Die Bronx
- Satire -


Es gab einmal eine Zeit, da konnte man sich als Geistlicher glücklich schätzen, wenn man eine Pfarre zugewiesen bekam, welche sich irgendwo möglichst weit südlich der A46 in unserem Land befand.

Leider war mir dieses Glück eine Zeit lang nicht hold und ich wurde einst kurzfristig in einen seltsamen Stadtteil versetzt, welcher sich nördlich der A42, westlich der A59 und östlich des Rheins befand.

Als Erklärung für meine damalige Kurzzeitversetzung hatte mein vorgesetzter Geistlicher mir nur geheimnisvoll angedeutet, dass man dort im Moment einen betriebswirtschaftlich vorgebildeten Pater brauche, der bereit sei in ungewöhnlichen Situationen schnelle Entscheidungen zu treffen. Mir wurde von diesem eine Spezialvollmacht in die Hand gedrückt, die mich auch dazu berechtigte verbindliche An-und Verkaufsvorverträge für 2 dortige Immobilien abzuschließen. Als Dauer meines Sondereinsatzes hatte man maximal 14 Tage kalkuliert.
Mehr wurde mir mal wieder nicht verraten.

Als ich damals mit meinem schwarzen Dienst-VW-Käfer, gesegnete Christophorus Plakette oberhalb der Gangschaltung inklusive, in den Stadtteil zum ersten Mal rein fuhr, um in der mir zugewiesenen Pfarre meine Kurzzeit Arbeitsstelle als Seelsorger und Prediger anzutreten, fiel mir als erstes das Ortseingangsschild auf.

"BRONX-ANFANG" hatte ein Graffitisprüher auf das Ortseingangsschild des Stadtteils gesprüht, und wenn man aus dem Stadtteil herausfuhr, stellte ich später fest, war auf dem Ausgangsschild "BRONX-ENDE" geschmiert. Zudem wies das gelbe Orts-Eingangs-Schild unten rechts zwei deutliche Einschusslöcher auf.
Also der örtliche Schützenverein wird dafür sicherlich nicht verantwortlich gewesen sein.

Natürlich war ich nicht ganz unvorbereitet dorthin gefahren. Genauestens hatte ich zur psychischen Stärkung vorher Zeitungsartikel und Medienberichte, welche über diesen Stadtteil handelten, studiert.

Von "No-Go-Area" war in diesen zahlreich die Rede und fast jeder siebte Einwohner sollte dort arbeitslos sein. Über 90 verschiedene Nationalitäten würden dort mehr oder weniger friedlich zusammenleben, bei außergewöhnlich hohem Straßenlärm und enormer Feinstaubbelastung durch Straßenverkehr und Stahlindustrie. Polizeihundertschaften müssten dort häufiger mal eingesetzt werden, um aufeinander eindreschende verfeindete Familienclans, häufig nach Hochzeitsfeiern, auseinander zu treiben. Das Blockieren von Autobahndrehkreuzen während der Hauptverkehrszeit anlässlich von Hochzeitsfeiern mittels PS-starker Sportwagen und die Abgabe von Salutschüssen mit scharfer Munition in die Luft sollte dort Volkssport sein. Auch die Mitgliedschaft in einem kriminellen Clan fiele dort eher unter die normale Brauchtumspflege.

Ich gebe zu, dass sich meine Begeisterung bezüglich meiner dortigen Tätigkeit schon im Vorfeld dadurch in starken Grenzen hielt.

Ich hatte gerade das gelbe BRONX-ANFANG Schild mit meinem Dienst-Käfer passiert, als ich an einer Kreuzung wegen einer roten Ampel halten musste.

Der Wagen war kaum zum Stillstand gekommen, da hatten sich schon zwei Gestalten, die aus dem Nichts zu kommen schienen, links und rechts von meinem Wagen aufgebaut. Der Typ rechts beugte sich seitlich über meine Kühlerhaube, und ehe ich mich versah, hatte dieser die beiden Scheibenwischer von der Windschutzscheibe abgehoben. Mit einem Wischlappen fing dieser ungefragt an, meine Scheibe zu säubern. Sein Kumpel links klopfte an mein Fenster, und da ich ein freundlicher Mensch bin, öffnete ich dieses einen Spalt weit.

"Kostet ne Mark!!", hörte ich diesen sagen.

Pauli: "Ähh? Was?"

