Das Totenhemd
hat keine Tasche!

- Satire - 


"Das Gut des reichen Menschen ist seine feste Stadt,
aber die Armen macht die Armut blöd
"
 
(vgl. Sprüche 10,15)
*****
Ist noch so verschuldet
des Bischofs Thron

Ruft den Pauli,
der regelt das schon
*****

Vorgeschichte:

Es begab sich zu einer Zeit, dass auch ich einmal zu einem kurzfristigen Finanzkommissar vom Bischof ernannt wurde, um die Finanzen einer fremden Pfarre zu sanieren, bei denen der Pfarrer den Karren, durch den leichtsinnigen Abschluss von Cross-Border Verträgen, ordentlich in den Sand gefahren hatte. Wobei kurz angemerkt sei, dass man diesen Glaubensbruder, um noch Schlimmeres zu verhindern, in die Mission nach Ushuaia zwangsversetzt hatte. Dort hatte dieser nun, wie damals unser hochseliger Vater Franziskus, ausreichend Gelegenheit den Pinguinen (inferiores et irrationabiles creaturas) zu predigen.

Nach Studium der dortigen Geschäftsbücher, welche aus einem in der Sakristei deponierten Wäschekorb, voll von unsortierten und teilweise nicht geöffneten, Jahre alten, Poststücken und Belegen bestanden, kam ich schnell zu der Erkenntnis, dass hier nur noch ein Wunder, oder eine ordentliche Erbschaft für unsere Glaubensgemeinschaft, helfen konnte. Der dortige Pfarrer hatte Cross-Border- und Swap Geschäfte getätigt, welche dazu führten, dass der Gemeinde nicht einmal mehr das eigene Gotteshaus gehörte. Dieses war an eine transatlantische Finanzheuschrecke im Rahmen eines "Sale-and-Lease-Back" Vertrages verkauft worden und die Gemeinde hatte dieses ehrwürdige Haus, für den Zeitraum von 30 Jahren, von diesen Finanzhaien zu einer Wucherpacht vertraglich zurück gemietet.
Es sei hier noch kurz angemerkt, dass auch die Orgel vom Pfarrer verkauft und dann zurück geleast wurde. Für jedes fromme Gesangsstück, welches in der täglichen Messe von der Orgel begleitet wurde, wurde eine vertragliche Benutzungsgebühr von 50 Euro zugunsten der Heuschrecke fällig. Weiterhin war eine Abnutzungsgebühr, für die der Gemeinde zur Verfügung gestellten Gebetbücher vertraglich vereinbart worden. Diese betrug 50 Cent je Messe und je Gebetbuch. Auch dieses Geld musste direkt an die Heuschrecke überwiesen werden.

Es war entsetzlich!

Ich hatte damals wirklich nicht den Hauch von einer Idee, wie man aus diesem Schlamassel, ohne dass Funk, Presse und Fernsehen davon Wind bekamen, wieder herauskommen konnte.
Ich war verzweifelt!
Bis mir der Zufall zu Hilfe kam.

Ich hatte damals einen guten Bekannten, nämlich Prof. Dr. Arminius Beutelschneider, welcher nicht nur als Professor im Priesterseminar für den sehr wichtigen Bereich der Erbrechtsvorlesungen zuständig war, sondern auch nebenberuflich als Notar noch eine eigene Kanzlei unterhielt.
Von diesem erhielt ich einen Anruf:

Beutelschneider: "Hallo Pater Pauli, ich habe da eine sehr interessante Sache für Sie."

Pauli: "Worum geht's denn?"

Beutelschneider: "Da steht eine Erbschaft für die Kirche zur Debatte!"

Pauli: "Pecunia non olet! Hört sich interessant an, aber lohnt sich der Aufwand?"

Beutelschneider: "Ich rede hier von ca. 35.000.000 Euro, angelegt in einem Textilindustrieunternehmen und in zahlreichen lastenfreien Wohn- und Geschäftshäusern!"

Pauli (nun mit deutlich interessierter Stimme): "Ich bin dabei! Was soll ich machen?"

