SON BOU
- Menorca -

- Reisebericht / Satire-

©Nikolas Storzenbrecher©

Ein leicht fantasievoll ausgeschmückter Reisebericht

Eins vorweg.

Das Schlimmste an dieser Reise war mal wieder die An- und Abfahrt mit dem Flugzeug.
Es ist schon langsam unverschämt, was hier an sogenannten Service heutzutage noch geboten wird.
Die Handgepäckvorschriften sind teilweise undurchschaubar und zudem mit Gepäcktarifen gewürzt, welche anscheinend von Raubrittern kalkuliert wurden.
Kostenlose Getränke gab es nicht mehr und den Sitzkomfort, schon dieser Name ist ein Witz, konnte man nur als katastrophal bezeichnen. Manche Rückenlehne ließ sich nicht zurückstellen und bei denen, die man verstellen konnte, konnte man sich glücklich schätzen, wenn es nicht die vom Vordermann war. Der Laufgang war so schmal, dass selbst der Stewart offensichtlich Probleme hatte sich hin durchzuschlängeln. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Bus gleich die ersten Stehplätze mit Haltestange im Clipper verkauft werden. Wahrscheinlich wird dieses Angebot dann VIEHTRANSPORT PLUS genannt.
Ein Glück, dass die Flugzeit unter drei Stunden war. Kein Wunder, wenn manche Fluggäste immer aggressiver werden und in den Einstellungsgesprächen der Fluggesellschaften für das Kabinenpersonal als Erstes die Kampfsporterfahrungen abgefragt werden.

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"Upgrade? Nicht mit mir! Nicht mit dem Commander!"
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Eine Stewardess bot, nachdem schon ein Drittel der Flugstrecke absolviert war, per Lautsprecherdurchsage, jedem Interessierten Fluggast großzügig ein Sitzplatz Upgrade für 30 Euro je Fluggast an. Man könnte mit der EC-Karte gleich über den Wolken liquidieren und dann sofort auf einen Sitz mit mehr Beinfreiheit im hinteren Flugzeugbereich wechseln. Ich empfand dies als Erpressung, entschloss mich von diesem großzügigen Angebot keinen Gebrauch zu machen, lieber auf meinem Knie-Quetsch-Foltersitz weiter zu verweilen und vor mich verärgert hin zu grinchen. Einmal mehr kam mir dabei der Text des Liedes "ÜBER DEN WOLKEN MUSS DIE FREIHEIT WOHL GRENZENLOS SEIN" in den Sinn. Also das Thema Bewegungsfreiheit kann der Songwriter damals nicht gemeint haben. Wahrscheinlich hat der ohnehin nur Urlaub mit der Bahn gemacht.
Die Ferienbungalowanlage machte den missglückten Start aber wieder wett.
Die Rezeption begrüßte mich nicht nur persönlich, sondern im Laufe der ersten Urlaubstage zusätzlich mit zahlreichen Willkommens E-Mail und einer Flasche Rotwein für mich als Return-Gast.

