Corporate Identity
- Satire -



Drauf und dran!
Alle Mann!

Der Pater Pauli
führt uns an!

Vorgeschichte:

Auch die Bewertung der Arbeitsleistung eines Geistlichen wird für dessen jeweilige Vorgesetzte in der heutigen Zeit immer problematischer, da durch die Globalisierung, die Produktivität und die Kosten eines deutschen Paters nicht mehr nur mit anderen Pfarrern in Deutschland verglichen wird, sondern z. B. auch mit den Brüdern im Geiste, welche in Rumänien und auf den Philippinen für ein vorgezogenes monatliches Gnadenbrot ihr Leben fristen.

Es begab sich vor langer Zeit, dass auch ich, Pauli, einmal das Gefühl hatte, als "Bruder im Geiste" etwas für meinen Ruf und meine Arbeitsplatzsicherheit tun zu müssen. Schließlich predigte ich von der Kanzel ja nicht in einen luftleeren isolierten Raum hinein, sondern stand mit meinen deftigen Kanzelreden doch schon irgendwie im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Zudem kam hinzu, dass ich durch meine damaligen geistlichen Vorgesetzten, ....der Herr möge sie segnen...., massiv dazu gedrängt wurde, anlässlich schwindender Kirchensteuerzahler, die angeblich exorbitanten Kosten meiner Pfarrei endlich drastisch zu reduzieren. Sollte mir das nicht gelingen, hatte man mir im ruppigen und deutlichen Tonfall signalisiert, würde man unsere Gemeinde zwangsweise mit drei Nachbargemeinden zusammenfassen. 3 Kirchengebäude würde man verkaufen und nur noch ein Gebäude würde übrig bleiben. Um die dann neu zu besetzende Pfarrerstelle "könnten wir 4 Pater uns ja dann prügeln." So beschloss ich damals also die renommierte Manager- und Unternehmensberatung Galgenbaum & Partner zu engagieren und diese damit zu beauftragen, meiner Person, den verdienten Glanz in der Öffentlichkeit zu verschaffen, damit es erst gar nicht, zu großen Diskussionen, um die Besetzung der zukünftigen Führungsposition, der übrig bleibenden Pfarrei kommen würde. Die Firma für Unternehmensberatung schickte mir sogleich ihren besten Mann Berti Keule, welchen ich konspirativ im Beichtstuhl empfing, da die anstehenden unangenehmen unternehmerischen Entscheidungen meinerseits, ein hohes Maß an Diskretion erforderten.

Das Beratungsgespräch lief wie folgt ab:

Berti (hatte im Beichtstuhl auf der harten Büßerbank Platz genommen): "Guten Tag Herr Pauli, ich möchte mich erst einmal bedanken, dass Sie unser Unternehmen ausgewählt haben. Wie sind Sie eigentlich auf uns gekommen?"

Pauli: "Man hat mir im Kollegenkreis gesagt, dass man Ihrer Firma nur die Anzahl der Arbeitsstellen angeben muss, welche man abbauen möchte und Sie würden dann zu jeder genannten Zahl eine wissenschaftlich exakt ermittelte Begründung liefern, mit der man sich in der Öffentlichkeit sehen lassen kann, ohne das Gesicht zu verlieren."

Berti: "Herr Pauli, ich kann Ihnen versprechen, dass kriegen wir alles ohne Probleme hin. ....Aber man hat mir gesagt, dass auch noch andere Baustellen offen ständen."

Pauli (auf seinem Sitz plötzlich nervös herum rutschend): "Ähhh ja..., .....wie soll ich es formulieren, ......bei den hässlichen Maßnahmen, welche ich zur Haushaltskonsolidierung ergreifen muss, soll meine öffentliche Reputation nicht auf der Strecke bleiben. ......Ähh, das darf auf keinen Fall geschehen, sonst besteht die Gefahr, wenn der ......ähh.....Druck der Straße zu groß wird.....ähhh verstehen Sie ......Öffentlichkeit, Presse....ähhh, wenn der ganze Medienrummel losgeht.....ähh..., dass mich meine Vorgesetzten als Bauernopfer nach Afrika in die Mission schicken.....und da will ich auf keinen Fall hin.....äh, das darf nicht geschehen."