Beutelschneider: "Die Witwe, Alleinerbin des Unternehmens liegt auf dem Sterbebett und möchte die "Letzte Ölung" inkl. Generalabsolution empfangen. Hat aber wohl einiges auf dem Kerbholz. Ihren handschriftlichen Entwurf für ein Testament habe ich von ihr schon am Krankenbett erhalten. Es fehlt nur noch deren Unterschrift darunter. Ich hole Sie besser gleich mit dem Wagen ab und wir fahren gemeinsam zu ihr, bevor es zu spät ist."

<<< Während ich damals mit dem Notar in Windeseile zum Sterbebett fuhr, teilte ich dem Professor noch mit, dass dieser aus Gründen des Beichtgeheimnisses an der Lossprechung leider nicht teilnehmen dürfe. Er solle besser im Nachbarzimmer warten, für den Fall, dass ich seinen Rechtsbeistand benötigen würde. Dies sagte ich wohl wissend der Tatsache, dass solche erbrechtlichen Dinge 100%tig juristisch korrekt ablaufen müssen, da es nicht ungewöhnlich ist, wenn nach dem Tod des Erblassers plötzlich regelmäßig Verwandte auftauchen, welche freche eigene Ansprüche stellen.
Als wir im Sterbehaus ankamen, blieb der Notar, wie besprochen im Nebenzimmer und ich eilte zum Sterbebett, wo mich die greise 97-jährige Unternehmerwitwe im Sterbebett liegend schon zu erwarten schien.>>>>

Pauli (zur Witwe): "Ich bin Pater Pauli. Sie haben mich rufen lassen. Wie geht es Ihnen?"

Witwe (mit sehr schwacher leiser Stimme): "Pater, es dauert nicht mehr lange....., ich habe noch einiges richtig zu machen......, werden Sie mir helfen?"

Pauli (voller Mitgefühl): "Liebe Tochter, wie kann ich Ihnen helfen?"

Witwe: "Ich möchte vorher noch die Beichte ablegen...., können wir anfangen?"

Pauli: "Ja, natürlich, wann war Ihre letzte Beichte?"

Witwe: "Am 08.05.1945 23:02 Uhr."

Pauli: "Wieso können Sie sich noch so genau an Uhrzeit und Datum erinnern? Das ist ja fast unglaublich."

Witwe: "Ach...das war direkt nach der Kapitulation, bei einem amerikanischen Militärpfarrer."

Pauli: "Da hatten Sie es aber eilig...., gibt es etwas von damals, was ich aus der Zeit davor von Ihnen wissen sollte?"

Witwe: "Wollen Sie das wirklich hören, Herr Pauli? Würde es der Sache heute dienen?"

Pauli: ".....Ähähhhh...ich glaube wir lassen das von Früher besser auf sich beruhen.... . Also, besinnen wir uns auf die Gegenwart. Was wollen Sie vor unserem barmherzigen Schöpfer beichten?"

Witwe: "Da war das doch mit dem Nadelöhr...., dass ein reicher Mensch Probleme bekommt, wenn sein Jüngster Tag gekommen ist...."

Pauli: "Niemand brauch sich seines Reichtums zu schämen, wenn er diesen aufrichtig selbst verdient oder geerbt hat."

Witwe: "Ja, aber das ist das Problem, der gesamte Reichtum meines verstorbenen Mannes ist auf windige Art und Weise entstanden....., verstehen Sie, Herr Pauli?"

Pauli: "Erzählen Sie mir Näheres!"

Witwe (schwer atmend und mit stockender Stimme): "Die ganzen Millionen hat mein Mann damals in der Ostzone gemacht......, mit Zwangsarbeitern...., die haben für uns Strümpfe und Bettwäsche hergestellt .........und wir haben das dann alles im Westen für den zwanzigfachen Preis weiterverkauft."

Pauli: "In der Tat, dass ist bedenklich gewesen, aber was haben die Ostler dafür an Lohn bekommen?"

Witwe: "So gut wie gar nichts........, das waren in den 70er Jahren ja alles Zwangsarbeiter......politische Häftlinge, die man wegen Republikflucht eingesperrt hatte....., die haben damals 14 Tage am Stück, 12 Stunden am Tag, ohne freien Tag....., auch samstags und sonntags....., in 3 Schichten unsere Waren herstellen müssen............., tja und der Lohn.........., das war nicht mehr als 40 Ostmark im Monat......damals., wenn überhaupt."

