend und die Augen kurz schließend): "Sie könnten sich im Chinesen-Shop auch für 99 Cent eine große Fliegenklatsche kaufen, nachts den Tieren auflauern und diese dann einzeln erschlagen. Bei den Zuckergästen werden Sie damit durchschlagenden Erfolg haben, bei den Küchen-Kakerlaken bin ich mir da nicht so sicher. Da müssen Sie schon eine Klatsche aus Kruppstahl nehmen. ......Hahahahaha!"

Pauli: "Sehr witzig! .......Ist dieses chemische Zeug denn überhaupt für solche Aktionen behördlich zugelassen?"

Filzlaus: "Keine Ahnung, da muss ich erst einmal unseren Chef fragen. ..........Hahahaha!"

<< Spätestens jetzt war es so weit. Das blöde Gelache von dieser Geistesgröße, dieser selbsternannten Lichtgestalt anspruchsloser Komik, hatte mich inzwischen so schwer genervt, dass ich kurz davor war diesen aus der Wohnung zu schmeißen >>

Pauli (ironisch): "Da bin ich ja beruhigt, dass Sie sich so gut auskennen."

Filzlaus (stolz und selbstbewusst): "Schulung macht den Meister. ........Hahahaha!"

>> Es war schon eine angespannte Gesprächssituation. Dieser Schmalspur-Witzbold und exterminatorische Gestalt im Kampfanzug mit zweifelhafter Vorbildfunktion, saß auf seinen vier Buchstaben in der Küche und schaute mich treu, wie ein Dackel an. Ich saß auf einem Küchenstuhl und hoffte auf die Eingebung des Allmächtigen, wie hier weiter zu verfahren sei. >>

Pauli (frustriert): "Wenn das heute so weiter geht, dann brauche ich erst einmal einen Schnaps."

Filzlaus: "Gute Idee! ....Ich nehme gleich zwei! Hahahaha! .....Aber sein Sie guten Mutes Herr Pauli, Sie glauben gar nicht, was wir schon alles erlebt haben. .........Mein Chef hat mal vom Revierförster den Auftrag bekommen einen Dendrocopos major aus einem Forst innerhalb eines militärischen Sperrbereichs zu beseitigen. Also einen verdammten Buntspecht."

Pauli (ungläubig): "Der ist doch kein Ungeziefer und konnte das der Förster nicht selbst erledigen? Wozu hat der eigentlich ein Gewehr?"

Filzlaus: "Was für ein Gewehr? Der hat einen Schnabel. Hahahahaha!"

Pauli: "Ich meine den Waldhüter natürlich."

Filzlaus (belehrend): "Der Buntspecht ist ein raffinierter verdammter Nesthocker. Der durchlöchert skrupellos seit Jahrhunderten unsere Wälder und hämmert ungefähr 12.000mal am Tag an die Baumrinden mit einer Geschwindigkeit von 20 Schlägen je Sekunde. .....Das muss man sich mal vorstellen. .......Der Förster hat damals einen ganzen Patronengurt auf diesen verballert und nicht einmal getroffen. ....Nach einiger Zeit hat er meinen Chef um Rat gefragt, welcher auch Jäger ist. Beide haben sich dann im Hochstand auf die Lauer gelegt, dabei aber vergessen vorher zu überprüfen, ob die Stützen des Hochsitzes noch in Ordnung waren. .....Sie werden es schon ahnen, der raffinierte Buntspecht hatte die Stützen eine Nacht vorher so lange mit dem Schnabel bearbeitet, dass es eine ganze Horde Biber nicht besser hinbekommen hätte. ......Es machte KRACKS und mein Chef fiel inklusive Förster vom Hochstand runter. ....Darüber waren die beiden so erbost, dass diese den nahegelegenen Fliegerhorst um Luftunterstützung baten."

Pauli: "Und was haben die von der Luftwaffe gemacht? "

Filzlaus: "Das können Sie sich ja wohl denken. ...Danach gab es zehntausend Quadratmeter Wald weniger......... Hahahahaha!"

Pauli: "Das muss aber lange her sein."

Filzlaus: "Wieso?"

Pauli: "Seit wann haben die noch funktionierendes Gerät bei der Bundeswehr?"

