Robin Hood
- Satire -


"Einen armen Menschen hassen auch seine Nächsten,
aber die Reichen haben viele Freunde
"
(vgl. Sprüche 14,20)


Ich erinnere mich noch an die schöne vergangene Zeit, wo sonntäglich, am Tag einer Bundestagswahl, der fromme Gläubige früh morgens zunächst in den Gottesdienst ging und dann erst an die Wahlurne. Hier blieb den Oberhirten unserer Konfession noch eine letzte Gelegenheit ihren Schäfchen, mittels eines von den Kanzeln verlesenen Hirtenbriefes, klar zu machen, wo das Kreuzchen auf dem Wahlzettel, der Gottwohlgefälligkeit willen, zu machen sei und wo nicht. Das war damals sozusagen ein spiritueller WAHL-O-MAT. Leider ist diese schöne Tradition stellenweise aus der Mode gekommen, was nicht ohne gefährliche Folgen bleibt, wie aus nachstehender Beichte deutlich zu erkennen ist.

Es begab sich an einem Montag, nach einer Bundestagswahl, dass eine ältere, mir langjährig wohlbekannte steinreiche Unternehmerwitwe, zu mir in den Beichtstuhl kam, um mir ihre Sünden kundzutun.

Pauli: "Meine Schwester, was führt Dich zu mir?"

Witwe: "Vater, ich habe gesündigt!"

Pauli: "So sprich! Ich höre zu!"

Witwe (leise): "Ich habe mich wie Judas verhalten."

Pauli: "Wie Judas? Hmm? Wen hast Du verraten?"

Witwe: "Das Vertrauen unseres Herrn, habe ich verraten."

Pauli: "Etwas genauer bitte, liebe Schwester, was ist vorgefallen?"

Witwe: "Ich habe vor der Bundestagswahl zum ersten Mal in meinem Leben, meiner kleinen Nichte aus einem Buch vorgelesen, was ich selbst noch nicht kannte."

Pauli: "Was für ein Buch?"

Witwe: "Robin Hood."

Pauli (aufseufzend): "Auch das noch....., wie kann man so etwas Kindern vorlesen? Das ist Extremistenliteratur! Schämst Du dich nicht? Heute würde man Robin Hood als Terroristen per Steckbrief suchen."

Witwe (schuldbewusst und kleinlaut): "Ja, aber ich kannte den vorher doch gar nicht."

Pauli: "Na gut, viele Menschen haben dieses Buch schon mal gelesen und auch zahlreiche dümmliche Filme über diese zweifelhafte Gestalt gesehen und dennoch sind viele von Ihnen gute Gläubige und Staatsdiener geworden."

Witwe: "Ja, aber beim lesen ist es nicht geblieben. Ich habe mich vom Buch beeinflussen lassen."

Pauli: "Wie das?"

Witwe: "Nun, Robin Hood nahm den Reichen das Geld und gab es den Armen. Daran habe ich kurzfristig sündhaften Gefallen gefunden."

Pauli: "Dir ist schon klar, dass die vorherbestimmte traurige Wirklichkeit weltweit seit Jahrtausenden anders aussieht, nämlich, dass den Armen genommen wird und den Reichen gegeben wird? Wie anders hätte Dein Mann, der Herr habe ihn selig, so viel Reichtum anhäufen können? Wohlstand und Reichtum, hart erarbeitet, von dem Du nun im Alter als Witwe profitierst."

Witwe: "Ja, aber mir sind beim Lesen plötzlich Zweifel gekommen ob das alles so richtig ist. Ich bin nun schon betagt. Und wenn ich mein Leben lang mich diesbezüglich vertan habe, dann wartet in Kürze das schlimmste Fegefeuer auf mich. Ich habe dann noch sicherheitshalber in die Heilige Schrift geschaut und erschreckt festgestellt, dass da in 5 Mose 23,20 tatsächlich steht...."Du sollst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen, weder Geld noch mit Speise noch mit allem, womit man wuchern kann." Ja und das hat mein gestorbener Mann doch ein Leben lang getan."

