Öckerö
(Schweden)
 - Reisebericht -


Liebe Globetrotter,

was wissen wir über Schweden?

Nicht viel?

Okay, lasst uns darüber reden.

Also, da gibt es einmal dieses große blau-gelbe Möbelhaus mit dem Elch und außerdem wird noch aktuell berichtet, dass da angeblich jedes zweite Kind mit Vornamen Alice, Noah, Maja oder William heißt.

Komisch!

Seit der schwedischen TV-Serie "Die Kinder von Bullerbü", war ich immer von Bosse, Lasse, Lisa, Inga, Britta und Ole ausgegangen.

Aber egal, der schmackhafte Elch entschädigt für alles und wahrscheinlich bin ich ohnehin vom Bullerbü-Syndrom befallen.

Das Tolle an Schweden sind u.a. die vielen kleinen Inseln. Es sollen tausende sein und allein die Hauptstadt Stockholm (Gründung 1252nC; GPS Breite 59°19'42.17"N Länge 18° 4'7.61"E) soll auf 14 Inseln errichtet worden sein.
In Schweden findet man zahlreiche Stätten der Steinzeit, Petroglyphen (Hällbilder), Runen-Steine und Schutzburgen. Z.b. die Eketorp Burg, welche ab dem 4ten Jahrhundert nC bis ca. 1240nC als Schutzburg, Garnison bzw. Thing gebraucht wurde. Die Ausdehnung dieser Burganlage kann man hervor-ragend aus "Google earth" heraus betrachten, wenn man auf eine Sichthöhe von 210 Metern geht (GPS Breite 56°17'43.75"N Länge 16°29'9.82"E).

Das klang seinerzeit so spannend für mich, dass ich mich auch einmal nach Schweden begab um mich mal dort umzusehen.

Also ging es nach Öckerö.

Öckerö nennt sich eine Gemeinde in der Schweden Provinz Västra Götalands län.

Der Hauptort der Gemeinde ist Öckerö und die Inselbe-völkerung wird auf ca. 13.000 Menschen geschätzt. Eine Straßenverbindung zum Festland scheint es nicht zu geben, sodass man sich mit einem Schiff dahin bewegen muss, was durch die teilweise kostenlosen Fährdienste erleichtert wird. Was sollen die Behörden auch anders machen? Wenn die dort auch noch Fährgeld nehmen würden, würden da wahr-scheinlich alle wegziehen. Der historische Höhepunkt muss hier wohl die mittelalterliche Wikingerzeit gewesen sein, oder der Tag an dem der Frieden zwischen Dänemark und Norwegen damals dort geschlossen wurde. Im Laufe der Geschichte wechselte der Besitz an der Insel von den Norwegern an die Dänen und ab 1658nC an die Schweden. Das Gold, welches man in Alaska schürfte, waren hier immer schon die Herings-schwärme. Öckerö soll auch ein beliebter Badeort sein, was bei den dortigen Wassertemperaturen auf eine körperlich abgehärtete Bevölkerung ersten Grades hinweist, die weder Sturm noch Kälte schrecken kann.
Ca. 590 km Luftlinie von Berlin entfernt gibt es dort ein seltsames Museum -

(Bygdevägen Hembygdsgården lautet die dortige Straße, glaube ich; GPS Breite 57°42'24.36"N Länge 11°38'44.86"E)

- auf der Insel Öckerö im Kattegatt, welches man überall in Schweden erwartet hätte nur nicht an diesem recht einsamen Ort, an sich fern der Massentourismus-Routen.

Hembygdsgården besteht aus einigen rot angestrichenen Häusern. Angeblich sind zwei von diesen über 200 Jahre alt. Besichtigen kann man dort: Bootshaus, Scheune und eine historische Waschküche.

Als ich damals dort war, wurden wir in ein Haus eingeladen und bekamen an einem großen Familientisch mit brennendem Kerzenschmuck auf weißer Tischdecke Kaffee und Gugelhupf zur Begrüßung kostenlos angeboten. Ich erinnere mich noch gut an die misstrauischen Gesichter meiner mitreisenden Landsleute, welche aus unserem Heimatland solche Gast-freundschaft in Schweden, wenn auch dort sicherlich mit touristisch kommerziellen Hintergedanken, nicht erwartet hatten. Fast alle setzten sich brav auf die Stühle vor dem Gabentisch, behielten ihre dicken Winterjacken aber vor-sorglich an, vielleicht um rechtzeitig aus dem Haus vor den Nachfahren der Wikinger flüchten zu können. An den Wänden waren große, schwarz weiße, ovale Porträtaufnahmen von Familienmitgliedern aus der Urzeit aufgehängt. Die schweren Bauernschränke der Gaststube waren mit ebenso schwerem Porzellan gefüllt.

In den dortigen Museumshäusern hat man gefühlt alles ausgestellt, was sich in den Rumpelkammern der Inselbe-wohner so im Laufe der Jahrhunderte angesammelt hat. Vieles schien haarscharf am Aschentonnennschicksal noch einmal vorbeigekommen zu sein. Unzählige mehr oder weniger historische Artefakte/Relikte aus dem Bereich der Land-wirtschaft, Zimmerei und Fischerei usw. wurden dort mehr oder weniger sinnvoll optisch platziert zur Schau gestellt.
Interessant waren die alten Wanduhren, historischen Bücher, Remington-Noiseless-Schreibmaschinen (QWERTY), guss-eiserne Zimmeröfen, unzählige Radio-Volksempfänger und Schallplattenspieler, Röhren-TV-Geräte, dreirädrige Klein-KFZ, Fahrräder, Siemens-Elektroherde gefühlt aus der Zeit der Ming-Dynastie, Webstühle, Traktoren, massive Holz-Betten (sicherlich auch als Sarg später weiter verwendbar *1)), historische Werkzeuge der Schreiner und Zimmerer und Bilder aus dem Bereich der Devotionalien-Kunst.

Ca. 120 Meter entfernt ist die "Öckerö gamla kyrka" (historische Kirche) mit großem Friedhof, welche man ebenfalls besichtigen kann. Drinnen war u.a. Dekoration (Altarschmuck) vorhanden, welche mich damals stark an die Zeichen von Freimaurern erinnerte. Die Decke war künstlerisch sehr schön gestaltet.

Fazit:
Ganz lustiger Ort. Besser dort verweilen, als zu Hause gelangweilt rumzuhängen.
*1) Kleine schwedische Sprachlehre:
- Sarg = Kista
- Beerdigung in einem Eichensarg = Begravning i en ek kista
- Ich möchte hier nicht begraben werden = Jag vill inte bli begravd här

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