Leuven
(Belgien, Flandern)
- Reisebericht - 

Einst erkundete ich eine Stadt, welche in Teilbereichen eine sehr schöne historisch mittelalterlich anmutende Atmosphäre hat, die leider aber auch stellenweise immer wieder durch modernistisch anmutende Architektur übel verfremdet wurde. Eine Verfremdung, welche ich damals etwas als Nachteil empfand, da einen die moderne kühle Architektur à la Bauhaus immer wieder aus dem Tagtraum herausreißt sich als Tourist dort im Mittelalter zu befinden.
Oder um es klar auszudrücken:
Wenn man beim Schlendern durch diese Stadt im Traum das Geräusch fahrender Pferdekutschen schon zu vernehmen meint, ist es schnell mit der Fantasie vorbei, wenn man um eine Ecke biegt und einen Fast Food Tempel der internationalen Systemgastronomie mit einem großen gelben "M" zu Gesicht bekommt.

Gut, ich gebe zu, dass diese Franchise-Fresstempel ökonomisch sehr erfolgreich sind, aber diese passen optisch weltweit nicht immer in die schon vorhandene natürlich gewachsene historische Stadtarchitektur. Weniger störend empfinde ich diese auf/an Autobahngaststätten, innerhalb von modernistischen Städten und in Freizeitparks. Dort erfüllen diese meiner Meinung nach auch ihren adipösen Sinn die Menschen unserer Welt phänotypisch in Rubensfiguren zu verwandeln.
Trotzdem, die Stadt Leuven (auch bekannt genannt als/unter den Namen: Löwen; Leeuwen; Louvain; Loevenne; Loven; Lovenne) mit ihren ca. 100.000 Einwohnern ist eine Reise wert.

Die Stadt liegt in westlicher Richtung ca. 100 km Luftlinie von Aachen entfernt in Belgien.

Die Stadtgegend wurde wahrscheinlich schon vor über 130.000 Jahren vom Hom(o)-sapiens besiedelt.
Ab dem 8ten Jahrhundert nC wurde das Gebiet christianisiert, ob es dies dort nun wollte oder nicht.
Auch die Wikinger versuchten dort damals schnelle Beute zu machen, wurden aber so um 890 n. Chr. herum vom König des Ostfrankenreichs Arnolf (Arnulf) von Kärnten in der legendären "Schlacht von Löwen" in die Flucht getrieben.
Nach der Einmarschierung deutscher Truppen am 19.08.1914 im
I. Weltkrieg kam es zu Massakern (und Brandstiftungen) durch die Besatzer an der Zivilbevölkerung.
Am 13.05.1940 waren die deutschen Invasionstruppen schon wieder da, was 1944 dazu führte, dass alliierte Truppen diese mit einem Bombenhagel dort zu vertreiben versuchten.

Im Zuge des I. und II. Weltkriegs wurden in Leuven nicht nur viele Menschen getötet, sondern auch tausende historische Kulturgüter (u.a. die Universitätsbibliothek; GPS Breite 50°52'41.48"N Länge 4°42'26.11"E; Ausmaße ca. 50 * 75 Meter) mit unzähligen Büchern mit teilweise 500-jähriger Historie) beschädigt und auch völlig zerstört.

Was kann man in Leuven als Tourist im Jahr 2021 z. B. finden/erleben?:

01. Das Rathaus:
(GPS 50°52'44"N 4°42'04"E)

An einem zentralen Platz (Grote Markt) steht das wuchtige Rathaus und heutige Sitz der Kommunalverwaltung aus dem 15. Jahrhundert (erbaut 1439 bis 1468 n. Chr.) mit seinen charakteristischen hohen Türmen. Das Gebäude ist mit Hunderten Statuen geschmückt, die einheimische Persönlichkeiten, biblische Gestalten, Heilige und ehemals betuchte Bau- und Stadt Mäzenen darstellen, die damals bereit waren einen ordentlichen Obolus zu hinterlegen, wenn nur sichergestellt war, dass das eigene Ganzkörper-Konterfei dort verewigt wird.

Beweist sich hier wieder einmal deutlich?:
"Wer das Geld hat, hat die Geschichte!"

