Solingen
(
Schloss Burg an der Wupper)
- Reisebericht -

Liebe Leser*innen,

wer hätte das gedacht, dass es in der Nähe des Ruhrgebiets, in den diversen dortigen ehemaligen Malocher-Metropolen, zahlreiche gut erhaltene Schlösser und auch Burgen gibt.

Eine der schönsten Burganlagen - oben auf einer Bergspitze -
ist dort sicherlich "Schloss Burg an der Wupper" (GPS Breite 51° 8'14.96"N Länge 7° 9'8.37"E). Ein Besuch lohnt sich hier auf jeden Fall, da die Burg oberhalb des Flusses Wupper schön restauriert wurde.

Geschichte der Burg:

1133 n. Chr. beginnt "Graf Adolf I von Berg" (oder war es Adolf der II?) die Burganlage aufzubauen, da diese der neue Lebensmittelpunkt seiner Familie werden soll.

An dieser Stelle sei gleich darauf hingewiesen, dass an den mittelalterlichen Burgen in Deutschland automatisch auch Burgrechte für den Burgherrn gekoppelt waren, welche die Erbauer manchmal mehr interessierten als das Bauwerk selbst.

Irgendwann so um 1218 nC herum kommt der Nachfolger Adolf III auf einem Kreuzzug in Ägypten ums Leben. Dies nutzte sein Bruder Engelbert, als damaliger Erzbischof von Köln, schamlos dazu aus um sich die "Grafschaft Berg" einzuverleiben.

Es wird gemunkelt, dass es diesbezüglich damals nicht mit rechten Dingen zuging, was in dieser Zeit aber nicht verwunderlich war, da Lug und Betrug innerhalb der Kaste der Herrschenden über Jahrhunderte so etwas wie Brauchtumspflege war. Nebenbei war es normal, sich nach einer gewissen Wartezeit das Eigentum von Kreuzfahrern und/oder Pilgerern anzueignen, da man im Kreis der zurückgelassenen Familienangehörigen davon ausging, dass viele von ihren Wallfahrten und Pilgerreisen ohnehin nie lebend zurückkehren würden.

Ab 1216 n. Chr. kam es zur Erweiterung der Anlage durch den Grafen Engelbert II, welcher 1225 n. Chr. Mordopfer einer Verschwörung wurde, an der sein Vetter "Friedrich von Isenburg" angeblich beteiligt war. Schon damals wurde selbst dem Einfältigsten klar, dass man innerhalb der eigenen buckeligen Verwandtschaft nicht immer mit christlicher Nächstenliebe rechnen kann.

1289 nC:
Siegfried von Westerburg (Kölner Erzbischof) wird unfreiwilliger Kerker-Gast auf der Burg nach der "Schlacht von Worringen" im Jahre 1288 nC, welche als eine der größten historischen Schlachten des europäischen Ritterwesens in die Geschichte einging. Da der ehrwürdige "Graf Adolf V. von Berg" als einer der Sieger aus dieser blutigen Keilerei hervorging, nutzte er sein Sieger-Vorrecht den besiegten Erzbischof von Köln (Siegfried von Westerburg) als Häftling in der Burg begrüßen zu können.

Ab ca. 1380 nC wird die Burg zu einem Jagdschloss umgewandelt, da diese als Schutzburg keinen ausreichenden technisch-militärischen Wert mehr hatte.

Ab ca. 1539 nC trieb sich eine gewisse "Anna von Jülich Kleve Berg" (22.09.1515 bis 16.07.1557) auch eine zeitlang als Königin von England und eine der Ehefrauen Heinrich VIII (28.06.1491 bis 28.01.1547; England; 6 Ehefrauen insgesamt), auf Schloss Burg herum. Vielleicht war dieser der Aufenthalt in den dortigen nasskalten Gemäuern angenehmer, als mit der ständigen Gefahr zu leben, von ihrem Gatten in England hingerichtet zu werden.
Schon kurz nach ihrer ersten u.a. von Cromwell eingefädelten Begegnung mit Heinrich VIII soll dieser diese enttäuscht abfällig als "flämische Stute" bezeichnet haben.
Anna hatte im Gegensatz zu zwei anderen Ehefrauen Heinrichs aber richtig Glück. Der enttäuschte Heinrich ließ die Ehe mit ihr schon am 09.07.1540 wieder annullieren.

