Reisebericht
STEINZEIT

Menorca (Spanien)

Talayótica / Talayotic 


Liebe Globetrotter (m/w/s),
Liebe Freunde*innen der Steinzeit,

wenn man vom Ballermann 6 spricht, weiß jeder sofort was man meint.
Es ist das zurzeit Corona geschädigte Sauf-Areal auf Mallorca (Balneario 6, Carretera de l'Arenal, Palma, Spanien, GPS Breite 39°30'56.36"N Länge 2°44'42.59"E) was Mallorca im letzten Jahrzehnt weltweit leider bekannter gemacht hat, als die eindrucksvollen landschaftlichen und kulturhistorischen anderen Areale auf dieser schönen Insel.

Es ist schon ein Witz, dass ein klitzekleiner Strandabschnitt auf dieser großen Insel, wo ein paar Spezies jederzeit bereit sind, für rein zufällig (?) dort vorbei-laufende Paparazzi, eine Sangria-Strohhalm-Kinderschlauchboot-Sauf-Show abzuziehen, die Vor-urteile vieler Mallorca Verweigerer gegenüber dieser Insel oft mitbe-gründet.

Diese Vorurteile sind völliger Blödsinn!

Dies sage ich aus zahlreichen Reiseerfahrungen auf dieser Insel.

Aber soviel nur zu MALLORCA.

Was kulturhistorisch für mich weitaus interessanter in der Vergangenheit dort gewesen ist, ist die Nachbarinsel MENORCA.

Okay, auch da gibt es eine Party-kultur in kleinen überschaubaren Arealen. Aber diese Partyszene ist dort unbedeutender als die auf MALLORCA. Wobei ich aber auf eine Diskothek in absoluter privilegierter Top-Lage hinweisen möchte, die an der gesamten Mittelmeerküste absolut einmalig sein dürfte.

Es ist die Cova d'en Xoroi. (Urbanización Cala en Porter Carrer de sa Cova, 2 07730 Alaior Illes Balears; GPS Breite 39°51'56.50"N Länge 4° 7'58.69"E).

Respekt!

Hier hat jemand etwas in den Fels geschlagen, was sich wirklich sehen lassen kann.
Nicht kleckern, sondern klotzen war hier die Devise.
Die Höhlen-Disko ist in die Steil-küste bzw. die Klippen voll integriert worden. Steht man auf einer der Terrassen am Abschluss-geländer, geht es einen Meter weiter ca. 25 Meter senkrecht abwärts bis ins tosende Meer.

Unverbindliche Information:

Man konnte die gesamte Disko Höhlenanlage, wenn ich mich richtig entsinne, damals schon ab 11:30 Uhr für ein Eintrittsgeld von 8,50 Euro/Person besichtigen. Das Geld hat sich wirklich gelohnt!

MENORCA ist ca. 37 km Luftlinie von MALLORCA entfernt und hat ebenso wie MALLORCA belebte und einsame Gebiete.
Die Länge der Insel von West nach Ost beträgt grob geschätzt ca. 48 km und von Nord nach Süd ca. 23 km.
Gleich vorweg sei hier auf den Bericht in "Pater Pauli mysterious places 02" hingewiesen, welcher sich mit der "Cova des Coloms (Höhle der Tauben) beschäftigt, welche eine bei den Balearen-Touristen wenig bekannte Groß-höhle auf Menorca (Gemeinde "Es Migjorn Gran") in der Schlucht von Binigaus ist und deren Ausmaße schon ungewöhnlich sind. (Höhlenlänge > 100 Meter, Breite ca. 15 Meter, Höhe > 20 Meter; GPS Breite 39°55'58.29"N und Länge 4°2'19.93"E.)

Viele MENORCA Reisende interessieren sich leider für alles Mögliche, nur nicht für die dortigen weltweit einmaligen Relikte aus der Steinzeit. Dafür habe ich Verständnis, wenn ich dort nur an die vielen, oft noch nicht einmal touristisch über-laufenen, Meeresstrände denke. Vor Ort wird von der Tourismus-industrie mehr für Strand- und Bootsausflüge geworben als für die historischen Hinterlassen-schaften der sogenannten Talayot-Kultur.