Berti (halblaut murmelnd und etwas in sein Notizbuch schreibend): "Dach`t ich es mir doch....., dass Übliche also......, Vermeidung von Kollateralschäden nach unverzichtbaren personalpolitischen Maßnahmen......., Herr Pauli......, da sind Sie ganz richtig bei uns......., ich habe da mal zufällig ein paar Sachen vorbereitet......., wenn Sie erlauben, stelle ich Ihnen das mal vor?"

Pauli: "Ja! Ich bin ganz Ohr!"

Berti: "Also meine erste Analyse hat ergeben, dass es die 4 betroffenen Pfarrgemeinden einzeln nicht auf Dauer schaffen, die Wirtschaftlichkeits Vorgaben zu erreichen.Wir können das Leiden also nur hinauszögern, letztendlich aber die Schließung unrentabler Kirchen für die Zukunft nicht verhindern. Dazu sind die Ertragszahlen aller betroffenen Gemeinden einfach zu schlecht."

Pauli: "Ähhh....soll das bedeuten, dass ich bald.........?"

Berti: "Nein, natürlich nicht......... Unsere Strategie wird wie folgt aussehen: Wir werden uns erst gar nicht, wie Ihre anderen drei Kollegen aus den Nachbargemeinden es zurzeit schon rührend tun, mit sinnlosen Versuchen abgeben, das jeweilige Gotteshaus zu erhalten. Das wäre sinnlose Kraftverschwendung. Die mir vorliegenden Zahlen sprechen hier eine eindeutige Sprache. Im Gegenteil zu Ihren 3 lokalpatriotischen Kontrahenten werden wir Ihren Vorgesetzten einen straffen Sanierungsplan vorlegen, der die Zusammenlegung der 4 Gemeinden als unausweichlich darstellt. Entsprechende beweiskräftige Zahlen wird Galgenbaum & Partner Ihren vorgeschalteten Dienststellen vorlegen. Natürlich werden wir Sie,....lieber Pater Pauli....., als denjenigen vorschlagen, der in Zeiten des "höchsten Sturms auf See" als Einziger den rettenden Hafen erkannt und angesteuert hat. Gerade die Tatsache, dass Sie nicht eitel an der Leitung Ihrer Gemeinde kleben, sondern flexibel auf die Zeichen der Zeit reagiert haben und neue gemeinsame Ziele für alle Betroffenen definiert haben, wird Ihre Vorgesetzten davon überzeugen, dass Sie der richtige Mann am Ruder des zukünftigen Bootes sind."

Pauli: "Und wo wird der zukünftige Hafen des Bootes sein? Ich habe nämlich wenig Interesse daran umzuziehen!"

Berti: "Die Zahlen, welche wir ihren Vorgesetzten vorlegen werden, werden nur den Schluss zulassen, dass nur eine Kirche als einzige von vier betroffenen wirtschaftlich überleben kann und deswegen nicht abgerissen oder verkauft werden muss. Ihren Wunsch, nicht umziehen zu wollen, werden wir, Herr Pauli, dabei natürlich berücksichtigen. Ich kann Ihnen aber nicht 100 prozentig versprechen, dass Sie an einem kleinen Umzug vorbei kommen, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass ein Umzug von wenigen Kilometern immer noch besser ist, als ein Umzug nach Afrika. ................. Damit dies alles funktioniert, müssen wir natürlich eine entsprechende Personalplanung durchführen, da sich das Einzugsgebiet der dann entstehenden Großgemeinde vervierfachen wird."

