Phu My
- Vietnam -
- Reisebericht -

Vietnam (Phu My)

GPS: Breite 10°35'16.78"N Länge 107° 2'51.15"E

Wer mal nach Vietnam kommt, sollte, wenn möglich, auch einige der religiösen Stätten des Buddhismus rund um Vung Tau (GPS: Breite 10°24'28.58"N Länge 107° 7'24.70"E) besuchen, solange es diese dort noch gibt bzw. eine Busrundfahrt durchs Land machen.
Das habe ich in der Vergangenheit mal gemacht, sodass ich nachfolgend hierüber nachträglich berichten möchte.

Der Rundreisebus in Vietnam war zu jener Zeit zwar in einem besseren Zustand als die Busse, welche ich davor in Brunei genießen durfte, hatte jedoch eine bordeigene Klimaanlage, welche ein Witz war. Im Bus war es damals durchgehend wesentlich wärmer und stickiger als außerhalb der Karre. Und außerhalb des Busses glühte schon die Luft. Man bekam im Bus kaum Luft.

Unser damaliger einheimischer vietnamesischer Reiseleiter hatte nach eigenen Angaben eine Zeit in Deutschland gewohnt (wahrscheinlich in der ehemaligen DDR) und versuchte uns auf Deutsch alles zu erklären, was seiner Meinung nach sehenswert war. Da er aber die Wörter teilweise planlos aneinanderreihte, kam überwiegend keinerlei Sinn aus den Sätzen heraus. Gut war also der beraten, welcher sich auf Land und Leute vorher selbst vorbereitet hatte.

Um sich akustisch Gehör zu verschaffen, sprach der Reiseleiter fast permanent lautstark in ein Megafon, welches er auch bei der Beantwortung von Fragen verwendete, wenn der Fragesteller direkt vor ihm stand. Auf Deutsch: Er brüllte einem ständig ins Gesicht bzw. ins Ohr, sodass das Trommelfell ordentlich klingelte.

Unser erster Fotostopp auf der Busfahrt, war vor einem Reisfeld, welches meiner Meinung nach nicht besonders sensationell war. Trotzdem stiegen viele Mitreisende aus und fotografierten es wie wild.
Als ich ausstieg, stolperte ich fast über 2 tote Ratten, welche etwa so groß wie kleine Katzen waren, die auf dem Bürgersteig tot herumlagen. Sonst war nicht viel bei diesem Stopp zu entdecken, wenn man nicht gerade Reis-Fan war.

Vor dem Betreten eines bedeutenderen buddhistischen Tempels zog der Reiseleiter sich damals zwar brav die Schuhe aus, rannte dann aber immer wieder lautstark ins Megafon labernd dicht an den dort auf den Knien betenden Gläubigen vorbei und teilte uns simultan per Megafon quer durch die Gebetsstätte mit, was die Betenden dort im Moment machen und innerlich empfinden würden.

Man muss sich das mal vergleichsweise wie folgt vorstellen:
Ein Reisegruppenführer würde mit einer religiös anders orientierten Touristengruppe aus dem Ausland im Schlepptau in den Kölner Dom einmarschieren und würde dort mit einem Megafon an den in den Bänken vor dem Altar betenden Gläubigen vorbeilaufen und diesen aus einem Abstand von ca. 50 cm lautstark ins Gesicht quasseln. Genauso befremdlich müssen das damals die Buddhisten empfunden haben, welche im Tempel auf dem blanken Boden kniend im Gebet vertieft waren.
An den verärgerten Gesichtern einiger dortiger buddhistischer Mönche konnte man deutlich ablesen, was diese von einer solchen Verhaltens-weise hielten. Die dort betenden Gläubigen schienen aber davon absolut unbeeindruckt zu sein oder dieses bewusst zu ignorieren. Diese würdigten den Megafon-Mann keines Blickes. Es schien allen klar zu sein, wer damals im Tempel das Sagen hatte. Man kann vermutlich davon ausgehen das nur besonders system- und parteikonforme Menschen solche begehrten Reiseleiterpositionen dort ausüben durften. Und welcher Gläubige will sich schon mit dem System anlegen?

Auf den einheimischen Märkten wurden lokale Köstlichkeiten aus Fleisch und Fisch mit reichlich Fliegen, ungekühlt stundenlang bei mindestens 35 Grad C. im Schatten und auch in der Sonne liegend, zum Verkauf angeboten. Also wahrscheinlich war das damals nichts für den verwöhnten europäischen Wohlstands Magen.

