San Phra Phum

- Thailand -

- Reisebericht -


 
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn Ihr einmal durch Thailand reist, werdet Ihr an den "Schreinen der Erdgeister - San Phra Phum" nicht vorbeikommen.


Es handelt sich um kleine buddhistisch animistische Tempel, welche häufig auch im hinteren Bereich der Touristen Strände zu finden sind, sodass sich der Pauschaltourist nur wenige Schritte von seiner Sonnenliege bzw. von seinem Bierglas entfernen muss, um diese begutachten zu können.


Gleich vorab sei darauf hingewiesen, dass der bierbauchige Klischee Tourist hier seitlich keinen Automaten-Geldeinwurf findet, indem man einen Euro bzw. 50 Satang einwerfen kann, damit sich die vermuteten Automatenfiguren im Schrein eine Minute lang im Kreis bewegen. Es gibt so einen Geldschlitz nicht! Hier handelt es sich um eine religiöse Anlage!
Auch sollte vor Ort niemand auf die Idee kommen irgendwelche verschlossenen Getränkedosen, welche man vielleicht im Schrein entdeckt hat, mitzunehmen und zu trinken. Dies sind dort platzierte ungekühlte Opfergaben, welche nicht zum Verzehr von Teutonen gedacht sind.


Traurig, dass man das immer wieder erwähnen muss!


Ja, man sollte im Auslandsurlaub vor Ort auch die Kultur der jeweiligen Destination erkunden und sich schon vor Antritt der Reise auf diese besser vorbereiten!


Ich sage es laut und deutlich an dieser Stelle, auch wenn vielleicht niemand Interesse hat, im Urlaub eine diesbezügliche Besichtigung zu machen:


"Man lebt nicht nur vom Bier allein! Etwas Kultur muss sein!"


In diesen kleinen Volkstempeln (auch zu finden z.B. in Laos, Kambodscha und Vietnam), welche man mit einer "Mutter Gottes" Figur versehen, in vergleich-barer Weise z.B. auch in süddeutschen oft abgelegenen gebirgigen Bereichen findet, werden Trink- und Speiseopfer von den Gläubigen den unzähligen Orts-Geistern geopfert.


Die "San Phra Phum"-Geisterhäuschen findet man in Thailand vielerorts in Holz- oder Gipsbauweise errichtet. Deren Größe variiert stark zwischen Puppenstube und Einfamilienhaus.


Es gibt Buddhisten, die der Ansicht sind, dass das jeweilige San Phra Phum um so größer sein muss, um so mehr man die örtlich betroffenen Geister durch Eingriffe in die Natur (z.B. Baumaßnahmen) verärgert hat. Hier kommt mir sogleich der Gedanke, wie groß ein solches Geisterhäuschen ausfallen müsste um die Geister für den Braun-kohletagebau ausreichend zu entschädigen. Würde ein Schrein von der Größe des Burj Kalifa (Dubai) ausreichen?


Das Wort "Phra Phum" beschreibt eine Geistergruppe und kein örtlich gebrautes Starkbier!


Diese "Schreine der Geister der Erde" sind den eigenen Ahnen (gestorbenen Familienmitgliedern) und Naturgeistern gewidmet, welche nach Ansicht religiöser Thailänder für das individuelle Glück und Unglück im Leben mitverantwortlich sind. Sobald ein strenggläubiger Thailänder (w/m/s) ein neues Haus errichtet (oder auch ein Hotel, bzw. ein staatliches Verwaltungsgebäude), dringt er nach seinem Glauben automatisch in die Wohnorte der dort "lebenden" Geister (Phi) ein und bedrängt diese dadurch im gewissen Sinne. Zur Besänftigung der Geister, baut er in der Nähe eines solchen neuen Hauses dann ein Geisterhäuschen auf, damit die vertriebenen Geister sozusagen ein kleines Ersatzhäuschen erhalten, welches sie für die Baumaßnahme und den Verlust ihrer geisterlichen Heimat entschädigen soll. Natürlich muss ein Brahmane oder ein Priester dieses Häuschen im Rahmen einer religiösen Zeremonie erst einweihen.


In diesen spirituellen Puppenhäuschen werden manchmal kleine menschenähnliche Puppen eingebracht, welche u.a. die verstorbenen Ahnen / Verwandten symbolisieren sollen. Der Abbrand von Räucherkerzen -


(in unseren heimischen Kreisen nehmen wir stattdessen Wachskerzen oder, man mag es kaum erwähnen wollen, dekadente LED-Licht-Kerzen oft aus asiatischer Massenproduktion)


- an diesen Kleintempeln soll die Ahnen und Erdgeister den dort Lebenden gegenüber gefällig stimmen.


Zu finden sind diese Häuschen manchmal auch an anderen spirituellen Plätzen, wie z.B. vor Höhlen, an Seen und an Verkehrs-Unfall-Schwerpunkten. Bezüglich dieser Aufstellung an Verkehrs-Unfall-Schwerpunkten sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass an solchen Stellen auch bei uns in Deutschland immer wieder Kreuze von gläubigen Anwohnern aufgestellt werden (z.B. im Sauerland häufig an Bäumen).


Weiterhin gibt es in esoterischen Kreisen in Deutschland auch Menschen, welche sich einen Geisterjäger bestellen, welcher vor dem Bezug eines gebrauchten Hauses, dieses durch rituelle Handlungen von Ahnen- und Erdgeistern befreien soll. D.h., man braucht sich über solche religiösen Handlungen in Thailand erst gar nicht "lustig machen", da man gar nicht weit gehen muss um ähnliches bei uns zu Hause zu finden.


Fragt mal eure Nachbarn.


Vielleicht haben diese auch vor Bezug ihres Hauses die Ghostbusters bestellt?


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