Möhnetalsperre
- Reisebericht -

In Corona-Zeiten überlege ich mir immer wieder, wo man eigentlich als rastloser Wandervogel noch hinfahren kann, ohne Gefahr zu laufen, zu vielen potenziellen Viruswirten bzw. Superspreadern bei Wanderungen zu begegnen. 

Als ich vor Kurzem mal wieder meine sehr umfangreichen Archive sichtete, fiel mir die Möhnetalsperre als Naherholungsziel im Sauerland (NRW) wieder ein.

Im Gegensatz zur Hennetalsperre ist die Möhnetalsperre (Baujahr 1912) inkl. der dortigen Nachbarschaft meiner Meinung nach noch sehenswerter.

Die Möhnetalsperre (GPS Breite 51°29'23.30"N Länge 8° 3'34.22"E; Staumauer-Höhe ca. 40 Meter und begehbare Länge ca. 650 Meter) ist u.a. auch ein Wasserkraftwerk, welches Energie dadurch erzeugt, dass aufgestaute Wassermassen von einem höheren Wasserstandniveau aus, angetrieben und beschleunigt durch unsere kostenlose Schwerkraft (Nutzgefälle 32 Meter), nach unten durch Turbinen (Kaplanturbinen) rauschen und dort CO2 freien Generatorstrom (3500 Kilowatt je Stromaggregat) erzeugen. Diese Turbinen verarbeiten bis zu 12 m³ Wasser je Sekunde und die Generatoren erzeugen ca. 12.900.000 Kilowattstunden Ökostrom im Jahr, welcher in die allgemeinen Versorgungsnetze eingespeist wird. Dies reicht für den normalen Stromverbrauch von ca. 3200 Haushalten im Jahr durchaus aus.
Der dazugehörige Möhnesee hat eine maximale Tiefe von 36 Metern und 134.500.000 m³ Fassungsvermögen. Er bietet u.a. zur allgemeinen Volksbelustigung zwei freie Badestellen und ein gebührenpflichtiges Strandbad an.

- Technik der Talsperre:
Es sind vier Grundablässe vorhanden, welche 1992 bis 2001, nach ca. 80 Betriebsjahren, saniert wurden, deren "luftseitige Rohrleitung" einen Durchmesser von je 140 cm hat, was dazu führt, dass bis zu 24.000 Liter Wasser je Sekunde und je Leitung notfalls (Revisionsfall) abgelassen werden kann, wenn die Turbinenkapazität des Hauptkraftwerks einmal überlastet ist.
Im nahen Außenbereich der Talsperre wurde ein Grundablass zur Besichtigung von Besuchern aufgebaut (3 Verschlussorgane inkl. einer luftseitigen Rohrleitung).

1972 bis 1974 erfolgte der Bau eines Kontrollstollens zur Überwachung der langfristigen Sicherheit der Staumauer. Im Rahmen von Besucherführungen kann ein Teil des Stollens besichtigt werden.
2001 wurde eine umfassende elektronische Überwachungs- und Steuerungsanlage der Staumauer installiert, was Kosten in Höhe von ca. 11.000.000 Euro verursachte.

- II. Weltkrieg:
Am 16/17.05.1943 (II. Weltkrieg) wurde die Staumauer durch eine britische Rollbombe im Zuge der "Operation Chastise" schwer beschädigt. Die dadurch ausgelöste sehr große Flutwelle strömte flussabwärts (Ruhr) bis in das Ruhrgebiet und tötete mindestens 1300 Menschen (einige andere Quellen berichten sogar von 1600 Opfern) auf ihrem Weg. Selbst in 100 km Entfernung soll dadurch damals noch ein Mensch getötet worden sein. Neheim (Arnsberger Stadtteil) wurde von einer 12 Meter hohen Flutwelle getroffen und verzeichnete allein 900 Tote. Unter diesen Toten waren auch sehr viele ukrainische, polnische, französische, belgische, niederländische und russische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, welche in ihren Zwangs-Barackenlagern im Möhnetal (Lager Möhnewiesen) völlig von der Flutwelle überrascht wurden. Die britische Luftwaffe verlor bei dieser Aktion ca. 50 Personen ihrer Flugzeugbesatzungen.

Ab Anfang Juni 1943 bis ca. 03.10.1943 wurde die beschädigte Staumauer u.a durch unzählige Zwangsarbeiter danach wieder aufgebaut, deren Gesundheit dabei in der damals üblichen menschenverachtenden NS-Manier skrupellos auf Spiel gesetzt wurde. Viele überlebten diese brutale Sklavenarbeit nicht.

Der britische Bombenangriff erfüllte sein Ziel für England nicht, da die Wasserversorgung und die deutsche Rüstungsindustrie dadurch kaum Schaden nahm.

An der Möhnetalsperre zeigte sich historisch beispielhaft, welche direkten, indirekten, beabsichtigte und unbeabsichtigte Schäden (Kollateralschäden) ein Krieg bzw. Kriegshandlungen für/durch alle Kriegsbeteiligten verursacht. ....Im Jahr 2015 errichtete man eine diesbezügliche Gedenkstätte an der Möhnetalsperre.

Auf der Seefläche gibt es kleinere Sandbänke, welche von einer Vielzahl von Vögeln (europäisches Vogelschutzgebiet) immer wieder im Jahresverlauf zahlreich bevölkert werden. Man kann den Möhnesee auch mit einem See-Touristen-Ausflugsschiff erkunden, welches u.a. an folgender GPS-Position anlegt: Breite 51°29'28.71"N Länge 8° 3'42.75"E . Ich glaube mich erinnern zu können, dass die Schiffstour so ca. 45 bis 60 Minuten damals dauerte. Meiner Meinung nach war das damals gut investiertes Ausflugsgeld.

- Möhnesee-Turm:
(GPS Breite 51°28'36.67"N Länge 8° 7'18.52"E)
Zu empfehlen ist auch die Besteigung des 42 Meter hohen Stahl-Möhnesee-Turms, wenn man schon einmal an der Talsperre ist. Er steht am Rennweg (Möhnesee Südufer; 287 m ü.NN) und ist ca. 4,5 km Luftlinie von der Staumauer (Kurs 108 Grad von der Talsperre aus gesehen) entfernt.
Der Turm wurde innerhalb von 4 Monaten aufgebaut, am 05.05.2015 eingeweiht und hat 206 Stufen, die es erst einmal zu erklimmen gilt. Geboten werden u.a. 3 Aussichts-plattformen in verschiedenen Höhen von denen man eine sehr gute Aussicht auf die Umgebung hat, welche dortige Lokalpatrioten auch als "Westfälisches Meer" bezeichnen. Verbaut wurden: 16 Tonnen Holz, 11 Tonnen Bewehrungsstahl, 75 Tonnen Stahl der Konstruktion, 336 Tonnen Beton.

Fazit:
Ich habe mir von dortigen Einheimischen sagen lassen, dass man angeblich in der Nähe im Hotel IBIS-Styles (GPS Breite 51°27'16.28"N Länge 7°58'1.13"E) preiswert nächtigen kann. Von diesem Hotel ist die Talsperre laut "Google earth" nur ca. 7,5 km Luftlinie Kurs 58,5 Grad entfernt.

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