Pauli (im nachdenklichen Tonfall): "Hmmm, wie soll ich Ihrer Meinung nach, so eine Menge von neuen Gemeindemitgliedern denn alleine seelsorgerisch zukünftig betreuen? Also, wenn ich mal nur die dann zukünftigen Entfernungen hier im ländlichen Bereich betrachte....., da liegen ca. 30 Km Fahrstrecke zwischen Gemeinderand 1 und Gemeinderand 2 bis 4. ...........Da brauche ich im Winter ja Stunden um von einem Ort in den anderen zu kommen......Wir haben hier noch nicht einmal eine vernünftige Bundesstraße oder Autobahn, wo im Winter regelmäßig gestreut wird."

Berti: "Herr Pauli....., selbstverständlich enthält unser Gebiets- und Strukturreformprogramm auch eindeutige Hinweise darauf, dass der technische Fuhrpark des übrig bleibenden leitenden Paters....., also Ihrer..., den neuen Gegebenheiten....angepasst werden muss....., auf deutsch...., Sie bekommen einen neuen Dienstwagen."

Pauli (mit plötzlich leuchtenden Augen): "Welchen?"

Berti: "Na, ne G-Klasse natürlich, Sie müssen im Winter ja über die Landstraßen kommen,..... Vierradantrieb...! Wie wär`s mit einem G 65 AMG mit schwarzen Ledersitzen?"

Pauli (begeistert): "Das......das wäre ein wahrliches Geschenk des Himmels!"

Berti: "Na sehen Sie Herr Pauli...., langsam scheinen Sie Gefallen an den Reformen zu finden,...oder? Aber bevor es so weit ist, müssen wir beide noch unsere Hausaufgaben machen. Es bleibt bei diesen Reformen nämlich grundsätzlich das größte zu lösende Problem, welches man als Erstes angehen muss."

Pauli: "Und das wäre?"

Berti: "Die zukünftige Personalplanung! Wir müssen klären, wie wir aus der Summe von zurzeit 50 Angestellten in vier getrennten Gemeinden, 10 Restangestellte in einer Großgemeinde unter Ihrer Führung machen."

Pauli: "Also betriebsbedingt kündigen können wir denen nicht, dass würde ich nicht überleben, dann kann ich gleich meine Fahrkarte nach Afrika beim Bischof abholen....., das geht nicht!"

Berti: "Pater Pauli...., wer spricht den hier von betriebsbedingten Kündigungen? Das regelt man heut zu Tage anders."

Pauli (mit verzweifelter Stimmlage): "Und wie? Von den 50 haben mindestens 15 einen Schwerbehindertenausweis und ca. 20 arbeiten schon seit über 30 Jahren für unsere Konfession im Angestelltenverhältnis. Die werden wir nie los!"

Berti: "Wir nützen Faktoren, wie natürliche Fluktuation, mangelnde Bewegungsflexibilität der Arbeitskräfte .....usw. aus. .....Kennen Sie eigentlich das RATIO 2100 Computerprogramm von Galgenbaum & Partner?"

Pauli: "Nein! Was ist das?"

Berti: "In dieses Programm geben wir sämtliche Informationen von den 50 Arbeitnehmern ein, welche wir über diese haben. Hierzu gehören: Genauer Wohnort, Geburtsdatum, Jahre der Betriebszugehörigkeit, Inhaberschaft von Schwerbehindertenausweisen mit Behinderungsgrad, .....Informationen über pflegebedürftige Angehörige, welche diese betreuen müssen........, aktuelle Schufa Auskunft, .....Anzahl der noch zu versorgenden schulpflichtigen Kinder und Länge deren Schulwegs, Kindergartenlauf- und Öffnungszeiten,...... bekannte laufende Kreditverbindlichkeiten, Besitz von Führerscheinen und Autos, bestehendes Wohneigentum, ......vorhandener oder nicht vorhandener Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln in erreichbarer Nähe vom jeweiligen Wohnort.......usw. usw.."

Pauli: "Und was geschieht mit den eingegebenen Daten?"