Diese herrschaftliche teilweise gotische Gebäudearchitektur, welche man hier findet, gibt es aus diesen Baujahren in Deutschland eigentlich so fast nicht mehr in solch einer üppigen Ausprägung, wenn man mal von unserem Hamburger Rathaus -

(1886 bis 1897 n. Chr im Neorenaissance-Stil mit 112 Meter hohen Turm errichtet und besonders abends zu Zeiten des Hamburger Weihnachtsmarkt zur Besichtigung empfohlen; GPS Breite 53°33'2.44"N Länge 9°59'33.78"E)

- absieht, welches auch enorm kunstvoll und beeindruckend ist.
Das spätgotische Leuven-Rathaus ist aus dem 15ten Jahrhundert und spiegelt mit seinen unzähligen Skulpturen -

(angeblich 236 dargestellte Personen, die sich u. a. um die Stadt "verdient gemacht" haben, oder damals der festen Meinung waren, dass es für diese selbst unanzweifelbar so gewesen ist....)

- aus Stein eine Zeit wieder, in der die Geldquellen noch ordentlich reichlich sprudelten.

Wenn man sich einmal überlegt, was ein solches Gebäude heute bei uns in Deutschland oder in Belgien kosten würde, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass in Europa keine öffentliche Hand so etwas freiwillig finanzieren würde, von einigen Objekten mal abgesehen, bei denen die veranschlagten Baukosten bis zur Baufertigstellung auf wundersame Weise dann "völlig überraschend" explodierten. Oder um es deutlich zu sagen, diejenigen hoch qualifizierten politischen Würdenträger, welche als "Lichtgestalten der Ökonomie" die Bauaufträge unterschrieben, wurden in der Folgezeit kräftig über den Tisch gezogen, da diese die Kräfte und gnadenlosen Gesetzmäßigkeiten einer kapital- und gewinnorientierten Bau- und Marktwirtschaft noch nicht einmal ansatzweise verstanden hatten. Schon so manchem selbsternannten Finanzstrategen ist nach einiger Zeit das schlumpfige Grinsen schnell vergangen, wenn der Bau-Tycoon seines Vertrauens ihm mal klar gemacht hat, wer in welcher Situation das Sagen hat.

..........Zusätzlich hätte man bei uns das Problem überhaupt noch qualifizierte Bildhauer und Steinmetze zu finden, die heute noch so kunstfertig arbeiten können und zu bezahlbaren Löhnen und Entlohnungen auch möchten, wie es an vielen Gebäuden Leuvens damals gemacht wurde.

Leuven bewahrt ein Jahrhunderte altes kulturelles Erbe und hat seit 1425 nC eine Universität, welche die älteste Belgiens sein soll. Die Halle der UNI wird seit angeblich 1432 n. Chr. genutzt. War also schon zu einer Zeit bevölkert als die meisten Menschen noch glaubten, dass die Erde eine Scheibe ist. ....Diesbezüglich sei hier darauf hingewiesen, dass einige unserer ALU-Hüte tragenden Volksgenossen im Jahr 2021 schon wieder auf dem Weg zu solchen Weltvorstellungen sind ...., aber dies sei hier nur polemisch nebenbei mal so erwähnt.

Die Studenten strömen abends in die Stadt und die Kapazitäten der ausufernden Freiluftgastronomie sind auch durch den zusätzlichen Ansturm der internationalen Touristen schnell (z.B. auf dem Oude Markt) erschöpft. Es empfiehlt sich hier analog Holland als Tourist besser in der ausgewählten gastronomischen Einrichtung für das Abendessen vorher einen Tisch zu bestellen, da es sonst schnell geschehen kann, dass man als Spontan-Gast an der Tür vom Wirt abgewiesen wird, da alle Sitzplätze schon reserviert sind. Dies ist mir mehr als einmal widerfahren. ....Viele Gebäude sind nachts geschickt angestrahlt und verbreiten eine gemütliche Atmosphäre.

02. Der Beginenhof (Groot Begijnhof Leuven):
(GPS 50°52'18"N 4°41'51"E)

Ca. 3 Hektar Heimatmuseum, alte Klöster, Gärten, Parks und Begegnungsstätten. Bevölkert in der "guten (?) alten Zeit" von ca. 360 Beginen (fromme ledige Frauen, von denen die letzte angeblich 1988 verstarb) im 17ten Jahrhundert. Seine Ursprünge finden sich im 13ten Jahrhundert wieder. Heute ein Wohnheim /Wohnviertel u.a. für Studenten und Professoren, was durch die Dijle (Flussverlauf, welcher sich gemütlich murmelnd durch die Stadt schlängelt) optisch aufgelockert wird. Die Häuser wurden genauso wie die "Saint John the Baptist Church" (Sint Jan de Doperkerk, seit 31.03.2000 UNESCO-Weltkulturerbe; GPS Breite 50°52'17.13"N Länge 4°41'50.01"E) aus Sandstein errichtet.