Man bediente sich dort erfindungsreich vielfältiger Fortbewegungs-mittel.
Auffallend war die ungeheure Anzahl von Kleinkrafträdern (Motorrad, Moped, Roller, Mofa), welche auf den Straßen ständig unterwegs waren. Fahrräder habe ich dort damals unerwartet seltener gesehen.
Auf einem Motorroller saßen häufig bis zu vier Personen.
Reihenfolge: Vorne, direkt hinter dem Lenker, ein Kleinkind, dahinter der steuernde Mann, hinter dem Mann wieder ein Kleinkind und hinter dem Kind eine Frau. Der Reiseleiter erzählte uns, dass dies eigentlich verboten ist, sich aber die Polizei nur darum kümmert, wenn ein Unfall eingetreten wäre. Viele Kradfahrer fahren dort auch ohne Führerschein, was ebenfalls angeblich nur zum Problem wird, wenn ein Unfall geschieht.
Die Kräder werden hier als universelles Transportmittel eingesetzt. Einige Kradfahrer sah ich Stangen (Bambus?) auf VESPA ähnlichen Rollern transportierten, welche ca. 10 Meter lang waren. Wer hier geschäftstüchtig ist, könnte Beiwagen für Roller/Kräder zum Verkauf anbieten. Das müsste geschäftlich eigentlich gut laufen, da die Nachfrage, nach bezahlbaren Transportkapazitäten hier in Vietnam damals sehr groß war und ich trotzdem auf den Straßen kein Krad mit Beiwagen gesehen habe.

Wir besuchten auch noch eine Kriegsgedenkstätte des Vietnamkrieges.
Dort hatten wir Gelegenheit ein Museum zu besichtigen und durch einen, touristisch ausgebauten, Geheimtunnel des damaligen vietnamesischen Widerstands zu laufen (siehe Foto oben).
Da es dort unter der Erde sehr finster war, stieß ich mir den Kopf schmerzhaft ordentlich an der Höhlendecke. Und das, obwohl der Tunnel Touristen mäßig ausgebaut war.
Die wirklichen Tunnel sollen damals teilweise einen Durchmesser von nur 1 Meter gehabt haben. Die Widerstandskämpfer mussten dort damals, über hunderte Meter hinweg, auf den Knien, unter den oben (über der Erde) verzweifelt nach Vietnamesen Ausschau haltenden US-Truppen, hindurchkriechen.
Am Ende des Pseudo-Tunnels stand eine Vietnamesin mit einer Taschenlampe und redete permanent irgendetwas, was keiner verstand und auch wahrscheinlich keinen interessierte. Ich war froh aus dem Tunnel wieder herausgekommen zu sein, da hinter mir ein hysterisches Kind vor Angst laut zu weinen und zu schreien begann.