Steinzeit allgemein:

Das Problem der Flintstones ist, dass diese uns außer Kratz Bildern keine großen schriftlichen Informationen aus Ihrer Zeit hinterlassen haben. Die alten Germanen hatten wenigstens Runen, die Ägypter Hieroglyphen und die Sumerer vor 5500 Jahren ihre Keilschrift. In den Höhlen der Steinzeit in Europa, Afrika und Asien fand man bisher nur einige Bilder, Symbole und geheimnis-volle Zeichen. In ca. 140 Höhlen in Frankreich konnte man aus dieser Zeit nur ca. 26 unterschiedliche Punkte, Linien, Kreise und Winkel-ähnliche Zeichen finden, die sicherlich vor 35.000 Jahren irgendetwas zu bedeuten hatten.

Nur was?

Der Steinzeitmensch war sicherlich nicht schreibfaul, nur hatte er kein Briefpapier.

Wenn Sie barfuß stundenlang auf der Jagd oder auf der Flucht waren, dann haben Sie auch kein großes Interesse mehr daran, noch etwas mühsam in einen Felsen zu hämmern, damit Ihre Nachfahren 30.000 Jahre später was zu lesen haben. Die Steinzeitmenschen lebten täglich die Dialektik:

These ---> Antithese ---> klärender Keulen Hieb.

Was soll man da groß für spätere Generationen aufschreiben? Die Lebenssituation war damals klar, brutal und überschaubar. Für eine tiefsinnige Philosophie in Art der alten Griechen hatte keiner Zeit. Man wurde vielleicht durch-schnittlich 30 Jahre alt und hatte andere Sorgen, als Lagerfeuer-geschichten in Felswände zu kratzen. Es ging von Geburt an tagtäglich ums nackte Überleben.
Zumindest geht aber die moderne Archäologie durchaus davon aus, dass die Steinzeitmenschen so etwas wie eine Naturreligion hatten, denn warum gaben diese sonst Grabbeigaben mit ins Grab eines Toten? Die Leichen wurden teilweise mit Grabbeigaben in Form von Keramikgefäßen, Glöckchen, Armreifen, Ketten und Messern bestattet. Es gibt Erkenntnisse, dass verstorbene anscheinend in den Grabhöhlen auch verbrannt wurden. Niemand gibt freiwillig wertvolle Dinge mit ins Grab und richtet die Gräber nach den Himmelsrichtungen und Sonnenwendepunkten aus, wenn er sich dadurch nicht etwas verspricht. Insbesondere geht der Ungläubige nicht hin und stapelt tonnenschwere Hinkelsteine wie Obelix übereinander um die Grabanlage für die Ewigkeit zu gestalten, wenn er damit nicht einen höheren spirituellen Sinn verfolgt. Wahrscheinlich gab es damals so etwas wie einen Glauben an ein Leben nach dem Tod.

Steinzeit auf MALLORCA:

Die prähistorische Talayot - Kulturströmung (Bronzezeit, Eisenzeit) kann man so grob in die Zeit vom 13ten bis 2ten Jahr-hundert vC datieren. Sie hat auf den Balearischen Mittelmeer-Inseln vielerorts ihre Handschrift hinterlassen und viele dortige Talayot (Turmbauten) zeugen von Ihrer einstigen dortigen Bedeutung. Auf MENORCA gibt es mindestens 32 archäologische Stätten dieser Steinzeitkultur. Nicht immer sind diese touristisch voll erschlossen und viele kann man auch kostenlos besichtigen. Dies liegt u.a. sicherlich auch daran, dass sich eine Zahl-Bude am Eingang diverser Anlagen aufgrund mangelndem Touristen-interesses wirtschaftlich dort nicht lohnen würde. Die Personal-kosten für die Anlagenaufsicht wären höher als die Einnahmen durch die Eintrittsgelder.

Interessant ist, dass sich die bekannten Steinzeitanlagen zu 90 Prozent vor allem auf der Südseite von MENORCA unterhalb einer gedachten Verbindungslinie zwischen den Städten/Gebieten/ Gemeinden Ciutadella, Ferreries, Alaior, Mao und Es Castell tummeln. Warum es darüber im Norden nur wenige Siedlungen/ Anlagen gibt, wurde bis heute nicht eindeutig geklärt. U.a. kann es natürlich auch daran liegen, dass man dort noch nicht richtig gesucht hat.