03. Museum M:
(GPS Breite 50°52'43.96"N Länge 4°42'16.30"E)

Hier steht das "M" nicht für die o.g. Systemgastronomie!
Das 6500 m² große Museum soll nach ca. 100 Ausstellungen schon über 1.000.000 Besucher gehabt haben. Hier kann man u.a. sakrale Kunst aus dem 15ten bis 18ten Jahrhundert bestaunen, aber auch zeitgenössische Kunstwerke kommen nicht zu kurz.

04. Sankt-Peterskirche (Sint-Pieterskerk; St.Peter's Church):
(GPS 50°52'46"N 4°42'04"E)

UNESCO-Welterbe am Grote Markt.
Diese römisch-katholische Kirche hat ihre Bauursprünge vermutlich schon im Jahr 986 n. Chr. als Kapelle in Holzbauweise. 1176 n. Chr. brannte diese ab. Ab ca. 1425 n. Chr. begann man diese in Steinbauweise wieder aufzubauen. 1458 n. Chr. gab es dort schon wieder einen großen Brand. Im 15ten Jahrhundert (ca. 1497 n. Chr.) wurde diese dann im brabantinisch gotischen Baustil vollendet. Ihre Länge beträgt ca. 100 Meter.
1914 erneuter Brand, welcher das Dach einstürzen ließ. 1944 wurde im II. Weltkrieg die Nordseite durch Bomben zerstört. 1998 wurde der Chor in ein Museum umgewandelt. Ein sehr altes Kunstwerk ist dort ein Holzkopf aus dem 12ten Jahrhundert, welcher trauriger Rest eines im II. Weltkrieg verbrannten Kruzifixes ist. Beachtenswert sind auch die Gemälde von Dirk Bouts, welcher zwischen 1464 und 1468 n.Chr. entstanden sind und das Werk aus dem Jahr 1530 n. Chr. vom Leuvener Maler "Jan Rombouts the Elder".

05. Sankt-Michael-Kirche (Sint-Michiel Vredeskerk): 
(GPS Breite 50°52'34.40"N Länge 4°42'2.28"E)

Sie wurde in der Zeit von 1650 bis 1671 n. Chr. von den Jesuiten in Sand-/ Eisen-Sandsteinweise erbaut (andere Quellen verweisen auf einen Bauursprung aus dem 14ten und 15ten Jahrhundert) und soll eines der bedeutendsten Barockbauten innerhalb Europas sein. 1944 (10.05.1944 bis 11.05.1944) wurde diese im Verlauf des II. Weltkriegs durch Bomben schwer beschädigt. Einige historische Kunstwerke der Kirche befinden sich heute im Stedelijk Museum von Leuven.

06. Grote Markt:
(GPS 50°52'45"N 4°42'00"E)

Traditioneller Markt. Touristisch sehr belebter Markt, welcher seine Ursprünge im 14ten Jahrhundert hat und welcher einige sehr schöne Gebäude in gotischer Bauweise zeigt. Es sind reichlich Tavernen, Pubs und Restaurants vorhanden. Es gibt hier im Laufe des Jahres immer wieder kulturelle Veranstaltungen und touristische Belustigungen (u.a. Blumenteppich Transformation, Konzerte, gastronomischer Markt).

07. Oude Markt (alter Markt):
(GPS 50°52'41"N 4°41'58"E)

Studentisch, Jugend orientierter Markt mit sehr viel Gastronomie auf 170 Meter Länge und 30 Meter Breite.
Die Märkte Leuvens, wurde mir damals geflüstert, wären angeblich die "längste Bar Europas" und eine üppige Ansammlung von Studentenkneipen. ......Kann das sein, wo doch Düsseldorf "die längste Theke der Welt" für sich in Anspruch nimmt? ...

08. Kruidtuin (Hortus Botanicus Lovaniensis):
(GPS Breite 50°52'41.85"N Länge 4°41'25.09"E;
ca. 150 lang und 150 Meter breit)

300 Jahre alter ältester botanischer Kräutergarten Belgiens mit einem 450 m² großen Gewächshaus mit tropischen und subtropischen Pflanzen und Gewächsen. Die Anlage wurde 1738 n. Chr. u.a. für die Medizinstudenten angelegt.

Fazit:
Sehr sehenswerte Stadt!
Guter Ausgangspunkt ist das Park INN (GPS 50°52'52"N 4°43'03"E).Von da aus kann man schon nach 60 Metern den Hauptbahnhof erreichen, diesen durchschreiten und 1200 Meter weiter hat man schon das Rathaus bzw. das historische Stadtzentrum erreicht.Das sollte für fast jeden zu schaffen sein.

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