Dann kam der Ausflugshit :
Zum Abschluss des Tagesausfluges besuchten wir eine buddhistische Sekte. Deren Namen habe ich leider vergessen.
Diese hatte es sich, in sehr dunklen Holzkammern mit Unmassen an religiösem Devotionalien, in einem großen Gehöft gemütlich gemacht.
Das Ganze hatte eine schwere Hollywood Kung-Fu-Film Atmosphäre! War aber real!
Überall saßen dichtgedrängt in dunklen und halb erleuchteten Sitzecken schwarz gekleidete Ninja-Gestalten, welche mit Stäbchen irgendetwas (wahrscheinlich Reis) hektisch in sich hinein schaufelten. Wäre in diesem Moment der japanische Top-Ninja bzw. Samurai Hattori Hanzo bzw. Oni no Hanzō persönlich an mir vorbei gelaufen, ich hätte mich nicht gewundert.
Bei der weiteren Besichtigung spielten sich seltsame Rituale ab.
Zunächst wurde uns vom Reiseleiter (sein Megafon-Tonfall erinnerte mich damals an ein Nordvietnamesisches Umerziehungslager) befohlen an einem Begrüßungstee teilzunehmen.
Noch bevor wir einen Schluck trinken konnten, wurden wir per voll aufgedrehtem Megafone aufgefordert sofort alles stehen und liegenzulassen.
Wir sollten uns an einer Seite des großen Empfangsraumes in einer Reihe aufstellen, Frauen links und Männer rechts.
Getrennt nach Geschlechtern wurden wir dann vom Reiseleiter und mehreren schwarz gekleideten alten Frauen durch die "ehrwürdigen Räume" getrieben.
Eine der Damen zupfte ständig an meinem T-Shirt und zeigte mit ihrem Finger hektisch auf meinen Kopf, während sie pausenlos auf vietnamesisch auf mich einredete. Erst als der Reiseleiter mir sein Megafon direkt ans Ohr hielt und "Mütze runter!!" brüllte, verstand ich worum es ging. Ich hatte vergessen die Sonnenkappe abzunehmen.
Zu meiner Verteidigung möchte ich darauf hinweisen, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt fälschlich davon ausgegangen war, dass es sich hier um eine der üblichen Verkaufsveranstaltung handelte.
Mit halb geplatztem Trommelfell wurde ich weiter gnadenlos durch die finsteren Räume gejagt, den Megafon schwingenden Reiseleiter dabei immer im Nacken, bis sich die Frauentruppe an einer Stelle des Gebäudes wieder mit der Männertruppe treffen durfte.
Dann war diese seltsame Veranstaltung auch schon zu Ende und gemeinsam kehrten Frauen und Männer zum Bus zurück.
Bis heute konnte mir niemand so richtig erklären, was das gewesen ist, was ich da erlebt hatte.
Egal, ich war froh lebend aus diesem Gehöft herausgekommen zu sein!

Weitere Informationen zu Vietnam:

Gefährdung durch Kriminalität:
Obwohl der geringe Lebensstandard der Bevölkerung vielerorts anderes erwarten lässt, gilt Vietnam angeblich in weiten Teilen als relativ gewaltfreies Land, wo man von keiner gezielten Gefährdung von Touristen durch organisierte und/oder spontane Straßenkriminalität sprechen kann (Ausnahmen, welche aber auch typisch für viele andere Großstädte auf der ganzen Welt in anderen Ländern sind: siehe unten unter *1)).
Als Ausgleich dafür muss der Tourist mit einer besonderen Gefährdung von Leib und Leben durch die dortigen chaotische Verkehrsverhältnisse rechnen. Hier fährt jeder "wie und womit er will" und es galt hier im Straßenverkehr die Devise einer deutschen Vorzeige-Punkrock-Band: "Macht die Bahn frei, geht aus dem Weg! Wenn Ihr helfen wollt, sprecht ein Gebet!"
Weiterhin kann auch das Mitfahren auf einheimischen Booten gefährlich sein, weil der diesbezügliche technische/ ausbildungsmäßige Sicherheitsstandard von Bootsführern und Booten gleichermaßen oft zu wünschen übrig lässt.
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*1) Kriminalität gefährdete Bereiche/Orte sind:
- Nha Trang
- Ho Chi Minh Stadt
- Bahnhof Hanoi
- Hotels (Diebstähle)
- Privatwohnungen von Einheimischen:
Man sollte spontanen Straßeneinladungen besser nicht folgen, da hier das Wort Gastfreundschaft von einigen Einheimischen stellenweise sonderbar interpretiert wird. Glücksspielbetrug in privaten Räumlichkeiten, ist den dortigen Behörden nicht unbekannt.
- Organisierter Kreditkartenbetrug
- Organisierte Kinderbanden (vor allem in den Großstädten an Verkehrsknotenpunkten).
Immer wenn es dunkel wird, sollte man bei der spontanen Mietung von Cyclos (Fahrradtaxi) und Xe Om`s (Motorradtaxi) vorsichtig sein. Man weiß nie so genau, wohin man im Endeffekt transportiert wird. Auch "freie PKW-Taxis" sind nicht immer unproblematisch, da einige dieser "freien Taxifahrer" eigene Vorstellungen von Freiheit, Recht und Ordnung haben, die sich mit unseren europäischen Vorstellungen nicht immer decken. Bisweilen kann es bei nächtlichen Diskussionen über den Taxipreis zum Austausch handfester Argumente kommen.
Wer ausgeraubt und/oder bestohlen wurde, sollte sich die Personalien von anderen mitreisenden Zeugen notieren, um den Verlust vor seiner Versicherung im Heimatland, wenigstens ansatzweise, nachweisen zu können, da die einheimische Polizei nicht immer Protokoll freudig sein soll.

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