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Inflation im Urlaubsparadies
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Auf so mancher Homepage, welche einen Menorca Bezug hatte, fehlte eigentlich nur noch ein Link, über den man mit einem Mouse Klick auf der Homepage Seite einer Bank landen konnte, welche exklusiv nur für Menorca-Urlauber auch einen kurzfristigen Konsumentenkredit anbot. Betrachtete man die Produktpreise, welche im Hotel-nahen Supermarkt verlangt wurden, würden sich aus dieser Fremd-Finanzierungsmöglichkeit durchaus dort neue Überlebenschancen ergeben.
Eine eher spartanisch orientierte Reisegemeinschaft, bestehend aus 2 Personen, ausgestattet mit dem Wunsch, die Vollpension (3 normale Mahlzeiten am Tag ohne Schnickschnack) in Eigenregie zu übernehmen, konnte hier ohne Probleme täglich 40 Euro Nebenkosten nur für Lebensmittel (reine Grundnahrungsmittel!) loswerden. Und da waren die für viele Reisende obligatorischen zusätzlichen Restaurantbesuche, Eiscreme to go, der Leihwagen (Rent-A-Wreck) und MADE IN CHINA Souvenirs noch nicht einmal eingerechnet.
Wenn man bedenkt, dass jeder zweite Tourist (m/w/d) dort mit Kindern anreiste, welche auch mal ein Eis (Eis am Stiel ab 3,50 Euro an der Poolbar und auch in manchen Supermärkten) schlecken wollten, wurde einem schnell klar, wie wenig man für 40 Euro noch auf Balearischen Inseln zurzeit bekommt und wie wichtig es ist, jederzeit auf eine hoffentlich gedeckte Kreditkarte zurückgreifen zu können. 7,75 Euro im Supermarkt für ein Sixpack "Agua mineral con Gas" wirft schon Fragen auf. Auf die exorbitanten Leihwagenpreise gehe ich hier lieber erst gar nicht ein. Hier empfiehlt es sich alternativ mal die Preise auf den Kanaren im Vorfeld zu überprüfen und soweit möglich vor Ort per pedes Apostolorum zu Fuß zu gehen. Vielleicht ist es sinnvoller und kostengünstiger zwei Stunden zusätzliche Folter-Flugzeit zu investieren und gleich zu den Kanaren zu reisen.
Die Bungalowanlage hatte für naturverbundene und Ruhe suchende ältere Reisende ohne Kinder, einen entscheidenden Vorteil, welcher dazu führte, dass die kleinen vorlauten Racker (auch in einschlägigen politischen Kreisen neuerdings als Paschas bezeichnet) nur in überschaubarer Anzahl in dieser anzutreffen waren. (Anmerkung der Red: Also, um ehrlich zu sein, 10 Kinder kamen dort auf 2 Erwachsene im Pool. Lieber Pet, von "überschaubar" kann auch dort keine Rede sein.)
Viele Familien buchten diese Location vielleicht erst gar nicht u.a. aus folgendem Grund:
Meer seitig vor dem Ressort war nämlich ein undurchdringliches sumpfiges Naturschutzgebiet ausgewiesen, das die Touristen, obwohl das Meer in optisch greifbarer Nähe scheint, dazu zwang, einen Anmarschweg von 2 km in glühender Hitze in Kauf zu nehmen, um den Kilometer langen Meeres Sandstrand (zurzeit 08.2023 mit echter Karibik-Atmosphäre!) erreichen zu können. Dieser Zugangsweg führte mitten durch die Pampas und war flankiert von zwei Meter hohen sumpfigem Schilfgras, aus dem immer wieder grunzende Wildschweine in furchterregender Pony-Größe (kein Witz! (Anmerkung der Red: Beweisfoto wurde eingesehen, es stimmt tatsächlich)) und kleinere Viehherden, angeführt von schnaubenden Rodeo Bullen, hervorbrachen. Wohl dem, der einen Wanderstock dabei hatte, mit dem er notfalls disziplinierend auf das wilde Vieh in einer Notwehrsituation einschlagen konnte.
Kleine Ninja Turtles (angeblich griechische Landschildkröten) krabbelten auf dem stellenweise feucht überschwemmten Fußweg, der wahrscheinlich noch aus der Zeit der Flintstones stammt, herum und mussten um ihr Leben krabbeln, wenn sich eine Gruppe von Hardcore-Mountain-Bikern mit aufgedrehten Fahrradradios mal wieder näherte.
Das Menorca 1993 von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt wurde, hatte natürlich seinen Preis. Überall raschelte, summte, grunzte, krabbelte, zischelte und zwitscherte es im feuchten Dickicht neben dem Wanderweg zum Strand. Wehe dem, der Angst vor Eseln, Pferden, Rindern, Monster-Schweinen, Salamandern, Schnacken, Wespen, Moskitos, Riesenheuschrecken (saltamontes gigante) und Libellen hatte.