Pauli (tief durchatmend): "Bohhhh, das ist wirklich starker Tabak!"

Witwe: "Ja und das Nadelöhr.............wird es für mich groß genug sein?"

Pauli: "Na ja, so eine Öffnung ist in begründeten Sonderfällen vom Herrn durchaus mit flexibler Größe ausgestattet........., wie gesagt in begründeten Ausnahmefällen."

Witwe: "Ich würde alles tun um ins Himmelreich zu kommen!"

Pauli: "Wirklich alles?"

Witwe (sehr schwer atmend): "Ja, alles bin ich bereit zu geben.............und hoffe dabei auf die Gnade unseres Herrn."

Pauli: "Ich habe von Notar Beutelschneider so eine Andeutung bekommen......, ist da was Wahres dran?"

Witwe: "Ja, Hochwürden, ich möchte alles der Gemeinschaft der Gläubigen vererben.......einfach alles."

Pauli: "Alles unserer Gemeinschaft vererben zu wollen ist sicherlich ein lobenswerter Entschluss, aber es gibt da manchmal juristische Probleme mit weiteren Erbanspruchsberechtigten................, gibt es da welche?"

Witwe (verzweifelt und ohne Kraft in der Stimme aufstöhnend): "Ja,..........da gibt es noch einen Sohn."

Pauli: "So so.........einen Sohn?"

Witwe: "Aber der ist missraten....., der soll nicht bedacht werden."

Pauli: "Warum nicht?"

Witwe: "Der ist schon in jungen Jahren zum PUNKER geworden................, ist nach Berlin gezogen........... in die Hausbesetzer Szene ....., wir hatten nicht viel Freude mit ihm."

Pauli: "Doch nicht etwa auch noch nach Kreuzberg?"

Witwe (zwischendurch röchelnd und Schleim hustend): "Ja, er ist in die dortige BRONX gezogen........und der hat da eine Musikkapelle aufgemacht..........., ich glaube, deren Name war...RECK...bzw. die .........REAL ELECTRIC CHAIRS KREUZBERG....oder so ähnlich, das ist doch krank,...nicht wahr Hochwürden....,vollkommen krank, .....er hat viel....viel... Schande über uns gebracht....., er soll nichts davon bekommen, was mein Mann redlich verdient hat."

Pauli: "Was hat Ihr Sohn denn so zusammengesungen?"

Witwe: "Die haben schlimme Lieder über Leute wie Sie gesungen, Herr Pauli, wie:

.."Wer ständig in den Beichtstuhl rennt,
ist Member des Establishment" ...

...und

"....in ihren Soutanen-Taschen
stecken Cognac Flaschen."

..und noch viel schlimmer

"Was sollen wir von denen halten?
Was soll das alles sein?

Sie predigen uns das Wasser
und trinken selber Wein!"

Und das alles wurde auf Bühnen von meinem eigenen Fleisch und Blut gesungen. Herr Pauli, habe ich mich dadurch nicht mitschuldig gemacht, dass ich in seiner Erziehung versagt habe?"

Pauli (im ungehaltenen und leicht verärgerten Tonfall): "Machen Sie sich keine Gedanken darüber. Das waren doch typische Sprüche von diesem UNI-Satansbraten, diesem ...... 68er Rudi....Butschke oder Kutschke...oder so ähnlich...., eine ganze Generation hat der zu Nihilisten gemacht. Von dem stammen doch die Punker im Endeffekt alle ab. Typen, die alles bestreiten, nur nicht ihren Unterhalt. Gottlose Gesellen! Das ist reine Bauernkriegspropaganda aus dem Mittelalter. Thomas Müntzer wäre begeistert davon gewesen. Davon lassen wir Pfarrer uns doch heute nicht beeindrucken! Und was der Mutschke damals alles so zusammengeredet hat...., unglaublich....., man hat trotz Hochschulstudium kaum etwas davon verstanden.., die vielen Fremdwörter, die der gebraucht hat, unglaublich war das damals..... und manche glaubten damals es verstanden zu haben und fingen auch noch an Lieder zu schreiben......, wie Ihr Sohn.....und nun haben wir den Salat."

Witwe: "Ja, da bin ich ja jetzt doch etwas beruhigt, dass Sie das so sehen....., Herr Pauli."