1618 nC bis 1648 nC:
Während des Dreißigjährigen Krieges wechselt die Burg mehrfach die Besatzer. Auch schwedische Truppen machen sich dort breit und verwenden die Liegenschaft als Truppenlager. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges werden große Teile der Burg (ab ca. 1648 n. Chr.) zerstört.
Napoleon Bonaparte kassiert das Herzogtum Berg 1806 n. Chr. ein und im Zuge von Verwaltungsreformen verlor die Burganlage wahrscheinlich auch viele ihrer Burgrechte. Der Versuch der französischen Verwaltung das Gemäuer ab ca. 1811 n. Chr. zu verkaufen schlug fehl, weil sich niemand fand, der sich diesen Kostenklotz ans Bein binden wollte.

1815 n. Chr. ging das Eigentum an Schloss Burg mit dem Herzogtum Berg an den Staat Preußen über. Die Preußen entlarvten sich in der Folgezeit als Kulturbanausen, da diese die Burg als eine Art Baustoff-quelle für andere Bauprojekte verwendeten.
Ab dem Jahr 1850 kann man bei der Anlage nur noch von einer Ruine sprechen.
1887 beschließt der Vorgängerverein des (ab 1893) späteren "Schlossbauverein Burg an der Wupper e.V." die Burg wiederaufzubauen. Mit den Wiederaufbauarbeiten wird ab 1890 begonnen. Die Finanzierung erfolgt u. a. ideenreich durch Lotterien und Spenden.
Ab 1894 wird dort ein Museumsbetrieb für die Öffentlichkeit angeboten. Zu sehen sind dort u. a. Gemälde, Waffen, Ritterrüstungen und Möbel.
1899 gab sich Kaiser Wilhelm II dort die Ehre und beglückte die Solinger dort mit seiner Anwesenheit. U.a. hatte dies zur Folge, dass danach die Gelder zur Restaurierung nun reichlicher vorhanden waren und die Arbeiten 1914 abgeschlossen werden konnten.
1920 kam es dann zu einer Feuersbrunst bei der die Dachgeschosse und das Museum zum Opfer der Flammen wurden.
U.a. die Stadt Solingen ließ sich davon aber nicht entmutigen und die Anlage wurde in den Folge-Jahrzehnten pö a pö wieder aufgebaut.
Aktuell ist die Burg, auch wegen ihrer kulturellen Veranstaltungen (Marktveranstaltungen; Adventsbasare, Kunsthandwerker-Präsentationen, Märchenfeste, Hexenfeste, Ritterfeste, Mittelalter-märkte, Gaukler-Festival) und anderer Angebote ein überregionaler Besuchermagnet geworden.
Für kulinarische Genüsse ist vor Ort gesorgt. Niemand wird verhungern.
Gerade in den Abendstunden zu Event-Markt-Zeiten, wenn die Sonne untergeht und im Innern der Burg die Beleuchtung eingeschaltet wir, erstrahlt die gesamte Anlage in einer romantischen mittelalterlichen Atmosphäre.
Der Eintrittspreis ist gut investiertes Geld, da man eine Menge dafür vor Ort zu sehen bekommt.
Schon im Vorfeld eines geplanten Besuchs sei darauf hingewiesen, dass die PKW-Parkplatz-Situation an Aktionstagen dort eng werden kann und man notfalls gut zu Fuß sein sollte. Es gibt auch eine Seilbahn, welche man vielleicht verwenden kann, wenn man tief unterhalb der Burganlage im Dorf an der Wupper parkt.

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