Goldfinger
- Satire -


Auf jedem Schiff,
das dampft und segelt,

braucht man einen Pauli,
der üble Sachen regelt !

Vor über einem Jahrzehnt zwängte sich eines Tages ein reuiger männlicher Sünder in den Beichtstuhl, kniete sofort nieder und flehte mich, bevor ich noch aus Gründen der Diskretion den Beichtstuhl richtig verschließen konnte, schon um die Gnade des Herrn an. Das Gespräch lief wie folgt ab:

Sünder (mit verängstigt erregter hastiger Stimme): "Vater, ich benötige dringende Absolution!"

Pauli: "Mein Sohn, Du hast es aber eilig. Mit Gemach! Komme zu Dir und sage mir, worum es geht."

Sünder: "Hochwürden, bevor ich die Beichte ablege, möchte ich mich noch einmal vergewissern, dass alles, was ich Ihnen hier nun beichte unter das Beichtgeheimnis fällt."

Pauli: "Selbstverständlich! Alles bleibt unter uns. Ich bin verschwiegen, wie ein Grab. Aber nun sprich schon. Draußen, vor dem Stuhl, steht bereits eine 10 Meter lange Menschenkette, die sich alle offenbaren wollen."

Sünder: "Wieso sind es heute so viele die beichten wollen?"

Pauli (mürrisch): "Gestern war Altweiber. Wer weiß, was da wieder alles abgegangen ist, aber nun rede endlich, damit ich Dich lossprechen kann, ich habe nicht ewig Zeit."

Sünder (im Flüsterton): "Vater, ich habe gegen das Achte Gebot verstoßen."

Pauli (nachdenklich): "Das Achte? Äh, was war das noch mal? Ehebruch? Nein, das ist glaube ich das Siebte..., ......die Zahl bringt mich jetzt nicht weiter, weil jeder Hans Wurst hier seine eigene Reihenfolge hat."

Sünder: "Ich habe gestohlen."

Pauli: "Und was?"

Sünder: "1.000.000 Euro."

Pauli (ungläubig): "1.000.000? Bist Du von Sinnen, mein Sohn?"

Sünder: "Nein, ich bin bei klarem Verstand. 1.000.000 Euro stimmt."

Pauli: "Wen hast Du bestohlen?"

Sünder: "Mutter Kirche."

Pauli (im ungläubigen Tonfall): "Was bitte? Ist das ein übler Karnevalsscherz? Du hast Dich am Eigentum unserer Mutter Kirche vergriffen?"

Sünder (kleinlaut): "Ja!"

Pauli (nach einigen Sekunden des Schweigens im eindringlichen Tonfall): "Dir ist schon klar, dass Du für einen Verstoß gegen "Du sollst nicht töten" eine geringere Strafe zu erwarten hättest, als für einen niederträchtigen Diebstahl von Kircheneigentum!? Das Klauen von Eigentum der "Gemeinschaft der Gläubigen" ist so ziemlich das schlimmste, was man begehen kann!"

Sünder: "Ja, deswegen bin ich ja hier."

Pauli: "Welche Gemeinde hast Du bestohlen?"

Sünder: "Eine in der Stadt Klemmburg."

Pauli: "Doch wohl nicht aus der Kirche direkt am Bischofssitz!?"

Sünder: "Doch!"

Pauli (innerlich aufstöhnend im Flüsterton und nun mit ganz eindringlicher Stimme): "Mein Sohn, bist Du noch ganz gescheit? Das ist dort zurzeit ein Wespennest. Was meinst Du, wenn das rauskommt, was dann geschieht? Der dortige Bischof, den sie in der Presse schon Goldfinger nennen, hat zurzeit finanziellen Ärger ohne Ende. Die Finanzkommissare vom Heiligen Stuhl geben sich da die Klinke in die Hand. Von denen gibt es da inzwischen mehr als es dort Gemeindemitglieder gibt. ....Jetzt wird mir auch klar, wieso die einen Baustopp eingelegt haben....... Was hast Du eigentlich geklaut?"

Sünder: "Eine massiv goldene Badewanne, aus dem Rohbau des neuen Amtssitzes."

Pauli (stöhnt voller Verzweiflung auf): "Das kann nur die Wanne vom Bischof gewesen sein!? Unglaublich! Willst Du wirklich beichten, dass du Goldfingers Wanne geklemmt hast?"

Sünder (nicht ganz ohne klammheimlichen Stolz in der Stimme): "So ist es. Nebenbei, was meinen Sie, Hochwürden, was die Badewanne für ein Gewicht hatte? Ich musste die, des Nachts, mit dem Baukran erst aus dem Rohbau hiefen. Habe die kaum alleine in den VW-Bus bekommen. Was meinen Sie, was der Bulli in die Knie gegangen ist? Das war ne mords Arbeit, das kann ich Ihnen flüstern."