"Ja, Alten.... Scheibe klar machen, kostet ne Mark hier! Dürfte doch wohl bekannt sein!", zischte der Fensterputzer mir aggressiv zu und ich glaubte deutlich auch eine Alkoholfahne riechen zu können.

Pauli: "Also, ich hab Sie nicht gerufen,..äh äh, warum soll ich......."

Putzer: "Bisse neu hier wat? Kaum hier und schon Ärger machen, dat haben wir schon........".

Da in diesem Moment die Ampel auf Grün schaltete und der andere Typ rechterseits gerade mit seinem Körper nicht mehr den Fahrweg blockierte, gab ich Vollgas und fuhr den beiden, begleitet von lauten Flüchen, welche diese mir noch hinterher schrien, davon.

Das fing ja alles gut an!

Auf meinem weiteren Fahrweg zur neuen Arbeitsstelle fuhr ich damals an auffallend vielen zerfallen wirkenden Häusern, mit hässlich verblichenen bzw. heruntergekommenen Fassaden, vorbei. Es waren meistens mehrstöckige Gebäude, welche im Erdgeschoss gewerblich genutzt wurden und ab der ersten darüber liegenden Etage wohl Wohnungen waren. Wohnungen, deren Fenster schon seit Monaten anscheinend niemand mehr gesäubert hatte. Man konnte kaum die Gardinen, hinter den durch Straßenstaub verdreckten Fensterscheiben, sehen. Und da, wo man etwas erkennen konnte, war es oft nur braune Pappe, welche anscheinend als Notverglasung für eine geborstene Glasscheibe diente.

Jeder dritte Laden in den Erdgeschossbereichen schien schon seit längerer Zeit geschlossen worden zu sein. In den dunklen Ecken zwischen den Häusern und in den Toreinfahrten lungerten im Halbschatten irgendwelche Gestalten herum. Einige Straßenhunde wühlten im Müll, welcher vielerorts achtlos auf dem Bürgersteig entsorgt worden war.

Es war zum gruseln!

An der Pfarrei, direkt neben der Kirche liegend, angekommen, stieg ich aus dem Käfer aus und klingelte an der Tür des Pfarrhauses, welches an seiner roten Backstein-Außenwand einige große meterlange Risse in der Außenfassade aufwies. Einige der Furchen waren so breit, dass man den Daumen reinstecken konnte.

Nach mehrmaligen klingeln hörte ich wie jemand von innen gemächlichen Schrittes zur Tür schlurfte und diese dann für mich öffnete.

Im Türrahmen der Tür erschien eine alte Frau, welche ca. 75 Jahre alt war.

"Ach! Guck! Der neue Herr Pfarrer. Ich bin Frau Kasulzke, die Haushälterin", wurde ich von dieser begrüßt.

Pauli: "Guten Tag Frau Kasulzke......äh....äh...ich., ja da bin ich nun."

Kasulzke: "Ja, ich weiß, Sie sind der Herr Pauli. Nun kommen Sie erst einmal rein, Sie hatten ja eine längere Reise, ich mache Ihnen gleich mal einen Kaffee. Sie haben Glück, aus den Steckdosen kommt gerade wieder Strom und aus dem Kran kommt seit heute morgen auch wieder Wasser."

Ich begab mich ins Gebäudeinnere, welches innen durch einige schwere Eichenmöbel an sich einen gemütlichen Eindruck machte.

Kasulzke (während diese zur Küche schlurfte): "Gewöhnen Sie sich besser erst gar nicht an dieses Haus Herr Pauli. Hier können Sie ohnehin nicht einziehen."

Pauli (erstaunt): "Was... bitte? Warum nicht?"

Kasulzke: "Haben Sie die Risse in den Wänden draußen gesehen?"

Pauli: "Ja, die sind ja riesig groß."

Kasulzke: "Das sind alles Bergschäden! Das Bauamt hat das Pfarrhaus vor einer Woche für unbewohnbar erklärt, da Einsturzgefahr besteht. Alle Nutzer des Hauses sollen laut Verfügung innerhalb der nächsten 2 Wochen ausziehen."

Pauli: "Und was machen Sie dann noch hier? Das ist doch lebensgefährlich."

Kasulzke (im phlegmatischen Tonfall): "Ich bin schon betagt, was soll mich noch schrecken? Und nebenbei heißt es ja in der Heiligen Schrift:

"Gut ist es, auf unseren Herrn zu vertrauen, und nicht sich verlassen auf irgendwelche Menschen."