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"MAMA? SIND WIR GLEICH DA?"
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Eltern mit edler grüner Grundgesinnung konnten hier einmal vor Ort einen Natur-Stresstest mit ihrem Nachwuchs machen, wenn dieser laut kreischend mit der Luftmatratze (100 Prozent hergestellt aus recycelten Kunststoff-Aschentonnen) über dem Kopf und Tauchermaske mit halb Meter Bambus-Schnorchel um den Hals baumelnd, vor den Stechmücken und Schnacken panisch schreiend in Richtung Strand flüchtete. Die obligatorische Frage "MAMA, SIND WIR GLEICH DA?" ergab sich so gar nicht erst.
So mancher Schweiß überströmte Vater, welcher neben der traditionellen Verantwortung auch noch das bereits aufgeblasene Familien-Schlauchboot und die vier Eichenholz-Paddel trug, kam dadurch an die Grenzen seiner Resilienz. Ich möchte nicht wissen, wie viele Familien auf diesem Weg bei über 30 Grad Hitze im Schatten, schon kurz vor der Auflösung waren. Obwohl anscheinend unbeeindruckt von dieser karibischen Hitze, permanent irgendwelche Einheimische (m/w/d) halbnackt und braungebrannt wie ein Gugelhupf an mir vorbeigerannt kamen, welche anscheinend für einen Triathlon oder den nächsten IRONMAN trainierten. ......Also, .....ich....kann das nicht! ....So eine Power der menorquinischen Adonis(e) und Aphrodite(n) hätte ich nicht erwartet. Ich war froh, als bekennender adipöser Verdachtsfall, lebend bei dieser Hitze, mit heraushängender Zunge nach Trinkwasser lechzend, überhaupt den Strand zu erreichen und die rannten durch das Biosphärenreservat als wenn es kein Morgen mehr gäbe.
Doch genug des Selbstmitleids, nun zur Bungalow-Anlage:
Der Bungalow, der mir zugewiesen wurde, hatte eine sehr schöne Ausrichtung der Terrasse zum Meer. Eine frische Meeresbrise wehte oft landeinwärts und sorgte abends und zur Nachtzeit für angenehme Kühle. Romantisch stürzte die Abendsonne regelmäßig gelb feurig leuchtend in das Meer am Horizont Richtung Mallorca, während gleichzeitig kleine Fledermäuse um die Palmen herum flatterten. Der sternklare Nachthimmel lud täglich zum langen Star-Watching auf der Terrasse ein und des Nachts (Okay, Ihr dürft mich ab heute Stargazer nennen!) war die ein oder andere hell auf strahlende Sternschnuppe der Perseiden genauso zu sehen, wie, regelmäßig allnächtlich der Ellen Musk Starlink SpaceX Himmels-Satelliten-Zug, den einige Mitmenschen schon für eine UFO-Invasion hielten. Es war schon beeindruckend, wenn nächtlich fast immer zu gleichen Zeit eine hell leuchtende Kette von ca. 20 hintereinander aufgereihten Satelliten über das Firmament zogen.
Diese Schönheiten hatte auch mein Bungalow Nachbar schnell erkannt.
Alles hätte perfekt sein können, wenn da nicht dieser Nachbar mit seiner Zigarre (cigarro) gewesen wäre.
Na ja, man muss dafür Verständnis haben, dass jemand seiner Nikotinsucht (el nicotinismo) auf seiner Terrasse frönt, wenn ihm das Rauchen innerhalb des Bungalows verboten war.
Die kleinen Fledermäuse (murciélago) welche zur Abenddämmerung hin durch die Luft flitzten, schien dies Gequalme aber nicht zu stören. So befand sich der Nachbar zwar nicht im Einklang mit seiner Lunge und seiner Nachbarschaft, dafür aber mit Teilen der restlichen Natur.
Es gab auch eine erweiterte Pool-Bar in der Anlage. Deren Speisekarte konnte man via QR-Code abrufen. Wenn man dann die Pizza zu 13,50 Euro (Preis laut Internet Speisekarte) bestellt hatte, wurden 16,90 Euro am Tresen locker abkassiert. Begründung laut posadero (Wirt): Die Inflation. Man käme mit der Korrektur der Internetspeisekarte nicht mehr hinterher, so galoppierend wäre die Preisentwicklung. Liest man, dass in Dubrovnik, Kroatien die Eiskugel im Hörnchen zurzeit 5 Euro kostet, kann man direkt froh sein in Menorca zu weilen.
Darum lasst uns hier einmal laut frohlockend singen:

"Caramba!
Die Preise steigen bei Tag und Nacht.
.....Viva España!"

und

"Hossa, hossa, hossa!
Fiesta, Fiesta,
ist noch Rest da,
von der Nachtruhe auf Menorca
um viertel nach zwei?"

Reisetipps:

- Auf gute Nachbarschaft:
Natürlich sollte man als Urlauber seinen Bungalow Nachbarn gegenüber die nötige Toleranz erweisen, bzw. wie es unser Bundeskanzler Olaf S. sagt, den nötigen Respekt gegenüber haben. Schreit der Nachbar (so geschehen) des Nachts panisch im Albtraum undiszipliniert laut nach der Policía Local, genügt es, wenn man das Fenster aufreißt und laut "Mantén tu boca cerrada!" zurückbrüllt. In der Regel ist danach Ruhe im Karton, wenn nicht 5 Minuten später ein Muskelpaket wie Popeye der Seemann an die Tür bummert und nachfragt, ob man irgendwelche Probleme habe oder haben möchte.

