Aokigahara
恐怖の森
 Wald des Schreckens

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Prolog:
Sämtliche Personen-Schilderungen unter (s.u.) "Zwischengedanken" sind frei erfunden und dienen nur dazu, diese Story sozio-psychologisch abzurunden. Falls sich doch Jemand darin wiedererkennt, sollter er sich vielleicht die Frage stellen, warum dies so ist.
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Liebe Leser*innen,

das dichte japanische Waldgebiet Aokigahara, nahe dem Vulkan Fuji -

(Narusawa Fujikawaguchiko, District Minamitsuru, Yamanashi Japan; GPS Breite 35°27'52.07"N Länge 138°39'21.42"E)

- ist weniger als Erholungsgebiet und Zone explodierender Atom-kraftwerke bekannt geworden, sondern weltweit mehr als Selbstmörder Waldgebiet. Jahr für Jahr werden dort zahlreiche Tote gefunden. Vereinzelt wird sogar von ca. 100 Toten im Jahr gesprochen.

Seit Jahrhunderten fühlen sich selbstmordgefährdete Personen an-scheinend magisch von diesem Waldgebiet magisch angezogen.

Obwohl für uns in Europa dies vielleicht verwunderlich ist, entspricht es doch der traditionellen Beziehung mancher Japaner zum Thema Selbstmord.

Während in unserer Gesellschaft der Freitod seit Alters her sündhaft und unehrenhaft ist, wird/wurde er von vielen Japanern durchaus als ehrenvoller Abschluss (Seppuku, Harakiri) des eigenen Lebensweges angesehen.

Unzählige Menschen haben sich dort schon das Leben genommen.
Viele sind ins Unterholz gegangen und nie wieder aufgetaucht.

Es gab/gibt sogar Japaner, welche der heidnischen Ansicht sind, dass dort auch Waldgeister hausen und das sich regelmäßig Blüten von Waldpflanzen aufrichten, wenn wieder jemand dort aus dem Leben getreten ist.

In den Zeiten des ausklingenden Mittelalters, war es für die damaligen Japaner vereinzelt nicht ungewöhnlich, wenn dort Familienmitglieder, für die kein Essen mehr da war, gezielt in den Wald geführt wurden, um dort allein gelassen orientierungslos herumzuirren und zu sterben. Vor allem Senioren und Kinder wurden dort vor über 100 Jahren immer wieder ihrem gnadenlosen Schicksal überlassen.

Lieber Leser*innen,

auch dies ist, was absolut keine Entschuldigung sein soll, weltweit historisch nichts Ungewöhnliches und hat es schon in vielen vergangenen Kulturen, mit oft ohnehin heidnischer Volksreligion, gegeben.
Auch die Spartaner waren diesbezüglich "nicht von Pappe".
Lykurgos bzw. Lycurgus oder Lykurg (800 v.Chr. bis 730 v.Chr.), der mythische spartanische Gesetzgeber, soll ein Gesetz erlassen haben, dass Eltern verpflichtete ihr neugeborenes Kind einer Kommission von älteren Spartanern vorzustellen, welche nach einer Tauglichkeits-prüfung darüber entschieden, ob das Kind in die spartanische Volks-gemeinschaft aufgenommen wird oder in einer Senke des Taygetos-Gebirges (GPS: Breite 36°57'8.38"N Länge 22°21'2.15"E; Apothetai (Ἀποθέται)), zum Sterben verurteilt ausgesetzt werden musste.

Im antiken Griechenland und im antiken römischen Reich stand diese brutale Selektion dem Vater des Neugeborenen als Recht (patria potestas) zu. Frauen hatten im Sinne des Aristoteles diesbezüglich kein Mitspracherecht. Die altrömischen Geburtshelferinnen legten dem Vater direkt nach der Entbindung das Baby vor die Füße. Wollte der Vater das Kind haben, hob er es auf. Wollte er dies nicht, ließ er es liegen, was zur Aussetzung des Kindes führte. Schon Platon umschrieb dies in etwa wie folgt: "Angst vor Armut begrenzt die Anzahl der Familienmitglieder."

Sehr häufig wurden vor allem die weiblichen Säuglinge, selbst wenn diese gesund waren, ausgesetzt, wenn der Familie bzw. dem Vater die jahrelange Erziehung und die zukünftig anfallenden Heiratskosten als zu teuer erschien. Natürlich müssen wir hier nicht bis in die Antike zurückgehen. Auch heute noch gibt es solche widerlichen Auswahl-verfahren veranlasst durch Teile der Bevölkerung in manchen Staaten, welche sich selbst als zivilisiert bezeichnen.

Im Mittelalter wurden Selbstmörder bei uns mit einem Eselsbegräbnis (sepultura asinina) bestraft, u. a. da diese durch ihren Suizid öffentlich die Gnadenbereitschaft unseres Herrn verneinten. Die Toten wurden deswegen sogar oft noch einmal vor Gericht gestellt.

