IM Radlader
- Satire -

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Paulis Beichtstuhl
dient dem Frieden

Er bekämpft
des Teufels Krieg

Jede Schlacht
die er verliert

begründet Paulis
nächsten Sieg


Vorgeschichte:

Die Deutsch Deutsche Vergangenheit ist auch an mir, dem Pater Pauli, damals nicht spurlos vorbeigegangen. Plötzlich öffnete sich der "Eiserne Vorhang", der Arbeiter und Mauernstaat war am Ende und zu Tausenden strömten überfällig bußwillige IM`s in meinen Beichtstuhl, wohl um mit der eigenen Vergangenheit abzurechnen, bevor es am Jüngsten Tage unser Herr für diese tut.

Ich erinnere mich noch genau an diesen Werktag, wo ich in die Kirche kam und am Beichtstuhl eine Gestalt erblickte, welche mit einer Taschenlampe bewaffnet, in der Bußanlage kriechend, akribisch nach irgendetwas zu suchen schien. Das Gesicht des Mannes war entstellt von einem Haarschnitt, den man nur als postsozialistischen Einheitsschnitt bezeichnen konnte, als eine Art postmortale Dokumentierung des zu Grabe getragenen Sozialistischen Realismus. Es stellte sich schnell heraus, dass dieser einen grauenhaften Dialekt sprach, der ein vernünftiges Beichtgespräch, wie sich kurze Zeit später deutlich zeigte, fast unmöglich machen sollte. Ich sprach diese Gestalt deswegen mit fester Stimme an:

Pauli: "Hallo! Was machen Sie da?"

Gestalt (sich anscheinend verlegen nach mir umdrehend und zu mir aufschauend): "Ähähäh....Ich, überprüfe hier etwasch ......."

Pauli: "Und was?"

Gestalt: "Ja nuuuu, nisch wahr, ich wollt`an sich die Beischte abläägen, Herr Bauli, aber vorher wollt ich schon wisse, wer da sonst noch so alles mithört, nischt wahr?"

Pauli: "Pauli! Nicht Bauli!......Wer soll da sonst noch zuhören außer ich?"

Gestalt: "Na, nisch wahr, die STASI, nisch wahr?!"

Pauli: "Die gibt es doch gar nicht mehr. Wer sind Sie eigentlich?"

Gestalt: "Nisch wahr, ich binsch, der, na joo, man nennt mich Caterpillar-Bodo, wenigstens nennen mich meine Freunde so."

Pauli (mit einem Arm Caterpillar-Bodo in den Beichtstuhl schiebend): "So, jetzt nehmen Sie erst einmal Platz und dann kann es schon gleich losgehen. Wo kommen Sie eigentlich her? Und wieso nennt man Sie Caterpillar-Bodo?"

Bodo: "Ich war lange Baggerfahrer im Osten, da komm ich här!"

Pauli: "Also aus der Ostzone? Der SBZ?"

Bodo: "Nisch Ostzone sondern neue Bundesländer!"

Pauli: "Sei es wie es sei, was haben Sie mir zu beichten?"

Bodo: "Also Herr Bauli, ich hab da schon ein schlechtesch Gewissen, da ich in der Gauck-Behörde Nachforschungen über Sie angestellt habe."

Pauli (genervt und erstaunt): "Noch einmal,...nicht Bauli! Pauli ist mein Name!........Wie kommen Sie dazu?"

Bodo: "Ja nuuuu, ich hab mich vor zwei Jahren über Sie geärgert, weil Sie misch nisch getraut haben und da bin ich auf den Gedanke gekomme, dass ich wohl mehr über sie wisse möchte."

Pauli (grübelnd): "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns schon einmal in der Vergangenheit begegnet sind."

Bodo: "Doch, das war als die Mauer aufging, da bin ich zu Ihnen, mit mei Freundin, in den Westen gekommen um mich von Ihnen trauen zu lassen, nisch wahr?"

Pauli: "Vor 2 Jahren, sagen Sie......hmmmm,....langsam fällt mir da wieder was ein, helfen Sie mir mal auf die Sprünge, das waren damals hunderte, die plötzlich alle was von mir wollten."

Bodo: "Ja nuuu, ich und meine damalige Freundin haben damals von Ihnen enen Termin zu enem Traugespräch bekumme und wie sinne da och hingegange."

Pauli (sich langsam erinnernd): "Moment mal, ich glaube, da fällt mir was ein. Sie waren doch damals der freche Typ, der dumme Sprüche während des Trau Vorbereitungsgesprächs losgelassen hat, oder?"

Bodo: "Ja nuuuu, des ist nit so richtig, wie Sie das sagen. Sie haben uns damals gefrascht ob wir uns im klaren darüber seien, dass der Herrgott immer im Ehebettchen bei uns mit drinne liegt, wenn ich und ma Frau dort zusamme sind und ich hab darauf geantwortet, dass wenn ich im Bett mit ma Frau liege, dort keen Dritter was zu suche hädde. Und da haben Sie, Herr Bauli, damals gesagt, dass sie uns mit so einer Einstellung nit traue würden und haben damals das Gespräch abgebroche. Und darüber habe ich mich so sehr geärgert, dass ich Erkundigungen über Sie eingeholt habe."

