Paulis Albträume
- Satire -



Es gab eine Zeit, in der auch ich von schweren Albträumen geplagt wurde.

Bis heute ist mir nicht klar geworden, was unser Schöpfer mir damit sagen wollte.
Von einem dieser Nachtmahr will ich hier einmal erzählen:

Einmal träumte ich, dass ich, unterwegs im Dienste des Herrn, eine Fahrradtour unternahm.

Nichts Böses ahnend, fuhr ich einst, im Traum mit dem Rad, zu einem kleinen Dörfchen unseres Landes.
Es war eine besondere Stadt, da dort angeblich der Pkw-Fahrverkehr völlig verboten worden war, was meiner umweltfreundlichen Grundgesinnung entgegenkam.
Selbst der ÖPNV wurde dort nicht geduldet, da sich einige Rentner über den permanenten Motorenlärm der Diesel-Busse in der Vergangenheit massiv immer wieder beschwert hatten.
Eine Zugverbindung zum Dörfchen hin und von dort weg, gab es zum Glück auch nicht, sodass die Eingeborenen per pedes Apostolorum täglich unterwegs waren, was natürlich positive Auswirkungen auf ihren gesundheitlichen Allgemeinzustand hatte.
Im Traum schwebte ich eine Zeitlang wie eine Predator Drohne über dem Kaff und beobachtete aus der Vogelperspektive alte Greise und Greisinnen, welche schweißgebadet ihre Rollatoren zum nächsten Arzttermin über die lange steile Landstraße hinweg zur Nachbarstadt schoben.
"Sauber!"
"So bleibt man auch im hohen Alter in Form", schoss es mir durchs Gehirn.

Direkt am grasgrün gestrichenen Rathaus des Dorfes sah ich im Traum ein Plakat, dass auf die morgige Festveranstaltung der "FÖAP (Freiheitliche ökologische Aufbau Partei)" hinwies.

Ich beschloss spontan an der morgigen Veranstaltung teilzunehmen und suchte mir ein Einzelzimmer mit Tofu-Frühstück für die Nacht. Auf dem Zimmer angekommen probierte ich zuerst das Telefon aus. Festzustellen war, dass es im Hörer jedes Mal laut knackte, bevor ich noch die erste Nummer gewählt hatte. Nun, ich dachte mir nichts Böses dabei und ging früh schlafen.

Mitten in der Nacht wurde ich durch undefinierbare Geräusche geweckt, die verbunden mit einem geheimnisvollen Lichtschein aus dem angrenzenden Tannenwald zu kommen schienen.
Da ich neugierig geworden war und ohnehin nicht mehr einschlafen kann, wenn mich etwas einmal Nachts geweckt hat, zog ich meine pinkfarbene und hautenge Radlerhose an und schlich mich durch die Finsternis in den Wald.

Am Rand einer Lichtung angekommen sah ich im Traum Erstaunliches.

Ca. 50 splitternackte Gestalten beiderlei Geschlechts, tanzten mit entrückten Gesichtsausdrücken, gewärmt von einem großen Lagerfeuer, im Vollmondlicht, abwechselnd um einen Obelisken und um eine Eiche im Reigen herum. Dann und wann schrie jemand laut "Mutter Erde!", warf sich direkt nach diesem Ausruf direkt auf den dortigen Boden und wälzte sich in einem anscheinend gerade gefundenen Schlammloch herum.


Ich beobachtete die Gruppe eine Weile verwundert und stellte fest, dass diese offensichtlich beim Tanzen zudem noch Friedenslieder sangen, bevor ich mich vorsichtig heim schlich. Schließlich hatte ich schon in früher Jugend gelernt, mich aus den Angelegenheiten anderer herauszuhalten..

Am anderen Tag radelte ich zum Veranstaltungsort der FÖAP.

Dort war die "Sau los" und die Stimmung prächtig.

Auffällig war, mit welcher spontanen Freundlichkeit man hier als Fremder empfangen, gleich geduzt, von Wildfremden herzlichst umarmt wurde und das es auf dem gesamten Festplatz kein Alkohol, kein Kunststoff und kein Fleisch gab.

Als ich ins Festzelt kam, erkannte ich gleich viele der gestrigen Nachttänzer wieder, die sich dort lautstark schwatzend miteinander unterhielten. Da es hier so gemütlich und voller menschlicher Wärme war, zog ich meinen Tabaksbeutel aus der Tasche und drehte mir gedankenverloren eine Zigarette. Erst nachdem ich diese angezündet hatte und der Rauch des ersten genüsslichen Zuges verflogen war, registrierte ich, dass es plötzlich Mucksmäuschenstill im Zelt geworden war.
Als ich mich im Kreis drehte, um den Grund festzustellen, stockte mir der Atem.
Hunderte von hasserfüllten Gesichtern starrten mich an, als hätte ich eine Todsünde begangen. Ich kapierte sofort, dass ich wohl einen Fehler begangen hatte und warf die brennende Kippe verlegen lächelnd auf den Boden um sie dort auszutreten.

Dann registrierte ich nur noch, dass die Situation explodierte.

Jemand rempelte mich brutal an und schrie: "Rübe ab, sag ich nur!"

Er stieß mich in Richtung Ausgang, und während ich so in diese Richtung gestoßen wurde, sprang jemand auf das Podium und brüllte: "Packt ihn, er hat die Veranstaltung entweiht, fegt ihn hinweg aus unserem Dorf."

Da sich, veranlasst durch diesen ungeschickt formulierten Friedensappell, die gesamte nun brodelnde Meute gegen mich in Bewegung setzte, rannte ich so schnell es ging aus dem Festzelt, über diverse verkehrsberuhigte Straßen hinweg, zu meinem Rad. Ich sprang auf, legte den 10 .Gang ein und fuhr davon, was das Zeug hielt.

Das Letzte was ich hinter mir im Albtraum sah, war eine etwa hundertköpfige Verfolgermeute, die Knüppel schwingend und wild schreiend hinter mir herrannte. Ein paar Traumtage später las ich in einer Zeitung, dass es dort nach meiner Flucht noch zu diversen Explosionen und Plünderungen gekommen seien muss. Auch sei ein Bauer von der aufgebrachten Meute gelyncht worden, weil er gerade Gülle auf seinem Feld versprüht hatte.

Verdammt! Was hatte ich da wieder angerichtet!?

Zum Glück bin ich dann schweißgebadet aus diesem Albtraum aufgewacht!
Es ist schon verwunderlich, wie wirklichkeitsfremd diese Albträume manchmal sind

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