Pauli (kopfschüttelnd und mit fester, sicherer und belehrender Stimme): "Du musst die Schrift an den richtigen Stellen lesen! In Sprüche 13,8 steht zum Beispiel: "Mit Reichtum kann einer sein Leben erretten" und in Sprüche 8,18 geht es weiter mit...".Reichtum und Ehre ist bei mir, währendes Gut und Gerechtigkeit.." Es gibt unzählige andere Stellen, die man nur richtig interpretieren muss, wie auch in Sprüche 13,11 "Reichtum wird wenig, wo man es vergeudet, was man aber zusammenhält, das wird groß." Da steht es doch klipp und klar, dass hoher Besitz zusammengehalten werden muss und nicht zum sinnlosen verteilen da ist. Auch 2 Chronik 32,27 sagt es überdeutlich......"und Hiskia hatte einen sehr großen Reichtum und Ehre und machte sich Schätze von Silber, Gold, Edelsteinen, Gewürzen, Schilden und allerlei köstlichem Geräte."

Witwe: "Hochwürden, aber was ist mit Prediger 5,9......"Wer das Geld liebt, wird des Geldes nimmer satt und wer Reichtum liebt, wird keinen Nutzen davon haben" und dann las ich noch in Lukas 18,25......"Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme?" Da ist es mir beim lesen eiskalt den Rücken runter gelaufen. Eindeutiger kann diese 2000 Jahre alte Warnung für mich doch nicht gewesen sein?"

Pauli (nun leicht verärgert): "Also, liebe Schwester, welche Schriftstellen und Gleichnisse der Heiligen Schrift nun für Dich zutreffend sind, das überlasse getrost den Schriftgelehrten, also mir! Aber, was ich immer noch nicht recht verstanden habe, ist, was ist denn Deine Schuld, welche Du auf dich geladen hast und für welche Du Lossprechung erbittest?"

Witwe (einen Seufzer von sich gebend): "Ich habe im Wahllokal mein Kreuz zum ersten Mal für eine soziale Partei abgegeben."

Pauli: "Doch wohl eine Partei mit einem C vor dem Sozial!?"

Witwe (kleinlaut): "Nein! Hinter dem Sozial stand etwas von demokratisch auf dem Wahlschein."

Pauli (laut und mit geschockter Stimme): "Ich fasse es nicht! Warst Du von Sinnen? Du hast Deine Stimme linken Socken gegeben? Rote Füchse, von denen jeder zweite keinen Glauben hat und die ständig neue Steuern erfinden, oder ersatzweise CDs aus der Schweiz ankaufen, mit denen sie redlichen Menschen das Leben schwer machen?"

Witwe: "Ja!"

Pauli: "Das wird hart!"

Witwe (mit ängstlicher Stimme): "Was?"

Pauli: "Alles hätte ich Dir verzeihen können, aber das......., also das geht wirklich nicht!"

Witwe (nun mit verzweifelt flehender Stimme): "Und nun, wie soll es mit mir weiter gehen? Soll ich der Kirche etwas großzügiges spenden? Wäre das eine Möglichkeit?"

Pauli (nach einer Minute des Schweigens): "Das wird als Sühne nicht reichen!!.....Deine Tat hat eine üble politische Dimension!"

Witwe (nun völlig verzweifelt): "Aber etwas wird es doch geben, was ich als Sühne tun kann?! Ich flehe Sie an Hochwürden!"

Pauli: "Du musst spenden!"

Witwe (nun voller Hoffnung): "Wie viel?"

Pauli: "100.000 Euro!"

Witwe (erleichtert und voller Hoffnung): "An wen?"

Pauli: "An den örtlichen Arbeitgeberverband!"

Witwe (voller Freude): "Ich bin einverstanden! Ist die Sache damit endgültig vom Tisch?"

Pauli: "Ja! EGO TE ABSOLVO! Und mach so etwas nicht noch einmal!"

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