Pauli (hat kaum ein Wort verstanden): "Pauli! Nicht Bauli!! Ist mein Name. Aber was haben Ihre Ermittlungen denn ergeben?"

Bodo: "Ja nuuuuuuu, ich war also enes Tages in der Gauck-Behörde und da hab ich ene große Kiste mit Tonband Aufzeichnungen gefunne. Alles Mitschnitte von Beichtgespräche die Sie, Herr Bauli, hier im Beichtstuhl mit Büßern geführt habe. Dat hat alles de STASI damals laufend mitgeschnitte."

Pauli (geschockt): "Das ist doch wohl nicht wahr? Das wäre ein gigantischer Skandal!"

Bodo: "Doch, Herr Bauli, alles isch woohr! Die habbe se jahrelang bespischelt und immer zugehört und olles mitgeschnitte, auf Donband."

Pauli: "Also, das ist alles schon unglaublich, was Sie mir da berichten und gleich werden Sie mir sicher noch erzählen, dass Sie auch ein IM waren,.....oder?"

Bodo: "Jooo, so isset. Ich war der IM Radlader!"

Pauli (kurz auflachend): "Hahaha ...., Radlader? Das passt ja zu einem Baggerfahrer!"

Bodo: "Hochwürden, ich weiß nischt, wasch daran witschig sein soll!? Die haben von de STASI alle so Decknamen bekomme. Mein Nachbar hieß mit richtigem Name "Gregor Dickund" und der war och bei de STASI und dem hamse den Namen "IM Doof" gegebe. Verstehnse Bauli? Dickund wie....Dick und Doof....., das find ich viel schlimmä als Radlader."

Pauli: "Kommen wir zurück zum Abhörskandal....., haben Sie den eine Wanze im Beichtstuhl gefunden? Sie sind doch lange genug in der Beichtanlage rumgekrochen?"

Bodo: "Nööö, ich glaub, da ist nix mehr. Vielleicht hamse ja damals das komische Schnurtelefon, was Sie da hinter Ihrem Beischtstuhl Sessel versteckt habe, einfach angezapft? Warum is da eigentlich zusätzlich nen Tonband angeschlosse. Das is ja wie beim Erich damals?"

Pauli (dem es nun eiskalt den Rücken runter lief, weil nun die geheime Mitschneideanlage der Kongregation aufgeflogen war): "Da ist kein Telefon und auch kein Tonband, dass vergessen Sie mal schnell wieder, sonst können Sie sich die Absolution irgend woanders besorgen!"

Bodo: "Is ja schon jut Pader Bauli, was muss ich für die Lossprechung den mache?"

Pauli: "Sie gehen nochmal in die Behörde, wo Sie die Tonbänder gefunden haben und lassen diese alle verschwinden."

Bodo: "So einfoch is det neet! Die werden jut bewacht. Da muss ich auf die IM-Seilschaften zurückgreifen, damit ich heimlich in die Räume komme kann. Das wird teuer, dat sach ich Ihnen. Und ohnehin, Kopien von de Sachen hat ohnehin scho dä ENÄSÄÄ!"

Pauli (endgültig entnervt vom Dialekt): "Was ist ENÄSÄÄ? Meinen Sie die National Security Agency, die NSA?"

Bodo: "Joooo, sach ich doch, die ENÄSÄÄ, die hät och schon olles in Kopie. Wofür frühä der "Horsch und Guck" zuständig war, macht heute alles de ENÄSÄÄ!"

Pauli (lautstark, mit einem Blutdruck, kurz vor der Hirnschlaggrenze): "Irgendwo ist auch bei mir Schluss! Ich verstehe von Ihrem Kauderwelsch nur die Hälfte. Habt Ihr in der Ostzone eigentlich kein Hochdeutsch gelernt?!"

Bodo (plötzlich akzentfrei sprechend, den Beichtstuhl verlassend, sich in Richtung Kirchausgang bewegend): "Natürlich können wir auch Hochdeutsch sprechen Hochwürden, ....das ist kein Problem Pater Pauli. Man muss uns nur darum bitten! Und noch was, ich soll Ihnen viele herzliche Grüße von Goldfinger bestellen. Über die Sache mit der Wanne sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wenn seine Strafversetzungs-zeit in Afrika vorbei ist, wird er Ihnen gerne die Beichte abnehmen."

<<<< Auszug aus der Pfarrchronik:" Am 02. April, einen Tag nach einer Nerven zermürbenden Beichte mit einem IM, reichte Pater Pauli eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ein. Pater Pauli wurde wegen einer schweren BURN-OUT Erkrankung 6 Wochen krank geschrieben >>>>>

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