- Kopfrechnen:
Das Problem Deutschlands mit der Pisa Studie scheint ansteckend zu sein. In Bereichen der gastronomischen Bewirtung, sollte man das Wechselgeld, was man dort im Urlaubsparadies zurückerhält, regelmäßig besser genau nachzählen, sonst kann es schnell geschehen, dass am Ende des Geldes noch sehr viel Urlaubszeit übrig ist.

- Schon wieder Corona:
Die Coronavariante EG.5 breitet sich angeblich zurzeit auf den Balearen weiter aus, wird aber von den meisten Reisenden nicht mehr "für voll genommen". Es herrscht mittlerweile das Prinzip des Fatalismus.

- Party people:
Hormongesteuerte Möchtegern Gigolós, welche nach dem zehnten "Sex on the Beach" Cocktail auf die Tische steigen, das Handtuch kreisen lassen und dabei laut anlehnend an das Lied von Tony Hol. "Tanze Salsa mit mir, Salsa Salsa die ganze Nacht" intonieren, seien darauf hingewiesen, dass SALSA eine Sauce ist und es stattdessen eigentlich auf Menorca in der Teutonen- Vor- und Nachglüh-Szene SAMBA heißen muss. Salsa wird eigentlich ein Tanz aus/in Lateinamerika (Puerto Rico, Mexiko, Venezuela, Kuba, Florida, Kolumbien) genannt.
Sie seien weiterhin darauf aufmerksam gemacht, dass ihr einfältiger Gesang mit wirrem Text bei den Señoritas nicht gut ankommt und vor dem Lokal schon das Taxi wartet, was der Tabernero für diese vorsorglich zwecks Rückfahrt zum Hotelzimmer und dortiger Ausnüchterung bestellt hat.
(Anmerkung der Red: Natürlich wird der kubanische SALSA auch auf Menorca getanzt. Nur heißt es im Lied von Tony Hol. und bei Hape Kerke. SAMBA und nicht SALSA).
Zu empfehlen ist ein Besuch der Höhlendisco Cova d'en Xoroi. Diese in die Steilklippe integrierte Disko, dürfte ziemlich einmalig in Europa sein. Ich bin nicht leicht zu begeistern, aber diese völlig außergewöhnliche Location hat mich beeindruckt.

- Talayot-Kultur:
Menorca bietet nicht nur fast unbegrenzte Aqua-Spaß-Freuden, sondern auch spektakuläre prähistorische Steinzeit Ausgrabungsstätten, welche vielen Touristen überhaupt nicht bekannt sind. Beispielhaft sei hier nur die Anlage TORRALBA DE'N SALORT erwähnt.
Menorca ist wie Mallorca von der Talaiotic-Kultur beeinflusst.
Diese Kultur wird zwischen dem 13ten. und 2ten Jahrhundert v.C. angesetzt und ist für die Balearen so bedeutend, wie die Guanchen-Kultur für die Kanaren. Ihre monumentalen Steinbauten haben (wie Stonehenge und die Pyramiden) die Jahrtausende überlebt und sind heute noch an vielen Orten auf der Insel kostenlos und auch kostenpflichtig zu besichtigen.

- Höhlen:
Sa Cova des Coloms (Schlucht von Binigaus in der Gemeinde Es Migjorn Gran ):
Absolut sehenswert und auch für Kinder sicherlich spannend ist die Höhle Cova des Coloms auf Menorca.
Die riesige Höhle ist bis heute noch ein kleiner Geheimtipp und nur bei wenigen Touristen bekannt. Sie ist zum Glück touristisch bis heute nicht richtig vermarktet. Um diese sicher zu erreichen, sollte man keine Schlappen oder Sandalen anziehen, sondern feste Schuhe. Es empfiehlt sich, eine Taschenlampe mitzunehmen. Im Gegensatz zu einigen Internet-Bloggern würde ich diese Höhle als nicht so einfach auffindbar bezeichnen. Man sollte sich den Fußweg dahin vorher schon genauer ansehen. Für gehbehinderte Menschen ist der Höhlenbesuch nicht geeignet.

¡Hasta luego!

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