FORT MADNESS
- History -

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Red Sands Maunsell ** Fort Madness **
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Red Sands Maunsell Forts (England).
Einsame Seefestungen mitten im Meer.
GPS ca: Breite: 51°28'37.22"N Länge: 0°58'39.71"E.

Wenn man zufällig auf dem Seeweg nach England (u. a. in der Themse-Mündung) an diesen stählernen Offshore-Seeungetümen (Seefestungen) vorbeifährt, hat man tatsächlich den Eindruck diese gewaltigen Konstruktionen würden aus einer anderen Welt stammen. Hier handelt es sich aber nicht um Artefakte verursacht durch Alien-Befall, sondern um irgendwie gruselig geheimnisvoll wirkende militärische Abwehrforts der Engländer, installiert 1942 bis 1943 mitten im Meer, aus dem 2ten Weltkrieg. Der Architekt war ein Mann namens Guy Maunsell.

Jeder dieser Kolosse wog über 750 Tonnen, wobei manche Informationsquellen sogar von 4.000 bis 5.000 Tonnen sprechen und erreichte teilweise Höhen von über 30 Meter.

Schöne Bilder dieser Stelzengebilde aus Beton und Stahl erhält man, wenn man ins GOOGLE Suchfeld einmal "Maunsell Forts" eingibt.

Diese Seefestungen sollten die englische Ostküste bewachen und deutsche Angriffe per Schiff oder per Flugzeug abwehren.
Weiterhin hatten diese die Aufgabe, die Verminung (Magnetminen) der schmalen Seewege durch die deutsche Marine zu behindern.
Die restlichen Forts, welche heute noch übrig sind, rosten deutlich sichtbar vor sich hin. Manche dieser Seeplattformen waren untereinander durch stählerne Laufstege verbunden. Die Türme waren ehemals je nach Aufgabe u.a. mit Kanonen, Flugabwehrgeschützen und Suchscheinwerfern ausgestattet.
In den Betonstützen (Pfeilern) von einigen wurden teilweise siebenstöckige Raumebenen eingebaut. Die Besatzung dieser Forts konnte durchaus 100 bis 250 Soldaten betragen, wobei man darauf achtete, dass alle gleich aber einige gleicher waren. Die gleicheren (Offiziere) hatten ihre Wohnräume oberhalb der Wasserlinie bei den Naval Sea Forts in deren Betonstelzen, genossen natürliches Licht und hatten eine Ölheizung. Der einfache Soldat musste teilweise unterhalb der Wasseroberfläche in einer Umgebung übernachten, welche einer Gefängniszelle würdig gewesen wäre. Nicht verwunderlich ist es da, dass einige von diesen in psychologische Betreuung mussten, da die angebotene Ablenkung in Zeiten der Ruhe und Langweile u.a. in Form von Basteln und Malen nicht immer zum Erfolg führte.

In der vergangenen Zeit kursierten (u.a. bei Fort Red Sands) Überlegungen von Investoren, ob man diese nicht zu einem Erlebnishotel (Operation Red Sands Project) umbauen soll. Es hat auch schon Zusammenstöße mit Schiffen gegeben, welche
auf dem Meer mit diesen Bauten im Nebel kollidiert sind (z.B. das schwedische Frachterschiff Baalbeck 01.03.1953; Nore Fort).

Auf einem der Plattformen (Roughs Tower ca. 10 km von der englischen Küste entfernt und damals noch außerhalb der Hoheitsgewässer von England) wurde von einem Mann namens Paddy Roy Bates am 02.09.1967 das souveräne Staats-Fürstentum Sealand ausgerufen.
Der selbsternannte Seefürst war ein ehemaliger Major der British Army und verteidigte sein annektiertes Staatsgebiet, welches immerhin 4000 m² groß gewesen sein soll tapfer mit allen möglichen Mitteln ganz nach der Devise:

LEGAL, ILLEGAL, ÄRMELKANAL!