Pauli: "Um Gottes Willen, Du erwartest doch jetzt nicht auch noch Mitgefühl von mir, für Deinen vom Teufel befohlen außerordentlichen Körpereinsatz?...........Komisch ist nur, dass ich nie davon gehört habe, dass diesbezüglich öffentliche Anzeige bei der Polizei gestellt wurde."

Sünder (erstaunt): "Was ist daran komisch? Das ist doch klar! Wer, in solch einer Position, zeigt so etwas schon an? Kommt nicht gut an, bei den Gläubigen, wenn die hören, wie die Einkünfte der Gemeinde in flottes Edelmetall investiert wurden, bei dem ganzen Elend in der Welt. Deswegen habe ich das ja gemacht. Ich war mir damals sicher, dass das leicht und schnell verdientes Geld ohne großes Eigenrisiko ist."

Pauli (fast ein wenig anerkennend nach einer Minute des verzweifelten Schweigens): "Ein fast perfekter Coup...... Respekt, das muss man Dir lassen. Aber nicht desto Trotz wirst Du an einer angemessenen Bußauflage nicht vorbeikommen. Ach so, was ist eigentlich aus der goldenen Wanne geworden?"

Sünder: "Das ist es ja, ich bekomme die nicht eingeschmolzen. Die steht jetzt bei mir in der Gartenlaube und ich weiß nicht, was ich mit der anfangen soll."

Pauli (interessiert): "Moment, die Wanne ist also noch vorhanden? Sie ist unbeschädigt?"

Sünder: "Ja! Ich habe diese nur mit einer Plane zugedeckt. Die ist ein wenig verstaubt, aber sonst gebrauchsfertig."

Pauli (in sich hinein grübelnd): "Dann ist die also noch da......., lass mich nachdenken......, wie bekommen wir das wieder geregelt? Also, eins ist klar,........zurückbringen können wir die nicht. Wenn das die Presse rausbekommt, dann geht Goldfinger noch mehr durchs Fegefeuer und noch mehr treten aus der Kirche aus. ..... Wir müssen die irgendwie so loswerden, dass die Kirche den Goldwert wiederbekommt, es aber keinem auffällt. ........Lass mich nachdenken."

Sünder: "Springt auch für mich was dabei raus? Schließlich hatte ich ja die ganze Arbeit?"

Pauli (mit grollender Stimme und weiter nachdenkend): "Sei froh, wenn ich Dir die Absolution dafür erteile und Du später nicht im Fegefeuer dafür Jahrhunderte schmoren musst!...............Mir kommt da eine Idee. ....Was hältst Du eigentlich von einer Kompensationsbuße?"

Sünder: "Was ist das denn?"

Pauli: "Ich kenne da so einen windigen Goldschmied, welcher regelmäßig 2-mal im Monat zur Beichte erscheint, weil er das Ehe-Treue-Gelöbnis nie richtig verstanden hat und deswegen permanent mit einem Bein im Fegefeuer steht. Wenn ich dem eine Generalabsolution anbiete, dann wäre es doch gelacht, wenn der uns im Gegenzug nicht den goldenen Badetrog in konvertible Barren umschmilzt."

Sünder: "Und was machen wir dann mit den Barren?"

Pauli: "Das lass dann mal meine Sorge sein! Da ist nämlich auch noch ein Bankier, welcher auch bei mir Dauerkunde ist, weil er stets zwanghaft "falsches Zeugnis wider seinen Nächsten gibt." Der arbeitet gerade die Finanzierung unseres neuen Gemeindezentrums aus. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine kleine zusätzliche Eigenkapitalspritze in Höhe von 1.000.000 Euro unsererseits seine Zinskalkulation positiv für unsere Gemeinde beflügeln wird. ......Bist Du einverstanden?"

Sünder (mit lauter flehender Stimme): "Ja!! Aber was wird aus mir?"

Pauli: "Ego te absolvo!!.........Und nun verschwinde! .......Moment! Schreib mir noch Deine Handynummer auf. Ich melde mich dann, wenn es so weit ist. ..........Ach,.....aber bevor ich es vergesse. ....Ich habe da noch eine letzte Frage. .......Als Du in der Nacht im Rohbau warst, da hast Du Dich doch sicherlich umgesehen. ........Stimmen die Gerüchte, dass es in dem Luxus-Bunker auch ein Kinderzimmer gibt?"

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