Also, die Menschen vom Bauamt können mir ja viel erzählen, wenn der Tag lang ist. Außerdem kann ich hier nicht weg, da ich dann kein Dach mehr über dem Kopf habe. Ich wohne hier seit dreißig Jahren. Solange mache ich den Pfarrern hier schon den Haushalt. Nebenbei haben hier viele Häuser so Risse. Vieles ist hier kaputt und was nicht kaputt ist, geht langsam den Bach runter. Nebenbei sei angemerkt, Herr Pauli, auch die Orgel in der Kirche geht nicht mehr und es regnet durchs Kupferdach des Kirchturms. Da müssen Höhenkletterer ran. Das wird teuer ! Die letzten 5 Pfadfinder unserer Gemeinde haben als Ersatz aber ein Keyboard mit 2 Verstärkerboxen aufgestellt. Bin mal gespannt, wann das auch geklaut wird. Selbst das Tabernakel wurde schon drei mal aufgebrochen. Einmal hat ein Polizeitaucher eins sogar aus dem Rhein-Herne-Kanal geholt."

Pauli: "Das mit dem "auf den Herrn vertrauen" dürfte Psalm 118,8 sein. Aber liebe Frau Kasulzke, damals als man dieses verkündete, gab es auch noch keine Bergbauschäden und wo soll ich nun mein Quartier aufschlagen?"

Kasulzke (hatte das Kaffee machen wohl schon vergessen, kramte statt dessen in der Küche in einer Keksdose, holte einen Schlüssel heraus und drückte mir diesen in die Hand): "Ich soll Ihnen diesen Schlüssel geben, Herr Pfarrer. Sie können im Hochhaus in der 8ten Etage wohnen. Das steht zwei Straßen weiter. Ne Tiefgarage für Ihr Auto ist auch da. Aber passen Sie nachts besser auf, wegen der GANG die dort das Sagen hat. Am Besten nicht aufmachen, wenn es an der Tür klingelt. .......Wenn Sie nachts in Ihrer Wohnung bleiben, wird schon nichts geschehen. Also keine Sorge. Das Haus ist besser als sein Ruf."

**** In dieser Sekunde fragte ich mich zum wiederholten Male in meinem Leben, warum gerade ich immer in solche Situationen geriet. Ich sollte also in ein Haus ziehen, was von einer Straßengang kontrolliert wurde. Was trieb unseren Herrn, bzw. meine Vorgesetzten immer wieder dazu, mich solchen Prüfungen zu unterziehen? ***

Pauli (mit leichtem Anfall von Galgenhumor): "Tja, dann fahr ich da mal am Besten gleich rüber und seh mir die Villa mal an.., Frau Kasulzke."

Kasulzke (griff erneut in die Keksdose und holte eine Wegbeschreibung heraus, welche sie mir überreichte): "Ach so, das hätte ich fast vergessen, Herr Pauli. Wenn Sie dort Ihre Sachen ausgepackt haben, dann sollen Sie sich noch heute um 18 Uhr in der Polizeidienststelle 3, das ist 5 Minuten Fußweg vom Hochhaus entfernt, bei Polizeioberwachtmeister Frust zur Einweisung melden. Der Vorsitzende des Moscheevereins wird auch da sein."

Pauli (im ungläubigen Tonfall): "Wie bitte??...Zu was soll ich mich melden?"

Kasulzke: "Na zur Einweisung! Da bekommen Sie gesagt, wie das hier im Viertel zukünftig alles abzulaufen hat."

Pauli (leicht spöttisch): "Aha! Da bin ich ja mal gespannt, was ein Vertreter der weltlichen Macht mir zu sagen hat. Und der Vereinsvorsitzende der Moschee, was macht der da?"

Kasulzke: "Das ist der Herr Metin Abbas Ügülkülü, ein sehr netter und gebildeter Mensch, Herr Pfarrer. Den brauchen Sie auch wegen der Wohnung im Hochhaus, damit die GANG Sie in Frieden lässt."

Pauli (mit entsetzter Stimme): "Äähhh....habe ich Sie jetzt richtig verstanden? Soll das heißen der hat was mit der GANG zu tun?"