Filzlaus: "Egal! Auf jeden Fall hat es da ordentlich geknallt. ......Leider können wir hier bei Ihrem Problem die Unterstützung von Y-Tours nicht gebrauchen. Hier ist Fingerspitzengefühl angebracht."

Pauli (spöttisch): "Ja, da sind Sie ja dann sicherlich der genau richtige für Aktionen mit chirurgischer Präzision."

Filzlaus (dozierend): "Chirurgische Präzision können wir hier nicht gebrauchen. Es ist ein flächendeckendes Insektenproblem. Das Beseitigen von ein oder zwei Silberfischen bringt nichts. .....Kennen Sie eigentlich den Kamerun-Nyos-See Vorfall aus dem Jahr 1986?"

Pauli: "Nein. "

Filzlaus: "Da hat es über tausend Tote durch CO2 bei einem schrecklichen Gasausbruch gegeben. Die armen Opfer wurden vom Gasausbruch völlig überrascht und hatten keine Chance sich zu schützen."

Pauli (mit entrüsteter und vorwurfsvoller Stimmlage): "Und was soll das nun bedeuten? Wollen Sie unsere Innenstadt mit CO2 fluten, um mein Insektenproblem ein für alle Male zu beseitigen?"

Filzlaus:"Natürlich nicht, ich wollte nur darauf hinweisen, mit welcher teuflischen Grausamkeit gewisse Gase ihre verheerende Wirkung entfalten."

Pauli (verärgert): "Ach, ich verstehe. Sie schlagen vor, dass wir meine Pastorenwohnung mit Stickstoff oder CO2 befüllen. ......Hören Sie mal, welche Partei wählen Sie eigentlich bei der nächsten Bundestagswahl? ......Sind Sie noch ganz gescheit?"

Filzlaus: "Nein, das wäre zu gefährlich. Wir könnten es auch mit einem starken Insektizid versuchen. Ich denke da an Lindan, Chlordan, Schweinfurter Grün, und/oder wenn nichts mehr hilft auch an DDT. "

Pauli (entsetzt): "Um Gottes Willen! Was kommt als nächster Vorschlag? Tabun und Phosgen? .........Ist das Zeug nicht alles zu Recht weltweit verboten worden? Das gibt es doch auf dem Markt gar nicht mehr, oder doch?"

Filzlaus (beschwichtigend): "Sicherlich, sicherlich Herr Pauli, aber bei diesen Insektiziden ist es wie immer im Leben. Wer viel fragt, bekommt viele Antworten. Deswegen muss man manchmal Handeln, ohne viel zu fragen. ....Zwar bekommt man bei uns das Dreckzeug nicht mehr, aber wenn man gute Kontakte in asiatische Länder hat, kann man sich über die neue Seidenstraße so einiges liefern lassen. ..........Das kostet dann natürlich extra. ...Was meinen Sie eigentlich, was dort so alles Hektoliter-weise unkontrolliert auf die Felder gesprüht wird?......Guten Appetit bleibt mir da nur zu wünschen, wenn ich daran denke, was z. B. mit so manchen importierten Weintrauben geschehen ist, damit sich auf denen keine Pilze, Milben und unzähliges anderes Getier breit machen kann und warum wird wohl tonnenweise bei uns produziertes Milchpulver von Asiaten nach Asien exportiert, obwohl die jede Menge davon in Asien selbst herstellen und am asiatischen Markt anbieten können?"

Pauli: "Die kennen ihre Pappenheimer und trauen ihren eigenen Landsleuten nicht?"

Filzlaus: "So ist es!"

<< Es folgten einige Minuten des beidseitigen Schweigens und Nachdenkens. ....Irgendwie musste eine Lösung für mein Insektenproblem her. Aber auf keinen Fall konnten die kruden Ideen dieser Filzlaus realisiert werden. Nach einiger Zeit stand der Exterminator von seinen vier Buchstaben auf und sah mich erwartungsvoll an. Offensichtlich wollte er, dass ich eine Entscheidung treffe >>

Pauli (mit fester entschlossener Stimme): "Wir brechen das hier ab! Ich habe einen Entschluss gefasst, welchen ich vor der gesamten Menschheit auch vertreten kann."

Filzlaus: "Und der wäre?"

Pauli: " Sie gehen jetzt nach Haus oder Gott weiß wo hin und ich kaufe mir eine Fliegenklatsche, damit muss es auch gehen! Hahahaha!"

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