Pauli: "Sie wollen ihn also enterben?"

Witwe: "Ja, das ist mein letzter Wunsch..............., alles soll die Kirche bekommen., alles......, ........Pater !!!, ich sehe eine Treppe...., eine weiße Treppe....., da ist oben eine Tür...., alles weiß..., alles ...,...das Nadelöhr."

Pauli (deutlich an den Novissama verba erkennend, dass die Witwe langsam ins Delirium fiel): "Ein Moment bitte!"

<<< Ich sprintete vom Sterbebett zum Nachbarzimmer, wo der Notar, mit einem Taschenrechner beschäftigt, tief versunken und mit einem glückseligem Gesichtsausdruck voller Vorfreude bereits in der Gebührenordnung für Rechtsanwälte und Notare stöberte, schon auf mich wartete >>>>

Pauli (mit aufgeregt leiser Stimme zum Notar): "Die will noch vorher Ihren Sohn enterben und ihr transsubstanzieller Transit steht unmittelbar bevor!"

Beutelschneider: "Transsub..,....Was für ein Transit?"

Pauli: "Na sie wird gleich hochgebeamt, sie sieht schon die weiße Treppe!"

<<< Aus dem Sterbezimmer hörte man im Hintergrund eine Stimme laut "Das Nadelöhr, das Nadelöhr kommt immer näher!!" schreien >>>

Beutelschneider (zurück flüsternd): "Das geht nicht so einfach! Der hat Anrecht auf seinen Pflichtanteil!"

Pauli: "Ist da nichts zu machen?"

Beutelschneider: "Neeee, der müsste schon versucht haben, die alte Dame umzubringen, damit wir den vollständig enterben können. Selbst wenn der sich bei der 20 Jahre lang nicht gemeldet hat, steht dem sein Pflichtanteil trotzdem zu."

Pauli: "Scheibenkleister!"

<<<<Ich begab mich zurück zur Sterbenden >>>>

Pauli: "Äähhhh, also den Pflichtanteil können wir ihren Sohn nicht nehmen......, aber der Rest kann an unsere "Gemeinschaft der Gläubigen" rechtswirksam vererbt werden..., sind Sie damit einverstanden?"

Witwe (nach Minutenlangem überlegen): "Hochwürden, wenn es nicht anders geht, dann will ich mich nicht sperren."

Pauli: "Liebe Schwester, bevor ich Dir das Sakrament der Letzten Ölung spende, musst Du noch einen Vertrag unterschreiben........., ich hoffe Dir ist das klar?"

Witwe: "Ja,.........es soll wohl so sein, aber ich ......, ich......, ich habe nicht mehr genug Kraft meine rechte Hand zur Unterschrift zu bewegen....., ich bin einfach zu schwach."

Pauli: "Ähhhh,..... ich werde eine Lösung finden.., einen Moment bitte."

<<<Ich rannte zur Tür und rief den Notar herein >>>>>

Pauli (flüsternd zum Notar): "Haben Sie alle Dokumente vorbereitet?....Sie will unterschreiben....., aber da ist noch ein Problem..., sie kann Ihre Hand nicht mehr bewegen, da schon alle Lebenskraft aus Ihr gewichen ist."

Beutelschneider: "Tja, dann geht das eigentlich nicht mehr........, es sei denn......."

Pauli (mit leiser eindringlicher und ungeduldiger Stimme): "Es sei denn, was?"

Beutelschneider: "Jemand führt Ihr die Hand bei der Unterschrift.........., aber ich habe das alles nicht gesehen.........., Pauli, dass sag ich Ihnen gleich........., damit will ich nichts zu tun haben..,es geht hier um das alte Problem der Testierfähigkeit,...nebenbei muss sie die Unterschrift auch im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte leisten und davon kann hier ja wirklich nicht mehr..............."

Pauli (den Redefluss unterbrechend): "Okay.........., geben Sie mir das vorbereitete Testament ...., ich regle das........und Sie warten besser vor der Tür!"

<<<< Nachdem die Witwe das Testament unterschrieben hatte, reichte ich dieses an den Notar zur amtlichen Beurkundung weiter. Selbstverständlich erhielt die Sterbende danach die nötigen Sakramente von mir, den diese hatte sich die Erblasserin wirklich verdient >>>>

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