Heute geht man bei uns weniger von sündhaften Verhalten, als mehr vom Vorliegen einer schweren psychischen Störung aus.

Es soll im Aokigahara (Japan) regelmäßige Suchmannschaften geben, welche das Waldgebiet begehen und dort nach Toten und selbstmord-gefährdeten suchen. Inzwischen gibt es richtige Grabfelder im Wald, wo u.a. die Toten "an Ort und Stelle" gleich beerdigt werden. Hinweisschilder wurden auf Waldwegen aufgestellt, die diesbezügliche Notfalltelefonnummern gefährdeten Menschen anbieten.

Lieber Leser*innen,

was sind die Gründe für diese tragischen Vorfälle?

Einer der Gründe liegt sicherlich in einem fast krankhaften Ehren-kodex, der häufig vor allem Männer dort zum Selbstmord treibt, da diese "ihr Gesicht nicht verlieren" möchten, wenn Sie dieses aus persönlichen und/oder beruflichen Gründen zu verlieren glauben.
Der oft unmenschliche Arbeitsdruck, Perfektionismus, Erfolgszwang und Zwang zum Lernerfolg u. a. in Schule und Beruf, ist dort seit Jahrhunderten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen so groß, dass diese manchmal dies als einzigen Ausweg für sich selbst ansehen.

Es ergibt sich hier die Frage, wer eigentlich kränker ist. Die betroffene Person oder die Gesellschaft in der diese Person lebt.

Zwischengedanken:
Zum Thema "unmenschlicher Leistungsdruck" fällt mir eine Anekdote aus meinem Privatleben ein.
Ein alter Schulkollege sprach mich einst in der Innenstadt von München auf der Straße an, als wir uns rein zufällig dort begegneten und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon mitten in einem Gespräch, welches die schulische Entwicklung seines Sohnes zum Inhalt hatte.
Er erzählte mir, dass sein Sohn im Gymnasium (Privatschule) in der Oberstufe in seiner letzten Mathematik Klausur ein "sehr gut" geschafft hätte. Als der Sohn zu meinem ehemaligen Schulkollegen, also seinem Vater, mit der vom Lehrer abgezeichneten Eins nach Hause kam und ihm diesen Notenerfolg erwartungsvoll präsentierte, hätte dieser zu seinem Sohn gesagt:

"Eine Eins ist ja nicht schlecht, aber warum ist es denn nicht eine 1+ geworden, wie bei der letzten Klassenarbeit?"

Also ich weiß jetzt nicht, was sie lieber Leser bzw. liebe Leserin darüber denken, aber mich hat diese kaltherzige und Empathie lose Äußerung zunächst sprachlos gemacht. Da schafft das eigene Kind in einem Gymnasium, welches für seine hohen Leistungsanforderungen ohnehin schon stadtbekannt ist, eine hervorragende Note sogar in Mathematik und statt Anerkennung erhält es von seinem eigenen Vater mehr oder weniger einen Hinweis darauf, dass der Sohn sich durch die "eins" nach Berücksichtigung der vorherigen "eins plus" ja eigentlich leistungsmäßig verschlechtert hätte.

Das ist doch krank, oder?

Wenn man dafür sorgen möchte, dass der eigene Sohn irgendwann am Sterbebett des eigenen Vaters nichts mehr für diesen empfindet, oder wegen Depressionen irgendwann einmal in psychotherapeutischer Behandlung landet, dann muss man es genau so machen.
Nur nebenbei sei hier noch angemerkt dass der o.g. Vater Jahrzehnte später selbst wegen BURN-OUT langfristig krank geschrieben wurde.

Was ist das eigentlich für eine Gesellschaft geworden, wo selbst die Bestnote nicht mehr gut genug ist?

..... In einem bin ich mir absolut sicher.
Solche Eltern werden ihre Quittung irgendwann von ihren eigenen Kindern dafür präsentiert bekommen. In diesem Sinne ist das Leben zum Glück häufig gerecht.

Der Weg sollte das Ziel sein.

Es ist überlegenswert, ob die offensichtlich geleistete Anstrengung eines Kindes, eine Leistung zu erbringen, nicht höher zu bewerten ist, als das Erreichen des Leistungsziels selber.

Soweit ist unsere diesbezügliche europäische Leistungsgesellschaft oft gar nicht mehr von der asiatischen entfernt.

Liebe Leser*innen,

wenn man sich das alles so durch den Kopf gehen lässt, dann sind wir mit unseren BURN-OUT Fällen in der westlichen Welt, so schlimm diese für den persönlich Betroffenen auch sein mögen, noch einmal relativ gut weggekommen. Wer weiß aber, wie sich unsere Leistungs-gesellschaft zukünftig entwickeln wird.
Vielleicht geht es schon bald wieder in Richtung Mittelalter zurück?
Was heißt hier aber vielleicht?
Wenn ich täglich aus dem Fenster sehe oder das Fernsehen anmache, dann habe ich das persönliche Gefühl, dass wir weltweit schon auf dem starken Weg dahin sind.

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