Kasulzke: "Neeee, natürlich nicht! Der ist hier im Viertel ein sehr wichtiger und angesehener Mediator bei Konflikten zwischen Bürgern mit muslimischen Glauben. Der vermittelt aber auch für unsere Gemeinde und für die Polizei, wenn es mal Ärger mit Leuten gibt, die wir nicht so einfach erreichen. Und solchen Ärger gibt es hier öfters. Ist ja auch kein Wunder bei der hohen Arbeitslosigkeit. Herr Ügülkülü spricht notfalls mit den Eltern von Gangmitgliedern, wenn die mal wieder Mist gebaut haben."

Pauli: "Warum spricht die Polizei nicht mit denen?"

Kasulzke: "Das fragen Sie besser um 18 Uhr Herrn Oberwachtmeister Frust. Der kennt sich damit besser aus. Nebenbei, der heißt nicht umsonst Frust, aber Sie werden das ja selbst sehen."

Pauli: "Bevor ich mich zum Hochhaus begebe...Frau Kasulzke,...eine letzte Frage...., was ist eigentlich aus meinem Vorgänger, dem Pfarrer Sägebrecht geworden?"

Kasulzke: "Na, der ist mit dem Zölibat nicht klargekommen. Angeblich! Hat geheiratet und hat in Süddeutschland mit seiner Frau der Ayse eine Apotheke aufgemacht."

Pauli: "Seine Frau hieß Ayse? Warum ist der nicht hier geblieben?"

Kasulzke: "Das war nicht möglich. Hätte zu viel Stress mit deren Familie gegeben."

**** Nach diesem ernüchternden Gespräch fuhr ich zum Hochhaus, um dort in der achten Etage mein Quartier zu beziehen. Am Wohnklotz angekommen, musste ich meinen Reisekoffer 8 Etagen durch das Treppenhaus hoch schleppen, da der Aufzug kaputt war. Im Erdgeschoss, also im Eingangsbereich, waren mindestens 30 Briefkästen vorhanden, von denen 10 aufgebrochen waren. Unter diesen lagen kilogrammweise Werbeprospekte im Flurbereich verstreut. Das gesamte Treppenhaus war mit Graffitis verschmiert und in der dritten, sechsten und siebten Etage hatte jemand seinen Hausmüll direkt im Treppenhaus entsorgt. Mich wunderte es deswegen überhaupt nicht, dass die mir zugewiesene Wohnung in der achten Etage leicht modrig roch und das Bett, auf dem ich schlafen sollte, sich schon beim Probesitzen, wie ein Klappmesser verhielt. Dafür hatte ich aber einen kleinen Balkon. Von diesem konnte man in der Ferne das geheimnisvolle flackernde Leuchten eines Hochofens sehen. Mir wurde klar, dass ich der Hölle näher gekommen war. ****

Pünktlich um 18 Uhr machte ich Polizei Oberwachtmeister Frust und Herrn Ügülkülü in der Polizeidienststelle 3 meine Aufwartung.

Da die Polizeidienststelle sehr klein war, fand die Unterredung im Verhörraum statt.

Oberwachtmeister Frust: "Guten Abend Herr Pauli!"

Herr Ügülkülü: "Salam Aleikum Herr Pauli!"

Pauli: "Aleikum salam Ihnen Beiden!"

Frust: "Haben Sie gut hierher gefunden?"

Pauli: "Ich bin fast an Ihrer Dienststelle vorbeigelaufen. Die ist ein wenig klein".

Frust: "Wir brauchen zurzeit nicht mehr Raum, da unsere Personalsituation eine Unterdeckung von 100 Prozent hat."

Pauli: "Und das in dieser Gegend? Wie können Sie da Ihren polizeilichen Auftrag erfüllen?"

Frust: "Um die Probleme der friedlichen Einwohner, aber auch um den Ärger durch Chaoten, von denen es hier eine ganze Sammlung gibt und die zum Beispiel Müller, Meier, Fischer oder Schulze als Nachnamen haben, kümmern wir uns direkt. Um die mit anderen Nachnamen kümmert sich auch Herr Ügülkülü. Das liegt mit daran, dass einige hier seit über 30 Jahren leben und noch immer unsere Sprache nicht sprechen. Also so ähnlich wie viele deutsche Auswanderer nach Mallorca, deren spanische Sprachkenntnisse sich auf "dos cervezas Pedro por favor" beschränkt."

Ügülkülü (verbeugt sich leicht): "Es ist mir stets eine Ehre!"

Frust: "Nur bei Massenschlägereien, häufig nach Hochzeiten, wird es eng, dann rufen wir auch schon mal die Einsatzhundertschaft zur Hilfe."