Beispiele für bedeutende Steinzeit-Stätten auf MENORCA:

01.
Poblat talaiòtic de Talatí de Dalt:
(Camí de Talatí 07712 Illes Balears; GPS Breite 39°53'34.39"N Länge 4°12'55.54"E)

Diese Siedlung wurde ca. ab dem 9.Jahrhundert vC gebaut und wurde noch bis ca. 300 nC bewohnt. Es gibt Untersuchungen, welche aber auch davon aus-gehen, dass man dort schon ab ca. 3.000 vC Ackerbau betrieben hat und das die gesamte Anlage sogar bis in das 13te Jahrhundert nC bewirtschaftet wurde. Man geht davon aus, dass dort durch-schnittlich 100 Menschen gewohnt haben. Nach der Eroberung MENORCAS durch die Römer um 123 vC folgte der allmähliche Niedergang der Siedlung. Seit 1997 sind hier Freilegungen/ Aus-grabungen durchgeführt worden. Dort findet man u.a. 2 natürliche Höhlen, welche wohl als Friedhof dienten, ein Zentral-Talayot (evtl. als Beobachtungsturm dienend), Säulenräume unter Deckstein-platten. Bei Ausgrabungen wurden punisches und römisches Geschirr und Amphoren gefunden sowie Keramik islamischer Herkunft.

02.
Sepulcre megalític de Ses Roques Llises:

Megalithanlage welche ca. um 2000 vC gebaut wurde. (GPS Breite 39°53'51.59"N Länge 4° 6'44.18"E)

03.
Necrópolis de cala morell:

Die Anlage liegt in der Nähe einer größeren Touristik-Siedlung und besteht aus 14 künstlichen Höhlen (Cuevas de Cala Morell), welche bis ca. ins zweite Jahrhundert nC als Friedhof verwendet wurde. (GPS Breite 40° 2'58.72"N Länge 3°52'56.75"E)

04.
Poblado de naviformes de Son Mercer de Baix /Poblat talaiòtic de Son Mercer de Baix:

(GPS Breite 39°57'16.36"N Länge 4° 0'23.30"E)

05.
Poblado Talayotico de Torre d'en Galmés bzw. Poblat Talaiòtic de Torre d'en Galmés:

(GPS Breite 39°54'7.66"N Länge 4° 6'52.52"E)

Die Blütezeit der Anlage soll so um ca. 1400 vC gewesen sein . Es gibt aber auch Hinweise, dass der Komplex in der Zeit von 250 vC bis 100 vC noch bewohnt bzw. benutzt wurde. Hier wurden Artefakte der Steinzeitmenschen gefunden. Man kann heute feststellen, dass die Bewohner dort damals Schafe, Ziegen, Kaninchen und Schweine hatten. Nachweisbar ist auch der Gebrauch/Verzehr/die Weiterver-arbeitung von Hafer, Weizen und Gerste.

06.
Poblado talayótico de Binissafullet:

(GPS Breite 39°50'45.11"N Länge 4°14'6.08"E)

07.
Poblado talayótico de Trepucó / Talaiot y Taula de Trepucó:

(GPS Breite 39°52'26.16"N Länge 4°15'55.52"E)

Diese Anlage wurde im 3ten Jahr-hundert vC. zerstört und hat eine Fläche von ca. 5.000 m².

08.
Poblado talayótico de Torralba d'en Salort /Salord:

(GPS Breite 39°54'45.07"N Länge 4° 9'49.67"E).

09.
Poblado talayótico de sa Torreta / Poblat Talaiòtic de Sa Torreta de Tramuntana:

(GPS Breite 39°57'59.78"N Länge 4°14'32.14"E)

10.
Binicodrell de Darrera / Poblado Talaiòtico de Binicodrell de Darrera:

(GPS Breite 39°56'38.93"N Länge 4° 2'39.31"E)

Das Steinzeitdorf bestand in der Zeit ca. von 850 vC bis 500 vC aus bis zu 6 Talayots (kegel-stumpf-förmige Turmbauten) von denen nur noch zwei heute vorhanden sind.

Steinzeit auf MALLORCA:

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es Steinzeit Siedlungen natürlich auch auf MALLORCA gibt.

Beispiele:

01.
Poblat talaiòtic de S'Illot:

Carrer Llebeig, 307530 Sant Llorenç des Cardassar Illes Balears;
(GPS Breite 39°34'6.90"N Länge 3°22'20.47"E)

Vom Tourismus eingekreiste Anlage.

02.
Talaiot Son Lluc:

(GPS Breite 39°37'37.48"N Länge 3°22'36.49"E)

03.
Talaiotische Siedlung von Sa Canova:

(GPS Breite 39°42'48.78"N Länge 3°15'45.73"E)

Diese Siedlung entstand zwischen 1300 vC und 1000 vC.

04.
Talaiot a lado de carretera /Talaiot de ses Llenques:

(GPS Breite 39°42'39.10"N Länge 3°15'49.90"E)

Fazit:
Wer Quatermain- und/oder Flintstones-Fan ist, kommt dort auf seine Kosten.


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