Die Erscheinung
- Satire -


Vor langer Zeit, es war so gegen fünf Achtel 9, zwängte sich einst ein unscheinbarer Gnom mit lautem Getöse in den Beichtstuhl.

"Was sein Anliegen sei", fragte ich, scheinbar interessiert und gähnte leise in mich hinein, weil ich erstens wieder eines dieser todlangweiligen Beichtgespräche vermutete und zweitens hoffte, dass er sich kurzfasse, damit ich noch rechtzeitig zum Länderspielanpfiff das Fernsehen anschalten konnte.

"Ich weiß nun Bescheid über unsern Herrn", schnaufte der Zwerg, hustete kurz und ein Geruch von billigem Fusel kam mir entgegen, "ich hatte gestern eine Erscheinung."

Als ich dies hörte, war meine Müdigkeit, plötzlich wie weggeblasen. "Wo hattest Du die Erscheinung und wer erschien Dir, mein Sohn?", fragte ich diesmal wirklich interessiert.

"Seine Mutter erschien mir in meinem Gewürzbeet des Nachts und offenbarte mir Schreckliches", stotterte der Knirps hastig und voller Erregung im devoten Tonfall.

"Und was offenbarte sie Dir? Sag es geschwind, mein Sohn", entgegnete ich und drückte schnell auf den Geheimschalter für den obligatorischen Tonbandmitschnitt im Dienste der geheimen Glaubenskongregation.

"Sie sagte mir, dass Gott ein Außerirdischer sei! Er sei damals mit einem UFO zur Erde gekommen um die Menschheit zu erlösen", verkündete er mit verklärter Stimme.

Durch das Abtrenngitter konnte ich sehen, dass in seinen Augen ein verklärtes Licht strahlte. Natürlich wurde mir sofort klar, dass ich hier den seligen Vorzustand einer Ekstase erlebte.

"Nun", entgegnete ich, mit vollem seelsorgerischen Mitgefühl, "Du weißt, dass in letzter Zeit immer häufiger das Phänomen auftritt, dass Mitmenschen meinen, übersinnlichen Kontakt zu UFOS oder Außerirdischen zu haben. Bisweilen behaupten diese auch, des Öfteren mit diesen extraterrestrische Reisen durchgeführt zu haben.
Letzthin, mein Sohn, sah ich einen Dokumentarfilm über `Donaldisten` in dem ein amerikanischer Uni-Professor behauptete, Dagobert Duck gäbe es wirklich. Dieser würde mittels einer `Raum-Zeit-Spalte`, angesogen durch ein `Wurmloch`, aus seinem `Raum-Zeit-Gefängnis` Entenhausen zu uns dringen können. Du brauchst Dich Deiner Erscheinung also nicht zu schämen, mein Sohn, denn du befindest dich in bester intellektueller Gesellschaft."

"Und wie soll es mit mir nun weitergehen Hochwürden?", fragte mich der Knirps mit flehender Stimme.

"Mein Sohn, du bist ein Auserwählter! Gehe mit Deinem Wissen hinaus in die Welt der Kumpel und Stahlkocher, die gerade mal wieder um ihre Arbeitsplätze bangen und verkünde ihnen, was wirklich wichtig ist in unserer Welt, auf das diese endlich aufwachen."

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