Pauli: "Und wie sieht die Hilfe von Herrn Ügülkülü genau aus?"

Frust: "Wenn wir zum Beispiel einen halbstarken Mehrfachtäter suchen, der von seiner Großfamilie abgeschirmt wird, dann wenden wir uns an Herrn Ügülkülü,....der regelt das dann."

Ügülkülü: "Herr Pauli, ich bin Fachexperte für arabische Mediation. Wenn ein Jugendlicher bzw. eine Jugendliche die öffentliche Sicherheit und Ordnung in diesem Viertel stört, dann spreche ich zuerst mit demjenigen bzw. mit derjenigen, der/die Ursache des Übels ist. Ist dieser / diese verstockt, aggressiv und nicht einsichtsfähig, führe ich ein längeres Gespräch mit seinem bzw. ihrem Vater nach dem Freitagsgebet in der Moschee."

Pauli: "Und das wirkt?"

Frust: "Also, bei den Jugendlichen hier ohne Migrationshintergrund würde das nur ab und zu was bringen, wenn der Pastor mit den Eltern spricht, da hier ohnehin kaum jemand in die Kirche geht, aber bei denjenigen welche einen Hintergrund haben, wirkt das hier fast immer."

Ügülkülü: "Mein Klientel legt außergewöhnlich viel Wert auf den Erhalt der Familienehre. Die üben notfalls massiven Druck auf einen Störenfried aus, damit dieser seinen Unfug zukünftig unterlässt."

Pauli: "Was für Unfug zum Beispiel?"

Ügülkülü: "Ach, da haben wir zum Beispiel Kaufhausdiebstähle, Straßenschlägereien, kleinere Drogendelikte, jede Menge Einbrüche oder Wettrennen mit gestohlenen Motorrädern und so weiter. Kompliziert wird es aber erst richtig, wenn es Ärger aus dem Bereich des Hawala Banking heraus gibt. Da verstehen viele absolut keinen Spaß mehr, da es hier teilweise um sehr viel Geld geht. ....Es gibt hier fast nichts, was es hier nicht gibt."

Pauli: "Ist für so etwas nicht eigentlich die Polizei zuständig?"

Frust (belustigt): "Hahaha....Herr Pauli, man merkt wirklich, dass Sie nicht von hier kommen. Was meinen Sie eigentlich, was wir hier mit 3 Streifenwagen, wovon einer ständig kaputt ist, und den paar Polizisten, die wir hier haben, viele zudem kurz vor der Pensionsgrenze, anfangen können? Wir sind schon froh, wenn wir einen sieben Tage Dreischichtbetrieb gewährleisten können, bei den ganzen Ausfällen durch altersbedingte Krankmeldungen in dieser Wache. Unsere Hauptaufgabe besteht in der Verkehrsüberwachung! Von einer effektiven Verbrechensbekämpfung im Bagatellbereich können wir nur träumen. Wobei wir aber auch gleich beim Thema wären. Hat Ihr Vorgesetzter Sie eigentlich ausreichend informiert Herr Pauli?"

Pauli: "Worüber?"

Ügülkülü: "Über den Kirchentausch."

Pauli: "Über was?"

Ügülkülü: "Ja den von uns vorgeschlagenen Tausch der Kirchgebäude."

Pauli: "Nein, also der hat nur was angedeutet, aber mir dann gesagt, dass er mir nicht zu viel verrät, damit ich vor Ort unbefangen im Urteil bin. Worum geht es denn genau?"

Ügülkülü: "Vor 20 Jahren haben wir ein altes Kapellengebäude hier in der Nähe von Ihrem Bistum erstanden. Dies sollte damals eigentlich abgerissen werden, da Ihre Leute meinten, dass das große Kirchgebäude in dem Sie jetzt, Herr Pauli, predigen sollen, völlig für Ihre Gemeinde ausreichen würde. Wir haben die Kapelle dann gekauft und in eine Moschee umgewandelt. Wir haben dort Platz für maximal 250 Personen in diesem Gebäude. Unsere Gemeinde ist nun so groß geworden, dass wir ca. 2.500 Besucher der Moschee in der Woche haben."