Berti: "Das Programm ermittelt uns zunächst von 4 vorhandenen Standorten, den zukünftigen Standort der neuen Gesamtgemeinde, bei dem die höchste Wahrscheinlichkeit besteht, dass möglichst wenig Angestellte Interesse haben dorthin umzuziehen oder dort zukünftig zu arbeiten. Weiterhin werden namentlich genau die Arbeitnehmer ermittelt, welche mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 % die Umstrukturierungsmaßnahmen nicht mitmachen werden, u.a. weil diese es, aufgrund ihrer unflexiblen Lebenssituation, gar nicht können. Ich kann Ihnen versichern, dass die Erfolgsquote des Programms bei 95 % liegt! Den ermittelten Arbeitnehmern machen wir dann ein Arbeitsplatzangebot im Rahmen des üblichen Sozialplans am ermittelten Ort der neuen Gesamtgemeinde, mit dem Erfolg, dass wir den größten Teil der überflüssigen Belegschaft mit den üblichen kleinen Abfindungsbeträgen los werden."

Pauli: "Abfindungsgelder? Wo holen wir das Geld dafür her?"

Berti: "Das finanzieren wir mit dem Verkaufserlös für die 3 dann überflüssigen Kirchengrundstücke."

Pauli: "Das hört sich gut an, aber was ist nun mit meiner Reputation? Auch das wird nicht ohne negative Schlagzeilen in der Presse bleiben?"

Berti (nun im leisen verschwörerischen Tonfall): "Genau...., Pater Pauli, ......nun kommen wir zu Ihnen. ..........Bevor wir Ihren vorgesetzten Dienststellen unseren Plan vorlegen, schieben wir für Ihre Person 3 Monate Propagandazeit ein. Wir werden Sie in der Öffentlichkeit entsprechend so verkaufen, dass jedem Dorftrottel klar wird, dass die anstehenden Umstrukturierungsmaßnahmen nur von Ihnen gemeistert werden können. Sozusagen Pauli als Erlöser. ......Hierbei kommt.....und ich hoffe auf Ihre diesbezügliche Diskretion, uns noch der Umstand zu Gute, dass mein Chef und Ihr Chef gemeinsam zur Jagd gehen......., Sie verstehen?...... Nichts schweißt solche Leute mehr zusammen, als ein gemeinsam vom Himmel herunter geballerter Fasan oder eine zünftige Sause, nach einer geglückten Treibjagd, wo mal kein Treiber aus Versehen angeschossen wurde......... Nebenbei, mein Chef hat mir bereits signalisiert, dass er das regelt!"

Pauli (vor Vorfreude leise lachend): "Hahaha! Das Vitamin "B" ist es mal wieder."

Berti: "Nicht nur, sondern auch!. ...........Aber wir müssen Ihre Person auch noch in der Öffentlichkeit gut darstellen. Ich schlage als erstes eine gezielte Indiskretion vor, bei der der lokalen Presse, aus üblich "gut informierter Quelle" gesteckt wird, dass 3 noch unbenannte Kirchen von vier, in naher Zukunft verkauft werden sollen. Sobald dies in der Zeitung steht, melden Sie sich als erster Pater zu Wort mit der Forderung, dass aus den ehemaligen Kirchengebäuden aus Gründen der Pietät keinesfalls Diskotheken oder Spielbanken gemacht werden dürften. Vielmehr schlagen Sie den betroffenen Gemeinden die zukünftige Verwendung als Büchereien, kulturelle Veranstaltungsplätze und / oder Treffpunkte für Asylbewerber öffentlich vor. Damit positionieren Sie sich nicht nur bei Ihren Vorgesetzten, frühzeitig richtig, als früh einsichtiger Sanierer, sondern nehmen auch den kirchenkritischen Lokalpolitikern den Wind aus den Segeln. Für die Arbeitnehmer, welche in Gefahr stehen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, fordern Sie die Gründung einer Übergangsgesellschaft, welche neue Arbeitsplätze nach Möglichkeit vermittelt und in der diesen die notwendigen Fertigkeiten beigebracht werden, welche diese bei Bewerbungen und beim Wechsel in Art verwandte Berufe verwenden können."

Pauli (sichtlich begeistert): "Berti, Sie sind ein Fuchs!! Das sollte funktionieren!"

Berti (auflachend): "Hahaha! Aber bitte nicht einer, auf einer Treibjagd!"

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