Sein Staatsvolk bestand zeitweise aus 10 Personen inkl. Familienangehöriger.
Auch Piraten-Rundfunksender (Radio Caroline; Radio Essex; Britains Better Music Station) wurden dort von verschiedenen Aktivisten installiert, wobei man sich untereinander nicht gerade zimperlich behandelte und auch mal Rollkommandos dem Mitbewerber schickte.
Die Funkpiraten von Radio City wurden vertrieben und beim Kampf um Radio Caroline soll es fast militärisch zur Sache gegangen sein.
U.a. dadurch, dass diese Eroberungskämpfe in der englischen Presse und den damaligen anderen Medien breitgetreten wurde, war es nur eine Frage der Zeit bis den englischen Behörden der Kragen platzte.
Die illegalen Sender verärgerten schnell die BBC, die englischen Rundfunkbehörden und auch die Queen war wahrscheinlich not amused.
Ab Ende 1966 versuchten die Behörden dem Spuk dort ein Ende zu setzen und servierten Paddy Roy zunächst einmal eine dicke Strafanzeige.
Der zeigte sich davon wenig beeindruckt.
In der Zeit von 1967 bis 1968 versuchte die Royal Navy zunächst erfolglos immer wieder die Plattform zu stürmen, brach aber die Reconquista-Aktion immer wieder ab, da diese u.a. von der Festung aus angeblich beschossen wurden.
Auch hierzu erfolgte dann ersatzweise ein Strafverfahren gegen den Fürsten von Sealand.
Es folgte ein seltsames und zeitweise kurioses juristisches Tauziehen. U.a. erklärte sich das örtlich zuständige Gericht 1968 für nicht zuständig, da die Plattform kein Teil des englischen Staatsgebiets wäre und sich zurzeit der Besetzung in internationalen Gewässer befunden hätte.
Paddy Roy Bates war darüber sehr erfreut, denn nichts anderes hatte er seit dem 02.09.1967 ja immer behauptet!
Ab ca. 1969 konnte man sogar Sealand-Briefmarken erwerben.
1972 wurden Sealand-Dollars herausgegeben.
1978 kam es dann auch noch ausgerechnet durch einen Deutschen, welcher vom Fürsten voreilig zum Premierminister auf Lebenszeit von Sealand ernannt worden war,
zum Zwergenaufstand bzw. Bürgerkrieg. Die Usurpatoren nutzten eine Auslandsreise von Paddy Roy und erklärten den Fürsten für abgesetzt.
Diese schickte den Putschisten ein Hubschrauber-Söldner-Kommando und inhaftierte diese. Da deutsche und niederländische Staatsbürger auf der künstlichen Insel zwangsweise festgehalten wurden, versuchten die niederländischen und deutschen Behörden über die Regierung von England deren Freilassung zu erreichen. Doch wieder wurde dies von englischer Seite her abgelehnt, da man sich dort an das o.g. Gerichtsurteil von 1968 gebunden sah. Erst das konsularische Eingreifen der deutschen Botschaft vor Ort, besänftigte den Seefürsten und er ließ Gnade vor Recht walten. Die von ihm zu lebenslanger Sealand-Haft verurteilten Putschisten wurden in ihre Heimatländer ausgewiesen. Diese waren aber scheinbar undankbar und riefen eine Exilregierung aus.
Am 09.10.2012 soll Paddy Roy Bates, fern seines Fürstentums, nach langen Jahren anstrengender Regierungstätigkeit in Spanien gestorben sein.

Man kann die Forts angeblich mit örtlichen Ausflugstrip-Anbietern zwischen April und Oktober im Rahmen einer Bootstour besichtigen. Start der Besichtigungs-Bootstouren, welche ca. 240 Minuten dauern und wie man nachlesen kann Samstag/Sonntag ab ca. 10.30 Uhr starten, soll der Kai von Queenborough, Isle of Sheppey (Grafschaft Kent) sein.

Fazit:
Eine fast unglaubliche Geschichte und gutes Übungsmaterial für Juristen, welche die Feinheiten des nationalen und internationalen Rechts, verbunden mit dem Seerecht einmal richtig unterhaltsam studieren möchten.
Zu empfehlen ist hier das 12:05 Minuten lange YouTube-Video "Maunsell Forts: Red Sands Towers & SS Richard Montomery."

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