Pauli (mit fast ungläubigen Tonfall): "2.500?? Davon können wir ja nur träumen. Selbst wenn jeden Tag Ostern oder "Heilig Abend" wäre, bekämen wir diese Menge nicht zusammen." Wir haben es an einer Kirche mal mit Anlocken durch Freibier versucht, aber viel besser wurde das auch nicht. Die haben hektoliterweise Bier getrunken, sind aber nicht in die Messe gegangen."

Ügülkülü: "Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, wenn ich Ihnen jetzt gestehe, dass wir an Ihrer hiesigen Einsatzstelle im letzten Monat mal eine diskrete Zählung durchgeführt haben. Wir zählten pro Tag maximal 30 Kirchgänger bei Ihnen. Von den 30 kamen 20 im Rollator aus dem Altersheim, welches 50 Meter von Ihrem Gotteshaus entfernt ist. Wenn deren Tag zum Eintritt ins Paradies gekommen ist,.... lange kann es nicht mehr dauern, so wie manche von denen aussahen, dann .....dann...., ja wer bleibt da noch übrig? Und deswegen haben wir ihrer Kirchenleitung den Vorschlag gemacht, dass wir mit Ihnen unsere total renovierte kleine Kapelle bzw. Moschee mit ihrem viel zu großen sanierungsbedürftigen Kirchgebäude tauschen. Ein Gebäude, welches zwar leicht baufällig ist, aber einen riesigen Parkplatz davor hat. In diesem Gebäude können wir dann locker 3.000 Gläubige in der Woche zufriedenstellen. Den hohen Kirchturm würden wir dann in ein Minarett für unseren Muezzin umbauen."

Pauli (mit fester Stimme): "Moment! Dann hätten wir einen Präzedenzfall. Zum ersten mal hätten wir dann ein Minarett, welches das höchste Gebäude in einer Stadt unseres Landes ist. Dies war 2.000 Jahre lang das Privileg unserer Glaubensgemeinschaft. Davon fällt es schwer abzurücken. Also, ich weiß nicht ob das meinen Vorgesetzten gefallen wird."

Ügülkülü: "Das ist schon geklärt. Denen ist das angeblich völlig egal. Ihre Vorgesetzten sind sehr kostenbewusst. Diese wollen so schnell wie möglich die Fixkosten für ein Kirchgebäude nicht mehr zahlen, welches von der Gemeinde ohnehin nicht mehr angenommen wird."

Pauli (mit frustrierter Stimme): "Schön das zuerst von Ihnen zu hören Herr Ügülkülü und nicht von meinen Chefs. Aber sagen Sie mal, was hat die Polizei eigentlich damit zu tun?"

Frust: "Wir sind sehr an diesem Tausch interessiert. Dies würde die Parkplatzsituation sehr entspannen. Jedes mal, wenn vor der kleinen Kapelle....äh...Moschee...eine Gebetsstunde abgehalten wird, kommt es zu chaotischen Parkverhalten dort. Unzählige Gläubige kommen mit ihren Pkw zur Moschee und parken alles zu. Schon seit Jahren klingeln bei uns die Telefone mit Beschwerden von Anwohnern heiß. Das wäre dann vorbei, da der neue Parkplatz vor der größeren Kirche....äh...ich meine die zukünftige Moschee endlich ausreichend wäre."

Pauli: "Ähhh...Herr Frust, gestatten Sie mir eine persönliche Frage?"

Frust: "Nur zu!"

Pauli: "Sind Sie noch Mitglied unserer Glaubensgemeinschaft?"

Frust: "Neee, tut mir leid..., bin schon vor Jahren ausgetreten, wie fast alle in der Wache hier."

Pauli: "Und warum?"

Frust: "Man merkt wirklich immer wieder, dass Sie nicht von hier sind, Herr Pauli. Sie können gerne bei uns mal zwei Wochen, des Nachts, bei unseren Einsätzen im Streifenwagen mitfahren. Danach verlieren auch Sie den Glauben, das garantiere ich Ihnen."

Ügülkülü: "Hmmm, das ist bei uns anders, da tritt keiner aus. Wir haben an sich nur Eintritte. Aber sei es, wie es sei, was Herr Pauli ist Ihre Meinung zu dem Tausch?"

Pauli (nach einer Minute des Nachdenkens): "Also zunächst hätte ich spontan "nein auf keinen Fall" tauschen wir, gesagt, aber dass Parkplatzargument von Herrn Frust hat mich davon überzeugt, dass kein Weg daran vorbei führt, denn was kann heutzutage noch wichtiger sein, als eine geordnete Parkplatzsituation?"

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